Verleihung ohne Glamour
14. Januar 2008Es war eine Preisverleihung ohne Preisträger: Die ausgezeichneten Hollywoodstars nahmen an der diesjährigen Verleihung der Golden Globes nicht teil. Der Verband der Hollywood-Auslandspresse, der die Ehrungen vergibt, ließ die Gewinner durch mehrere Moderatoren verlesen. Bei der nur halbstündigen, nüchternen Pressekonferenz wurde die Verfilmung von Ian McEwans Bestsellerroman "Atonement" von Regisseur Joe Wright am Sonntagabend (13.01.2008, Ortszeit) in Beverly Hills zum besten Kinodrama gekürt.
Vier Filme räumen ab
Wegen des Streiks der US-Drehbuchautoren hatten zahlreiche Filmstars mit einem Boykott gedroht, weshalb die Veranstaltung abgesagt worden war. Mehrere Moderatoren äußerten Verständnis für die Autoren, bedauerten aber die Absage der Show.
Vier Filme wurden vom Verein der Auslandspresse gleich mit zwei Auszeichnungen bedacht. "Atonement " wurde auch für die beste Filmmusik ausgezeichnet. Nach sieben Nominierungen in früheren Jahren wurde Johnny Depp zum besten Schauspieler in der Kategorie Musikfilm/Komödie ernannt, der in "Sweeney Todd" einen dämonischen, serienmordenden Barbier spielt. Der Film wurde ebenfalls bester seiner Kategorie.
Der begehrte Regiepreis ging an den New Yorker Maler und Filmemacher Julian Schnabel für "The Diving Bell and the Butterfly", die wahre Geschichte eines Mannes, der sich nach einem Schlaganfall nur noch mit Augenblinzeln verständlich machen kann. Der in Frankreich und den USA produzierte Film wurde auch zum besten ausländischen Film gekürt und schlug damit den schon mehrfach ausgezeichneten Abtreibungsfilm des rumänischen Regisseurs Cristian Mungius "Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage" aus dem Rennen.
Trostpflaster für Coen-Brüder
Für den Thriller "No Country for Old Men" erhielten die Coen-Brüder einen Golden Globe für das beste Drehbuch. Für die beste männliche Nebenrolle in dem Streifen wurde der Spanier Javier Bardem ausgezeichnet. Die von der Kritik hochgelobte neue Arbeit der Coen-Brüder ("Fargo") war zusammen mit "Abbitte" als Favorit für die Kategorie Bester Film gehandelt worden.
Für ihre atemberaubende Darstellung von Edith Piaf in "La Vie en Rose" wurde die Französin Marion Cotillard als beste Schauspielerin in der Kategorie Musikfilm/Komödie ausgezeichnet. Cotillard, die in den USA bereits mehrere Kritikerauszeichnungen einheimste, gilt auch als Anwärterin für den Oscar, der am 24. Februar verliehen wird.
Als beste Schauspieler in einem Drama wurden Julie Christie und Daniel Day-Lewis geehrt. 40 Jahre nach ihrem Oscar für "Darling" bekam Christie die Auszeichnung für ihre Rolle als Alzheimer-Patientin in dem einfühlsamen Ehedrama "Away From Her". Mit ihrer ersten Hauptrolle seit mehr als zehn Jahren ließ sie Kolleginnen wie Blanchett, Angelina Jolie, Keira Knightley und Jodie Foster hinter sich. Day-Lewis konnte als rücksichtloser Ölbaron in Paul Thomas Andersons historischem Drama "There Will Be Blood" punkten.
Auszeichnung für eine Ratte
Die Australierin Cate Blanchett erhielt einen Golden Globe für die beste Nebenrolle in "I'm Not There" über den Sänger Bob Dylan. Für die 38-jährige Blanchett ist es bereits der zweite Golden Globe, nachdem sie 1999 in der Kategorie beste Schauspielerin für ihre Rolle als Königin "Elizabeth" geehrt wurde.
"Ratatouille", die Geschichte einer Ratte, die von einer Karriere als Koch träumt, wurde zum besten Animationsfilm gekürt. Den Golden Globe für den besten Originalsong erhielt Eddie Vedder, Sänger der Band Pearl Jam, für das Lied "Guaranteed", das in dem Film "Into The Wild" von Sean Penn zu hören ist. In der Sparte Fernsehen konnten die US-Schauspieler Glenn Close, David Duchovny und Queen Latifah punkten.
Die Golden Globes gelten als zweitwichtigster US-Filmpreis und als Gradmesser für die Oscar-Verleihung am 24. Februar. Klare Oscar-Favoriten waren allerdings nicht erkennbar. Seit 1944 werden die Golden Globes - eine Trophäe in Form einer goldenen Erdkugel - vom Verband der Hollywood-Auslandspresse (HFPA) vergeben. Über die Gewinner entscheidet eine Gruppe von knapp 100 internationalen Journalisten, die seit langem in Hollywood arbeiten. (stu)