"Boyhood", "The Imitation Game", "Selma" und "Die Entdeckung der Unendlichkeit" haben Chancen auf einen Golden Globe. Neben Christoph Waltz könnte auch Komponist Hans Zimmer eine der begehrten Trophäen gewinnen.
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Der gebürtige Frankfurter Komponist Hans Zimmer (57) wurde für die Filmmusik von Christopher Nolans "Interstellar" nomniert. Insgesamt ist es bereits die zwölfte Nominierung für Zimmer, der heute in Hollywood arbeitet. Zwei Globes-Trophäen durfte er bereits mit nach Hause nehmen: 1995 für den "König der Löwen" und 2001 für den Film "Gladiator". Auch der deutsch-österreichische Schauspieler Christoph Waltz (58) könnte im Januar einen weiteren Golden Globe gewinnen. Für seine Rolle in dem Film "Big Eyes" geht der gebürtige Wiener in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller in einer Komödie" ins Rennen. Das wäre dann seine dritte Globe-Trophäe. 2010 gewann er seine erste mit der Nebenrolle in "Inglourious Basterds", gefolgt von "Django Unchained" (2013).
Der Film "Boyhood" und die Weltkriegsgeschichte "The Imitation Game" konkurrieren um den Golden Globe für das beste Drama. Mit ihnen wetteifern unter anderem "Selma" und "Die Entdeckung der Unendlichkeit".
Die Komödie "Birdman" des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu hat Chancen auf den Golden Globe für die beste Komödie. Insgeamt ist "Birdman" in sieben Kategorien nominiert und damit Spitzenreiter bei den Nominierungen. Aber auch "Grand Budapest Hotel" und "St. Vincent" können den Preis für die beste Komödie gewinnen.
Vorboten der Oscars
Die Auszeichnungen des Verbands der Auslandspresse für Kinofilme und Fernsehproduktionen in 25 Kategorien sind heiß begehrt. Sie gelten nach den Oscars als wichtigster amerikanischer Filmpreis und als bedeutendster Fernsehpreis nach den Emmys. Über die Gewinner entscheiden knapp hundert internationale Journalisten, die in Hollywood arbeiten. Die Golden Globes, zu denen die Nominierungen am Donnerstag (11.12.2014) in Los Angeles bekanntgegeben wurden, werden am 11. Januar 2015 zum 72. Mal verliehen.
Filmwunder "Boyhood"
Dem amerikanischen Regisseur Richard Linklater ist ein filmisches Kunststück gelungen. Seinen Kinofilm "Boyhood" hat er über einen Zeitraum von zwölf Jahren gedreht - immer mit denselben Darstellern.
Bild: Reuters
Boyhood - ein Film über das Erwachsenwerden
Das hat es in der Filmgeschichte noch nie gegeben. Ein Regisseur beginnt mit Kinderdarstellern, dreht über einen Zeitraum von zwölf Jahren und schneidet das ganze dann zu einem zweieinhalbstündigen Spielfilm zusammen. Als Zuschauer sieht man die Darsteller altern - ohne Schminke und Tricktechnik. Im Mittelpunkt: der zunächst sechsjährige Ellar Coltrane, der in Richard Linklaters Film Mason heißt.
Bild: Universal Pictures
Dafür gab´s einen Silbernen Bären
"Boyhood" feierte bei den Berliner Filmfestspielen im Februar Premiere. Am Ende bekam Regisseur Richard Linklater von der Jury einen Silbernen Bären. Wäre es nach dem Publikum und den Kritikern gegangen, dann hätte das außergewöhnliche Spielfilmexperiment den Hauptpreis des Festivals erhalten, den Goldenen Bären. "Boyhood" war in Berlin der Lieblingsfilm aller. Jetzt startet er in den Kinos.
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Laie & Schauspieler
"Boyhood" ist zunächst einmal ein Film über das Erwachsenwerden des anfangs noch kleinen Mason, der - nach zwölf Jahren - dem Zuschauer als junger Mann gegenübertritt. Aber auch alle anderen Darsteller altern während des Films natürlich mit. So auch Masons von Richard Linklaters Tochter Lorelei gespielte Schwester. Ob die beiden auch eine Schauspielerlaufbahn einschlagen wollen, ist noch offen.
Bild: Universal Pictures
Großartige Teamleistung
Linklaters Film war während seiner langjährigen Produktionszeit auch ein risikoreiches Experiment. Es sei ja nicht klar gewesen, ob alle Akteure dabei bleiben würden, erzählte der Regisseur bei der Berlinale. Doch sowohl die jungen Darsteller als auch die professionellen Schauspieler fanden immer wieder Zeit. Über den langen Zeitraum habe man sich jedes Jahr eine Woche zum Drehen getroffen.
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Kindheit - Pubertät - Jugend
Besonders bewegend ist es für den Zuschauer, die Kindheit und den Reifeprozess des Jungen mitzuerleben. An der Seite seiner Mutter - im Film gespielt von Patricia Arquette - entwickelt sich Mason von einem eher schüchternen, introvertierten Kind zu einem jungen Mann, der seinen Platz im Leben findet.
Bild: Universal Pictures
Visionäres Kino
Regisseur Linklater hatte das Grundkonzept seines Films zu Beginn der Dreharbeiten im Jahre 2002 im Kopf: "Das große Ganze stand von Anfang an. Ich hatte zum Beispiel die Schlusseinstellung des Films schon im zweiten Jahr vor Augen", erzählt der US-Amerikaner. Doch die eigentliche Geschichte sei dann Jahr für Jahr entstanden und fortgeschrieben worden.
Bild: Universal Pictures
Ein sensibler Chronist: Richard Linklater
Auch wenn "Boyhood" in seiner Machart einzigartig ist - der Regisseur hat schon zuvor Erfahrungen mit filmischen Langzeitprojekten gesammelt . In seiner Trilogie "Before Sunrise", "Before Sunset" und "Before Midnight" (unser Bild) mit den Darstellern Ethan Hawke und Julie Delpy verfolgt er ebenfalls die Geschichte mehrerer Charaktere über Jahre.
Bild: Despina Spyrou
Ausnahmeregisseur Richard Linklater
Linklater war 1991 mit seinem Film "Slacker" der Durchbruch gelungen - ein Film über jugendliche Herumtreiber, der zu einem Symbol für eine ganze Generation wurde. Zwischendurch arbeitete der Regisseur in Hollywood auch mit größeren Budgets. Immer wieder kehrte er zu kleineren, Independent-Projekten zurück. "Boyhood", der jetzt in den Kinos startet, ist sein bisheriges Meisterwerk.
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Die Globes gelten als Vorboten für die Oscars. 2014 wurden Cate Blanchett ("Blue Jasmine") und Matthew McConaughey ("Dallas Buyers Club") als beste Hauptdarsteller in einem Filmdrama mit einem Golden Globe ausgezeichnet, beide holten später den Oscar. Auch der Globe-Gewinner "12 Years a Slave" in der Sparte "Bestes Filmdrama" wurde in der Oscar-Nacht zum besten Film gekürt.