Die poetische Liebesgeschichte der ungarischen Regisseurin Ildikó Enyedi bekommt gleich zwei Preise: den Goldenen Bären für den besten Film und den Preis der Ökumenischen Jury.
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Berlinale geht mit Bären-Vergabe zu Ende
Die Jury der Berlinale ist immer für Überraschungen gut. Auch 2017 gab es erstaunliche Auszeichnungen für herausragende Filme und Schauspieler. Den Goldenen Bären ging an einen Film aus Ungarn.
Bild: I. Enyedi
Herausragender Film
Die Jury der 67. Berlinale hat den ungarischen Film "On Body and Soul" als besten Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. "Der Film hat uns an ein Wort erinnert, das wir häufig zu leichtfertig verwenden: Mitgefühl", sagte Jury-Präsident Paul Verhoeven bei der Preisverleihung im vollbesetzten Berlinale-Palast.
Bild: I. Enyedi
Goldener Bär für besten Film
Regisseurin Ildikó Enyedi fand bewegende Worte in ihrer Dankesrede. "Diesen Film versteht man nur mit einem großen Herzen", sagte die Regisseurin gerührt über diese Ehrung der Jury. Sie fand auch kritische Worte zu ihrem Heimatland Ungarn: "Ich wäre so gern stolz auf mein Land, aber seit so vielen Jahren kann ich das nicht mehr sein. Und das tut weh."
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer
Beste Hauptdarstellerin
Gerührt über die Auszeichnung auf der Berlinale war auch die südkoreanische Schauspielerin Kim Min-hee (34), die sie hier stolz für die Fotografen präsentiert. Die Bärenstatue wurde ihr von Jurymitglied Diego Luna überreicht - für ihre Hauptrolle in dem Film "On the Beach at Night Alone". Regie führte Hong Sang-soo.
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Bester Hauptdarsteller
Für den österreichischen Schauspieler Georg Friedrich schließt sich mit dem Silbernen Bären ein Kreis. Auf der Berlinale 2004 wurde er zum Europäischen Shootingstar gewählt. Jahrelang war er auf Außenseiter-Rollen und Schurken festgelegt. Erst in Thomas Arslans Film "Helle Nächte" konnte er seine schauspielerischen Fähigkeiten in ihrer ganzen Bandbreite zeigen.
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Beste Regie
Es kann sein, dass auf der 67. Berlinale 2017 sein letzter Film ausgezeichnet wurde. Regisseur Aki Kaurismäki (Bildmitte) will keine Filme mehr machen. Er bekam jetzt den Silbernen Bären für sein eigenwilliges Filmepos "The Other Side of Hope". Mit seinem berühmten schrägen Humor erzählt er darin die Geschichte eines syrischen Flüchtlings in Finnland.
Für seinen sehr politischen Dokumentarfilm "Ghost Hunting" ("Istiyad Ashbah"), in dem palästinensische Häftlinge vor der Kamera Folterszenen in einem berüchtigten israelischen Gefängnis nachstellen, erhielt Regisseur Raed Andoni den Glashütte-Dokumentarfilm-Preis 2017. Der Preis wurde erstmalig auf der Berlinale verliehen.
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer
Bestes Drehbuch
Einen Silbernen Bären für das beste Drehbuch erhielten Sebastián Lelio und Gonzalo Maza für den Film "A fantastic woman" ("Una mujer fantastica"). Erzählt wird eine bittersüße Liebesgeschichte um die Transgender-Frau Marina (Daniela Vega), die sich das Recht auf Trauer erkämpft. Der Film wurde kurz zuvor auch mit dem schwul-lesbischen Filmpreis Teddy-Award ausgezeichnet.
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Herausragende künstlerische Leistung
Die Rumänin Dana Bunesco bekam in diesem Jahr den Silbernen Bären für ihren Schnitt des Liebesdramas "Ana, mon amour", das als deutsch-rumänisch-französische Koproduktion im Wettbewerb lief. Damit wurde ihre herausragende künstlerische Leistung bei der gefühlvollen Montage dieses Film von der Jury gewürdigt.
Auch für den besten Kurzfilm wurde ein Goldener Bär verliehen. Regisseur Diogo Costa Amarante aus Portugal durfte in diesem Jahr die begehrte Trophäe mit nach Hause nehmen. Ausgezeichnet wurde er für seinen Kurzfilm "Kleine Stadt". Der Silberne Bär in dieser Kategorie ging an den mexikanischen Kurzfilm "Träumerei in der Prärie" von Esteban Arrangoiz Julien.
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Roter Teppich für die Berlinale-Jury
Die beiden Schauspielerinnen Maggie Gyllenhaal und Julia Jentsch fällten als Mitglieder der Berlinale-Jury in diesem Jahr mit die Entscheidungen für den Goldenen Bär und die sieben Silbernen Bären. Beide zeigten sich beeindruckt über die starke Unterschiedlichkeit der diesjährigen Wettbewerbsfilme.
Die berühmten Berlinale-Bären, die am Samstag (18.02.2017) vergeben wurden, sind kleiner als man vermutet. Seit 1951 werden die Bronzeskulpturen in der Berliner Gießerei Noack angefertigt. Zwei, drei Tage Handarbeit braucht die Fertigung eines einzelnen Bären, jeder ist ein Unikat. Am Schluss wird jeder Bär noch maschinell poliert, bis die Oberfläche glänzt.
Bild: Getty Images for Glashuette Original/A. Rentz
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Der Film "On Body and Soul" - auf der Berlinale bereits im Vorfeld als Geheimfavorit gehandelt - erzählt eine seltsam-schöne Liebesgeschichte in einem Budapester Schlachthaus. Zwei Seelenverwandte stellen fest, dass sie nachts die gleichen Träume haben: Mària, die gewissenhafte Qualitätsprüferin, und Endre, ihr Vorgesetzter, ein eher verschlossener Typ. Regisseurin Enyedi erzählt diese Annäherung mit viel Zärtlichkeit und Humor. Es geht um die Angst vor Nähe - und das Glücksgefühl, wenn man sich trotzdem auf einen anderen Menschen einlässt.
Auch die Ökumenische Jury - ein Zusammenschluss der Internationalen Filmorganisationen der evangelischen und katholischen Kirchen - vergibt ihren Preis diesem ungarischen Film, der zusätzlich noch den Fipresci-Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik bekam. Eine lobende Erwähnung der Ökumenschen Jury erhielt das Drama "A fantastic woman" ("Una mujer fantastica") des chilenischen Regisseurs Sebastian Lelio.
Altmeister des hintergründigen Humors: Aki Kaurismäki ausgezeichnet
Den Silbernen Bären für die beste Regie erhält der finnische Regisseur Aki Kaurismäki. Seine eigenwillige Regiehandschrift über die anrührende Geschichte des syrischen Flüchtlings Khaled ("The Other Side of Hope"/"Die andere Seite der Hoffnung"), der in eine Schicksalsgemeinschaft mit dem Restaurantbesitzer Wikström, dem Koch, der Kellnerin und einem Hund hineingerät, hat die Berlinale-Jury unter Vorsitz des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven nachhaltig überzeugt. "Keiner hat so eine Filmsprache wie er", so die Begründung der Jury. Kaurismäki ("Leningrad Cowboys Go America") will endgültig keine Filme mehr drehen, wie er einem finnischen Rundfunksender auf der Berlinale verraten hat. "Ich bin müde. Ich möchte jetzt mein eigenes Leben zu leben beginnen", ließ er seine Fans wissen.
Für das beste Drehbuch wird der Film "A fantastic woman" ("Una mujer fantastica") des chilenischen Regisseurs Sebastian Lelio mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Auch dieser Film ist eine bittersüße Liebesgeschichte. Nach dem plötzlichen Tod ihres verheirateten Geliebten schlägt das Leben für die Kellnerin Marina in ein desaströses Drama um. Marina ist Transgender-Frau, die Familie von Orlando fühlt sich durch ihre sexuelle Identität bedroht und begegnet ihr mit Wut und Misstrauen. Als Marina auch noch von der Beerdigung ausgeschlossen wird, erkämpft sie sich in wilder Verzweiflung das Recht auf Trauer - ein starker Film.
Dokumentarfilmpreis für "Ghost Hunting"
Als beste Hauptdarstellerin bekommt die südkoreanische Schauspielerin Kim Min-hee den Silbernen Bären verliehen - für ihre Hauptrolle in dem koreanisch-englischen Film "On the Beach at Night Alone" (Regie: Hong Sangsoo). Bester Hauptdarsteller ist in diesem Jahr der Schauspieler Georg Friedrich (Foto unten). Die Berlinale-Jury verleiht ihm den begehrten Bären für seine Rolle in dem Film "Helle Nächte "("Bright Nights") von Regisseur Thomas Arslan - eine hochdramatische Vater-Sohn-Geschichte, die als Roadmovie beginnt und zu einer Reise in eine Vergangenheit wird, die es nie gegeben hat. Friedrich war auf der Berlinale außerdem in dem Film "Wilde Maus" von Josef Hader auf der Leinwand zu sehen.
Mit einer sehr bewegenden Rede bedankte sich Regisseur Raed Andoni für die überraschende Auszeichnung mit dem Glashütte-Dokumentarfilmpreis, der in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Berlinale verliehen wurde. Sein Film "Istiyad Ashbah ("Ghost Hunting") zeigt eine filmische Versuchsanordnung. Das Verhörzentrum des israelischen Geheimdienstes wurde von ehemaligen Insassen nachgebaut, grausame Folterszenen werden von den palästinensischen Männern vor der Kamera nachgestellt. Ein Film, der unter die Haut geht.
Die Berlinale-Jury ist bei der Trophäen-Vergabe immer wieder für eine Überraschung gut. 18 Filme konkurrierten in diesem Jahr um die Bären, nicht alle ausgezeichneten Filme galten vorher als Favoriten. Insgesamt waren bei den 67. Internationalen Filmfestspielen Berlin fast 400 Produktionen aus aller Welt zu sehen.