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Google will ins Heim

Rolf Wenkel14. Januar 2014

Der Internet-Konzern erwirbt für 3,2 Milliarden Dollar einen Hersteller von Thermostaten und Rauchmeldern. Für Analysten ist klar: Google will die Vernetzung der Haushalte vorantreiben.

Nest Labs Gerät
Bild: picture alliance/AP Photo

Die Mitteilung von Google im Internet mit der kryptischen Übeschrft "Google to Acquire Nest", Google erwirbt Nest, war nur zwölf Zeilen lang, aber sie schlug ein wie eine Bombe: Der US-Internet-Riese kauft das Unternehmen Nest Labs, Inc. für 3,2 Milliarden Dollar in bar, umgerechnet etwa 2,25 Milliarden Euro. Nest entwickelt vernetzte Haustechnik und ist für seine Rauchmelder und Thermostate bekannt.

3,2 Millarden Dollar für zwei Allerweltsprodukte? "Beide sind schon ein bisschen besonders. Sie haben nämlich ein ganz hervorragendes Design und erinnern an Apple-Produkte, weil Teile des Entwicklerteams ursprünglich von Apple stammen", sagt Sven Hansen, Technik- und Multimedia-Redakteur bei der deutschen Computerzeitschrift c't. Und: "Beide Geräte sind mit dem Internet verbunden. Wahrscheinlich hätte Google sonst auch nicht zugeschlagen", so Hansen zur DW.

Aus der Portokasse

Denn Google hat schon seit einiger Zeit über seine Tochter Google Venture rund 150 Millionen Dollar in das Unternehmen Nest Labs investiert. Nun stand eine neue Finanzierungsrunde für das Jungunternehmen an, und Google hat Nägel mit Köpfen gemacht, um eine Übernahme durch einen Dritten zu verhindern, vermuten Experten. Mehr als ein Griff in die Portokasse war dazu nicht nötig, denn der Internet-Riese hat fast 57 Milliarden Dollar an Bargeld, kurzfristigen Forderungen und börsennotierten Wertpapieren angehäuft.

Die Strategie scheint klar: Google will in den Markt der Heimvernetzung einsteigen, in der alle möglichen Hausgeräte über eine einzige Plattform gesteuert werden. Auch auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas waren solche Plattformen für die Vernetzung zu sehen, Samsung etwa nennt sie "SmartHome", der US-Hersteller von Computerperipherie Belkin nennt seine Technik "WeMo". Und bei Google soll natürlich alles über das mobile Betriebssystem Android laufen.

Heimvernetzung - Massenmarkt der Zukunft?

Das könnte zum Massenmarkt der Zukunft werden, vermuten Fachleute. "Wir haben allerdings Ansätze zur Heimvernetzung auch schon auf der IFA in Berlin gesehen", sagt c't-Redakteuer Sven Hansen zur DW. "Die hatten allerdings einen begrenzten Nutzen", fügt er hinzu. Denn was bringt es wirklich, wenn die Waschmaschine dem Smartphone meldet, sie sei fertig mit dem Waschen?

Deshalb sei es klug, mit der Heimvernetzung dort anzufangen, wo der Nutzer sofort bares Geld sparen kann: "Gerade dieser Bereich - Energie im Heim, Energienutzung, Energiesparen - der ist bei uns besonders spannend", sagt Hansen. Und natürlich wäre es toll in so einem smarten Home, Energieverbräuche smart zu steuern und an das Stromangebot anzupassen. "So könnte ich etwa dann, wenn der Strom weniger kostet, mehr verbrauchen."

Nest-Konrurrenzn sitzt in München

Genau auf diesem Markt ist auch das Münchner Startup Tado unterwegs. Auch hier steuert eine Smartphone App die Heizung. Das soll eine Heizkosten-Ersparnis von bis zu 300 Euro jährlich bringen. Firmengründer und Geschäftsführer Christian Deilmann hat die Google-Ankündigung zwiespältig aufgenommen. "Ich war positiv überrascht, weil wir nun sehen, dass wir in einem wichtigen Zukunftsmarkt unterwegs sind", so Deilmann zur DW. Andererseits hätte er 3,2 Milliarden Dollar von Google vermutlich auch nicht ausgeschlagen.

Wenn Google ins Wohnzimmer kommt und über lernfähige Apps die Heizgewohnheiten der Nutzer auskundschaften will, dann sind die Datenschützer nicht weit. Doch Tado-Geschäftsführer Deilmann gibt Entwarnung. Die Kommunikation zwischen Heizung und Smartphone als Steuerzentrale verlaufe genauso verschlüsselt wie das Online Banking. "Wenn sich jemand da mit Supercomputern über Wochen oder Monate hinsetzt, um diesen Code zu knacken, dann lohnt sich das wahrscheinlich eher bei der Deutschen Bank."

Amerikaner wachsen schneller

Die Münchner Firma Tado war übrigens etwas früher auf dem Markt als Nest Labs. Allerdings wächst Nest in den USA ungleich schneller als Tado in Deutschland, Österreich und der Schweiz. US-Amerikaner sind technik-affiner, glaubt Deilmann, sie wollen immer das Neueste haben. "Im Herbst sind wir nach England gegangen, und dort sehen wir die gleiche Geschwindigkeit wie in den USA. Wir haben in den paar Monaten, in denen wir in England unterwegs sind, den deutschen Markt überholt, obwohl wir in Deutschland schon seit anderthalb Jahren auf dem Markt sind."

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