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Google, die Deutschen und mobiles Bezahlen

26. Juni 2018

Was deutsche Banken, Mobilfunkprovider und Kreditkartenanbieter bislang nicht geschafft haben, versucht nun Google: den Deutschen das mobile Bezahlen beizubringen. Das dürfte nicht ganz einfach werden.

Deutschland Vorstellung von Google Pay
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Einfach das Smartphone vor ein Bezahlterminal halten - und fertig. Das kontaktlose Bezahlen per Handy - bislang ist es noch keinem Anbieter gelungen, dies den Deutschen nahe zu bringen. Hierzulande zahlt man am liebsten cash, rund 70 Prozent aller Bezahlvorgänge, ob im Supermarkt oder im Restaurant, werden bar abgewickelt. Wenn doch mit Karte bezahlt wird, dann meistens per Girocard - zu der viele, vor allem ältere Menschen, noch immer EC-Karte sagen. Schon gegenüber Kreditkarten, die beispielsweise in Dänemark oder Schweden alltäglich auch für den Coffee to go sind, haben die Deutschen ein ambivalentes Verhältnis.   

Was kann Google besser?

Doch jetzt soll alles anders werden: Der Internetgigant Google bringt seinen Online-Bezahldienst Google Pay nach Deutschland und will damit die Deutschen von den Vorteilen des kontaktlosen Bezahlens überzeugen. Die Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica sind damit bereits gescheitert und haben ihre mobilen Bezahlsysteme wieder eingestellt. Die Deutsche Bank ist mir ihrem Angebot nur mäßig erfolgreich. Und selbst Apple ist es bisher nicht gelungen, sein "Apple Pay"-System in Deutschland an den Start zu bringen.

Google hat sich eine Reihe von Partnern gesucht, wie das Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Mit dabei sind die Kreditkarten-Anbieter Visa und Mastercard, die Commerzbank und ihre Online-Tochter Comdirect sowie die Online-Banken N26 und Boon (gehört zum Zahlungsabwickler Wirecard). Auf weitere Partner freue man sich, hieß es.

Deutschland ist das 19. Land, in dem Google seinen Bezahldienst einführt. Gestartet wurde er vor vier Jahren in den USA, noch unter dem Namen Android Pay. Android ist Googles Betriebssystem, das in Deutschland auf rund drei Viertel aller Smartphones läuft.

Warum muss man das haben?

Das ist die Hoffnung, die Google damit verbindet: Die massenhafte Verbreitung seines Betriebssystems könnte dem mobilen Bezahlen einen Schub geben. Ob das die Deutschen aber von der Sinnhaftigkeit des Vorhabens überzeugt, muss sich erst noch zeigen.

Kontaktlos bezahlen können sie nämlich schon mit Girocards oder Kreditkarten, sofern diese mit einem sogenannten NFC-Chip ausgestattet sind. NFC steht für Near Field Communication. Diese Art des Bezahlens kam in Deutschland gut an: Waren es vor einem Jahr erst zwei Prozent aller Kartenzahlungen, die kontaktlos durchgeführt wurden, sind es mittlerweile schon 15 Prozent.

Auf die vier Schwingen kommt es an: Sie zeigen an, dass die Karte NFC-fähig ist.Bild: Imago/teutopress

Warum sollte man also seine Kartendaten erst bei Google Pay hinterlegen, wenn man doch die Karte statt des Smartphones vor den Bezahlterminal halten kann? Immer mehr Karten werden mit einem NFC-Funkchip ausgestattet: Volksbanken und Sparkassen haben mittlerweile rund die Hälfte ihrer 70 Millionen ausgegebenen Karten modernisiert, die großen Privatbanken wie Deutsche und Commerzbank tun dies seit zwei Jahren. Und natürlich müssen auch die Bezahlterminals entsprechend funken können: Nach Angaben des Einzelhandelsverbandes sind mittlerweile knapp eine halbe Million Terminals aufgerüstet, weitere 300.000 müssen noch umgestellt werden. Das wird geschätzt noch zwei Jahre brauchen. 

Der Schlüssel zum Erfolg ist die Girocard

Google argumentiert mit der Schnelligkeit des Bezahlvorgangs: Bei Beträgen bis 25 Euro muss nur das Smartphone entsperrt werden, bevor man es vor ein Terminal hält. Höhere Beträge müssen vom Nutzer freigegeben werden. Zudem könne das Bezahlsystems in Online-Shops, beim Ticketkauf etc. problemlos eingesetzt werden.

Als Haken könnte sich allerdings die Tatsache erweisen, das man eine Kreditkarte der beteiligten Banken besitzen muss. Solange keine Girocards in das System integriert werden können, dürfte eine schnellere Verbreitung von Google Pay ausgeschlossen sein. Bezahlen kann man zum Marktstart bei ausgewählten Händlern wie etwa den Discountern Aldi Süd, Lidl und Kaufland, in Hornbach-Baumärkten und der Fastfoodkette McDonalds.

Vom deutschen Einzelhandelsverband ist jedenfalls zu hören, man werde "Google Pay nicht pushen" - denn Kreditkartenzahlungen sehen die Händler wegen der deutlich höheren Gebühren im Vergleich zur Girocard nicht so gerne.

Google wird sich also anstrengen müssen, das System den Deutschen näher zu bringen. Zumal die bekanntlich zurückhaltend mit ihren Daten sind.

Denn auf die hat es Google vor allem abgesehen, zumal der Konzern betont, an den Transaktionen nichts verdienen zu wollen. Er will wissen, was die Kunden wann wofür ausgegeben haben. Zumindest bekämen sie dann nicht ständig Werbung angezeigt für Dinge, die sie schon vor Monaten gekauft haben.   

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