1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Film

Golden Globes mit Message

9. Januar 2017

Es war eine flotte Unterhaltungsshow, dafür sorgte Moderator Jimmy Fallon. Aber es gab auch politische Botschaften. Bewegt zeigte sich das Publikum von der Rede von Meryl Streep, die offen Kritik an Donald Trump äußerte.

USA Golden Globes 2017 Meryl Streep
Bild: Reuters/NBC/P. Drinkwater

Die Verleihung der 74. Golden Globes begann mit einer technischen Panne. Kein Problem für den Entertainer Jimmy Fallon. Den Ausfall des Teleprompters überspielte er spontan und witzig - danach nahm er den zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump auf die Schippe.

Die Hauptfigur des Films "Florence Foster Jenkins" sei die schlechteste Opernsängerin aller Zeiten gewesen, meinte Fallon unter anderem, doch selbst sie habe es abgelehnt, bei der Amtseinführung von Donald Trump aufzutreten. In der Tat ist es schwierig, einen gefragten US-Künstler zu finden, der Lust hat, Trumps Amtseinführung musikalisch zu begleiten.

Es war übrigens kein Zufall, dass Fallon ausgerechnet "Florence Foster Jenkins" ins Spiel gebracht hat. Denn die Darstellerin der selbsternannten Operndiva, Meryl Streep, saß im Publikum und erwartete die Verleihung eines Ehrenpreises für ihr Lebenswerk.

Streep: "Gewalt animiert zu Gewalt"

Als sie den Cecil B. Demille-Preis unter Tränen entgegennahm, hielt auch sie eine engagierte Rede gegen Trump. "Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle", sagte die 67-jährige Schauspielerin. Der eindrücklichste Auftritt des Jahres sei für sie nicht in einem Film gewesen, sondern, als Trump in einer Wahlkampfrede die Bewegungen eines körperlich Behinderten nachgeäfft habe. "Es hat mein Herz gebrochen, als ich es gesehen habe, und ich kann es noch immer nicht aus meinem Kopf bekommen. (...) Dieser Instinkt, andere zu demütigen - wenn es von jemandem in der Öffentlichkeit vorgemacht wird, von jemand Mächtigem - zieht sich in den Alltag von uns allen." Schließlich gebe das anderen Menschen vermeintlich die Erlaubnis, dasselbe zu tun: "Respektlosigkeit lädt zu Respektlosigkeit ein, Gewalt animiert zu Gewalt."

Vom Publikum im Saal und von ihren Kollegen erhielt Streep großen Zuspruch. Trump selber äußerte sich erwartungsgemäß abfällig über Meryl Streeps Auftritt. In einem Telefoninterview mit der "New York Times" meinte er, er sei von Streeps Kritik nicht überrascht und bezeichnete sie als "Hillary-Freundin" - in Anspielung auf seine frühere Rivalin Hillary Clinton. Desweiteren sei er schon mehrmals von "liberalen Filmleuten" attackiert worden.

Gemeinsam gegen Trump

Auch andere Preisträger zeigten in ihren Dankesreden Flagge. So sagte die französische Schauspielerin Isabelle Huppert, dass man nicht erwarten könne, dass das Kino Mauern und Grenzen errichtet: "In diesem Saal sitzen Menschen aus aller Welt, aus China, Amerika und Europa."

Hommage an den Jazz und die Musical-Filme der 1950er Jahre: "La La Land"Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Robinette

Der britische Schauspieler Hugh Laurie, der für seine Nebenrolle in dem Krimi "The Night Manager" ausgezeichnet wurde, scherzte, er fühle sich geehrt, zu den Siegern der letzten "Golden Globe-Verleihung in der Geschichte" zu gehören. Er wolle nicht pessimistisch sein, witzelte Laurie weiter, müsse aber daran erinnern, dass die Verleihung die Worte "Hollywood", "Ausland" und "Presse" in ihrem Titel trage - Letzteres ist dem zukünftigen US-Präsidenten auch schon mal ein Dorn im Auge.

Neuer Rekord

Abräumer des Abends war der Musical-Film "La La Land" - ein neuer Rekord mit sieben Auszeichnungen. Bisher waren "Einer flog übers Kuckucksnest" (1975) und das Drama "Midnight Express" (1978) langjährige Rekordhalter mit jeweils sechs Trophäen.

"La La Land" bringt alles, was man von einem gelungenen Musical erwarten darf: Erstklassige Schauspieler, gute Musik und tolle Tanzszenen. Dazu eine zuckersüße Liebesgeschichte. Emma Stone und Ryan Gosling haben ihre Auszeichnungen als beste Schauspieler im Bereich Musical/Comedy zurecht erhalten. Regisseur Damien Chazelle sagte, ohne diese beiden wäre sein Film nichts geworden.

Filmdramen standen hoch im Kurs

"Moonlight": Chiron und Kevin sind mehr als nur FreundeBild: picture-alliance/dpa/DCM/David Bornfri

Insgesamt aber standen Filmdramen bei dieser 74. Verleihung der Golden Globes hoch im Kurs. Als Bester Film im Bereich Drama ist "Moonlight" ausgezeichnet worden. Ein Independent-Film über einen jungen schwarzen Homosexuellen. Die Produktion, die nur fünf Millionen Dollar gekostet hat, erzählt in drei Teilen die Geschichte von Chiron. Er wächst bei seiner cracksüchtigen Mutter auf, die nicht zimperlich mit ihm umgeht.

Zuneigung findet er bei einem Drogendealerpaar. Später, auf der Highschool, machen ihm seine Mitschüler schwer zu schaffen. Nur bei seinem Freund Kevin findet er die Zuneigung, nach der er sich sehnt. Als junger Erwachsener wird Chiron selbst zum knallharten Drogendealer und versucht, seinen femininen Kern hinter einem Berg antrainierter Muskelpakete zu verbergen. In den USA sind die Filmkritiker begeistert, selbst an den Kinokassen zeigt sich großes Interesse.

Regisseur Barry Jenkins hat es geschafft, mit "Moonlight" eine rührende Geschichte zu erzählen, die trotz ihres melodramatischen Hintergrunds nicht in den üblichen Coming-Of-Age-Kitsch abdriftet. Ein poetisch inszeniertes Außenseiterporträt, das inzwischen auch als Favorit auf einen Oscar gehandelt wird. In Deutschland startet der Film am 9. März.

Verhoevens spätes Meisterstück

Regisseur Paul Verhoeven mit dem Award für den besten nicht englisch-sprachigen Film "Elle"Bild: Reuters/M. Anzuoni

Harter Tobak im Vergewaltigungsdrama "Elle": Ein Opfer jagt seinen Peiniger - die französische Schauspielerin Isabelle Huppert erhielt den Globe für ihre Rolle der erfolgreichen Geschäftsfrau Michèle, deren riskante Verfolgungsjagd bald außer Kontrolle gerät. Regisseur Paul Verhoeven, der in den 1980ern und 90ern mit Filmen wie "Basic Instinct", "Robocop" oder "Total Recall" erfolgreiche Blockbuster geschaffen hat, liefert mit "Elle" nun einen packenden Arthouse-Thriller, in dem es erotisch knistert.

Auch das berührende Familiendrama "Manchester by the Sea" erhielt einen Preis: Der Schauspieler Casey Affleck bekam den Preis für seine Darstellung des Eigenbrötlers Lee Chandler, der von heute auf morgen seinen Bruder verliert und nun für seinen Neffen verantwortlich ist - und dabei holt ihn seine Vergangenheit wieder ein.

Die "Golden Globes" liefern jedes Jahr aufs Neue Hinweise auf die kommenden Oscar-Verleihungen. Am 26. Februar wird sich zeigen, ob der Verband der Auslandspresse, der die Golden Globes verleiht, auch diesmal wieder den richtigen Riecher hatte.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen