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Größenunterschied zwischen Männern und Frauen wächst

19. März 2025

Vor allem in Ländern mit guten Lebensbedingungen hat der Größenunterschied in den letzten 100 Jahren deutlich zugenommen. Bei Männern stiegen Körpergröße und Gewicht doppelt so schnell an wie bei Frauen.

Füße auf Steg vor einem See, eine der zwei Personen steht auf den Zehenspitzen
Frauen sind im Durchschnitt deutlich keiner als MännerBild: mabe123/Shotshop/picture alliance

Die 20 Länder mit den jeweils größten Männern und Frauen befinden sich fast alle in Europa. Aber auch in Asien, Lateinamerika und Afrika werden die Menschen immer größer. In anderen Regionen, wie beispielsweise in den USA, stagniert die Größe hingegen weitgehend.

Männer wachsen im Vergleich deutlich stärker. Der Größenunterschied zwischen Frauen und Männern ist heute viel größer ist als noch vor 100 Jahren - und nimmt sogar weiter zu.

Für eine Studie haben Forschende unter anderem Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 135.000 Personen aus 69 Ländern mit den jeweiligen Lebensbedingungen verglichen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Biology Letters".

Die Auswertung von Daten aus aller Welt zeigte, dass die Körpergröße und das Gewicht von Männern innerhalb des letzten Jahrhunderts doppelt so schnell anstieg wie bei Frauen - vor allem in Weltregionen mit großem Wohlstand. Dass Menschen immer größer werden liegt auch an besseren Lebensbedingungen, einer guten Gesundheitsversorgung und einer besseren Ernährung. In weniger wohlhabenden Ländern bleiben beide Geschlechter kleiner und ähneln sich in der Größe eher. 

Je wohlhabender, desto größer?

Weltweit leben in den Niederlanden die größten Männer mit einer Durchschnittsgröße von 183,8 cm und die größten Frauen mit durchschnittlich 170,4 cm. Die weltweit kleinsten Männer leben mit einer Durchschnittsgröße von 160,1 cm in Osttimor und die kleinsten Frauen mit durchschnittlich 150,9 in Guatemala.

Eine mögliche Vermutung: Je wohlhabender ein Land und je besser die dortige medizinische Versorgung, desto größer seine Menschen. Doch das stimmt nur zum Teil. Die durchschnittlich kleineren Körpergrößen in wohlhabenden Staaten wie Singapur oder Katar zeigen, dass nicht nur ökonomische oder medizinische Gründe verantwortlich sind.

Igor Vovkovinskiy war mit 2,35 m zu seinen Lebzeiten der größte Mann der USA. Er verstarb 2021 mit 38 Jahren an einem Herzleiden.Bild: Swetlana Vovkovinskiy/Wessels/picture-alliance

Umweltfaktoren wie Ernährung und Lebensstandard machen nur etwa 20 Prozent der Variabilität aus. Etwa 80 Prozent der Körpergröße werden durch das Erbgut bestimmt. Die Durchschnittsgröße der Eltern gibt einen guten Hinweis auf die Größe der Kinder.

Bestimmte Gene, darunter eines auf dem Y-Chromosom, verlängern die Wachstumsphase der Knochen bei Männern. Aber grundsätzlich gibt es keine einzelnen "Größen-Gene". Vielmehr beeinflussen bis zu 12.000 Genvarianten die Körpergröße. Diese Gene regulieren Prozesse wie das Skelettwachstum, Mechanismen für die Knochen- und Knorpelbildung und die Kollagenproduktion. Das Strukturprotein Kollagen dient unserem Gewebe als stützender Gerüststoff.

Nicht nur eine Frage der Gene

Neben genetischen Gründen bestimmen auch hormonelle Unterschiede das Wachstum: Mädchen durchlaufen die Pubertät früher, was das Wachstum früher beendet. Jungen dagegen haben mehr Zeit, um größer zu werden.

Laut Studie spielt auch die "sexuelle Selektion", also der sexuelle Wettbewerb eine zentrale Rolle. Frauen bevorzugen tendenziell größere Männer, da Größe oft mit Stärke, Vitalität und Schutz assoziiert wird. Dies hat über Generationen dazu geführt, dass größere Männer ihre Gene häufiger weitergeben konnten.

Männer profitieren mehr von besserer Versorgung

In vielen Teilen der Welt sind Mädchen und Frauen schlechter ernährt als Jungen und Männer, was ihr Wachstumspotenzial beeinträchtigen kann. Aber auch bei optimalen Lebensbedingungen werden Frauen nicht unbedingt größer.

Laut Studie scheinen sich verbesserte Lebensbedingungen auf Männer stärker auszuwirken als auf Frauen. Möglicherweise nutzt der männliche Körper zusätzliche, verbesserte und energiereiche Nahrung stärker für das Wachstum. Der Körper wird so größer und kräftiger.

Bei Frauen ist dieser Effekt auch bei optimalen Lebensbedingungen nicht so stark ausgeprägt. Laut Studie könnte der evolutionsgeschichtliche Grund dafür sein, dass der weibliche Körper selbst bei guten Lebensumständen deutlich mehr Energie in mögliche Schwangerschaften und Stillzeiten investiert als in das Körperwachstum.

Allerdings haben die Größe und die damit verbundenen Fülle an Körperzellen auch evolutionäre Nachteile, weil große Männer häufiger unter Rückenschmerzen leiden, öfter krank werden und ein erhöhtes Krebsrisiko haben.

Gendermedizin – für eine individuelle Gesundheitsversorgung

04:18

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Warum schrumpfen Menschen im Alter?

Egal ob Mann oder Frau, gesund oder krank - ab dem 30. Lebensjahr beginnt der Mensch ausnahmslos zu schrumpfen, alle zehn Jahre um etwa 1 cm. Das hängt vor allem mit unseren Bandscheiben zusammen. Denn im Alter nimmt der Flüssigkeitsgehalt unseres Körpers ab, wodurch die Bandscheiben als Stoßdämpfer zwischen unseren Wirbeln an Elastizität verlieren. Da sie sich nicht mehr so gut mit Wasser füllen können, werden sie dünner und der Mensch schrumpft. 

Krankheiten wie der Knochenschwund Osteoporose oder auch eine schlechte Körperhaltung durch langes Sitzen können das Schrumpfen beschleunigen.

Der Schrumpfungsprozess lässt sich zwar nicht aufhalten, aber verzögern. Etwa durch eine gerade Sitzhaltung, durch ausreichend Bewegung und gezieltes Rückentraining.

Quellen:

The sexy and formidable male body: men's height and weight are condition-dependent, sexually selected traits

https://doi.org/10.1098/rsbl.2024.0565

Average sizes of men and women

https://www.ncdrisc.org/height-mean-map.html

Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit
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