Der wichtigste Preis der Filmfestspiele in Venedig ging an die Regisseurin Audrey Diwan. Auch sonst triumphierten bei der diesjährigen Preisverleihung viele Frauen.
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Mit der Verleihung des Goldenen Löwen an den Film "L'événement" der französischen Regisseurin Audrey Diwan ist das Filmfestival von Venedig zu Ende gegangen. Das Drama erzählt von den Konflikten einer jungen Frau, die Anfang der 1960er-Jahre in Frankreich abtreiben möchte - was zu jener Zeit unter Strafe stand. "Ich habe diesen Film mit Wut, mit Begierde, mit meinem Bauch, mit Leib und Seele, mit meinem Herzen gemacht", sagte die 41-Jährige Regisseurin, als ihr der Preis überreicht wurde. Es ist der sechste Goldene Löwe der Festivalgeschichte, der an das Werk einer Filmemacherin vergeben wurde. Auch im Vorjahr gewann eine Frau: Chloé Zhao mit "Nomadland".
Die Filmfestspiele von Venedig glänzen mit vielen Stars
Mit Pedro Almodóvars Film "Madres paralelas" wurden die 78. Filmfestspielen von Venedig eröffnet. Insgesamt 21 Filme konkurrieren um den Goldenen Löwen.
Bild: Dave Bedrosian/Geisler-Fotopress/picture alliance
Staraufgebot auf dem venezianischen Lido
Trotz strenger Corona-Auflagen wartete das Festival mit zahlreichen internationalen Filmstars auf dem roten Teppich auf. Den Auftakt am Lido machte der Spanier Pedro Almodovár mit seinem Film "Madres Paralelas" mit Penélope Cruz (rechts) und Milena Smit (links) in den Hauptrollen.
Bild: Joel C Ryan/Invision/AP/dpa/picture alliance
"Madres Paralelas"
Almodóvars Film geht auch ins Rennen um den Goldenen Löwen. In "Madres Paralelas" bringen zwei Frauen am gleichen Tag ein Kind zur Welt, ihre Leben verlaufen in den ersten beiden Lebensjahren der Kinder parallel. Almodóvar vertraut erneut auf Penélope Cruz, Aitana Sánchez-Gijón, Julieta Serrano und Rossy De Palma, die schon in früheren seiner Werke mitspielten.
Bild: El Deseo D.A. S.L.U.
Festivalort Lido
Insgesamt sind in diesem Jahr 59 Länder auf dem Festival vertreten. Im Wettbewerb um den Goldenen Löwen laufen 21 Beiträge. Direktor Alberto Barbera lobte bereits im Vorfeld die hohe Qualität, für ihn schien es, "als ob die Pandemie die Kreativität aller angeregt hätte". Im Vorjahr präsentierten acht Regisseurinnen ihre Filme im Wettbewerb, 2021 sind es nur noch fünf.
Bild: picture-alliance/Geisler-Fotopress/T. Skupin
Bong Joon Ho zeigt sich optimistisch
Auch der diesjährige Jurypräsident, der südkoreanische Regisseur Bong Joon Ho ("Parasite"), lobte Venedigs Umgang mit den Corona-Auflagen. Er gab sich zudem optimistisch, was die Zukunft des Kinos angeht: Die Corona-Zeit werde vorbeigehen und das Kino weiterbestehen. Als Jury sei es nun wichtig, in den nächsten Festivaltagen die Arbeit aller Filmschaffenden zu respektieren.
Bild: Getty Images/AFP/F. Brown
Hoch dekorierte Jury
Neben Oscar-Preisträger Bong Joon Ho setzt sich das siebenköpfige Gremium insgesamt aus vier Frauen und drei Männern zusammen. Auch Chloé Zhao gehört der Jury an, sie gewann in Venedig mit "Nomadland" 2020 den Goldenen Löwen und zeigte anschließend, was daraus entstehen kann: Bei den Oscars erhielt sie 2021 die Auszeichnungen für die beste Regie und den besten Film.
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"Spencer"
Wie beliebt die britischen Royals sind, beweist der Erfolg der Netflix-Serie "The Crown". Vielleicht kann "Spencer" im Wettbewerb von Venedig davon profitieren: Spencer war der Mädchenname von Lady Di. Die beschließt 1991 während der Weihnachtsferien mit der königlichen Familie, sich von Prince Charles zu trennen. Die Hauptrolle der deutsch-britischen Koproduktion spielt Kristen Stewart.
Bild: DCM FILMDISTRIBUTION
"The Lost Daughter"
Schauspielerin Maggie Gyllenhaal gibt mit der Verfilmung von Elena Ferrantes Roman "Frau im Dunkeln" ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin. Oscar-Preisträgerin Olivia Colman spielt in diesem Wettbewerbsbeitrag die Hauptfigur Leda, die am Strand tagelang eine Mutter und deren Tochter beobachtet. Sie fühlt sich erinnert an die Zeit, als ihre inzwischen erwachsenen Töchter noch klein waren.
Bild: YANNIS DRAKOULIDIS/2021
"The Last Duel"
Außer Konkurrenz läuft Ridley Scotts erster Film seit 2017. Er basiert auf einer wahren Geschichte aus dem 14. Jahrhundert, könnte aber im Zeitalter von #MeToo kaum aktueller sein: Die Frau eines Ritters behauptet, von dessen bestem Freund vergewaltigt worden zu sein. Es kommt zum letzten rechtlich legitimen Duell in Frankreich. Das Drehbuch schrieb Hauptdarsteller Matt Damon mit Ben Affleck.
Bild: Walt Disney
"Reflection"
Der ukrainische Regisseur Walentyn Wassjanowytsch stellt seinen Film "Reflection" vor. Ein ukrainischer Chirurg wird in der Konfliktzone in der Ost-Ukraine von russischen Streitkräften gefangengenommen und erlebt Erniedrigung und Gewalt. Venedig ist für Wassjanowytsch ein gutes Pflaster: 2019 erhielt er hier den Horizons Award für "Atlantis". Diesmal hat er Chancen auf den Goldenen Löwen.
Bild: Photoshot/picture alliance
"Becoming Led Zeppelin"
Außerhalb des Wettbewerbs erzählt der Dokumentarfilm die Entstehungsgeschichte der Rockband Led Zeppelin - von Auftritten in kleinen englischen Clubs hin zum Status als eine der größten Bands der Rockgeschichte, die mit Liedern wie "Stairway to Heaven" zeitlose Hits schuf. Regisseur Bernard MacMahon verwendete unter anderem über 70.000 händisch restaurierte Archivbilder.
Bild: picture-alliance/Globe-ZUMA
Jamie Lee Curtis
Wegen ihrer Auftritte in zahlreichen Horrorfilmen war Jamie Lee Curtis in den 1970er Jahren als "Scream Queen" bekannt. In "Halloween Kills" muss sie beim Festival in Venedig außer Konkurrenz erneut den psychopathischen Serienkiller Michael Myers bekämpfen. Dafür erhält die Scream Queen den Goldenen Löwen für ihr - Kreisch! - Lebenswerk.
Bild: Rich Polk/ZUMA Wire/picture alliance
Roberto Benigni
Komik, Überschwang, Traurigkeit und Ironie verwebt der italienische Oscar-Preisträger Roberto Benigni ("Das Leben ist schön") in seinen Filmen. Er wird ebenfalls für sein Lebenswerk geehrt. Seine Werke zeichneten sich durch Innovation und Respektlosigkeit gegenüber Regeln und Traditionen aus, begründete Festivaldirektor Alberto Barbera die Entscheidung.
Bild: Marco Ravagli/Cover-Images/imago images
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Der Silberne Löwe (der "Große Preis der Jury") ging in diesem Jahr an den italienischen Regisseur Paolo Sorrentino für sein autobiografisches Werk "Die Hand Gottes", in dem er seine Jugend in Neapel schildert. Der Silberne Löwe für beste Regie ging an die Neuseeländerin Jane Campion für den Western "The Power of the Dog". Das im Montana der 1920er-Jahre angesiedelte Drama mit Kirsten Dunst und Benedict Cumberbatch erzählt vor grandioser Natur-Kulisse vom blutigen Konflikt zweier Brüder, verleugneter Homosexualität und toxischer Männlichkeit. Der vielfach mit Ang Lees "Brokeback Mountain" verglichene Film war auch für den seit 2003 jährlich in Venedig verliehenen Queer Lion nominiert.
Als beste Schauspielerin wurde die Spanierin Penélope Cruz geehrt für ihre Darstellung in "Parallele Mütter" ("Madres paralelas") - ihre jüngste Zusammenarbeit mit dem legendären spanischen Regisseur Pedro Almodóvar. "Danke, dass du mir wieder einmal vertraut hast, dass du mich jeden Tag mit deiner Suche nach Wahrheit inspirierst, äußerlich und innerlich", sagte Cruz, als sie den Preis entgegennahm. Die Auszeichnung für den besten Schauspieler ging an John Arcilla für das philippinische Korruptionsdrama "On the Job: The Missing 8" von Erik Matti.
Außer Konkurrenz
Wegen ihrer Auftritte in zahlreichen Horrorfilmen war Jamie Lee Curtis in den 1970er-Jahren als "Scream Queen" bekannt. In "Halloween Kills" muss sie beim Festival in Venedig außer Konkurrenz erneut den psychopathischen Serienkiller Michael Myers bekämpfen. Dafür erhielt die Scream Queen den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk.
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Ein bisschen Normalität
Trotz strenger Corona-Auflagen wartete das Festival mit zahlreichen internationalen Filmstars auf dem roten Teppich auf. 21 Filme hatten in diesem Jahr um die Preise des ältesten Filmfestivals der Welt konkurriert. Die Auszeichnungen wurden von einer siebenköpfigen internationalen Jury verliehen. Ihr Vorsitzender war der südkoreanische Regisseur und Oscar-Gewinner Bong Joon-ho ("Parasite").
Festival-Chef Alberto Barbera hatte in der Vergangenheit immer ein gutes Gespür für herausragende Filme: Regelmäßig kamen seine Wettbewerbs-Teilnehmer auch in die engere Oscar-Auswahl. Nicht unwahrscheinlich also, dass die Löwen-Gewinner bei der kommenden Oscar-Verleihung mitmischen werden.