Forscher stellt dieser rasante Rückgang vor ein "beunruhigendes Rätsel". Die weltweit größte Königspinguin-Population lebt im Südpolarmeer. Fressen etwa eingeschleppte Katzen ihre Küken?
Anzeige
Die einst größte Kolonie von Königspinguinen ist in den vergangenen 35 Jahren um fast 90 Prozent geschrumpft. Brüteten in den 1980er Jahren noch etwa 500.000 Pinguin-Paare auf einer Insel im südlichen Ozean, sind es heute nur noch etwa 60.000 Paare, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Antarctic Science".
Die Gründe für den Rückgang seien noch unklar. Königspinguine brüten auf den subantarktischen Inseln. Auf der zu den Crozetinseln gehörenden Île aux Cochons - der Schweine-Insel - entdeckten Wissenschaftler 1962 eine Kolonie von damals etwa 300.000 Brutpaaren. In den 1980er Jahren legten Auswertungen von Satellitenbildern nahe, dass dort rund 500.000 Pinguin-Paare lebten. Die Brutkolonie galt als die größte der Königspinguine und die zweitgrößte Pinguinkolonie der Welt.
"Große Schwierigkeiten, sich zu ernähren"
Die Forscher um Henri Weimerskirch von der Université de la Rochelle in Frankreich hatten nun unter anderem Satellitenbilder ausgewertet, die zwischen den Jahren 1988 und 2017 aufgenommen worden waren. "Wenn sich die Königspinguine auf dem Boden niederlassen, verschwindet die Vegetation. Um die Kolonie bleibt die Vegetation hingegen erhalten. Es ist also ziemlich einfach zu sehen, wie viel Platz die Kolonie besetzt", sagte Weimerskirch der französischen Zeitung "Le Figaro".
Zudem werteten die Forscher Luftbilder der Kolonie aus, die zwischen 1962 und 2016 vier Mal vom Hubschrauber aus aufgenommen worden waren. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Kolonie in den vergangenen 30 Jahren "massiv und unerwartet" um 85 Prozent geschrumpft ist. "Die Pinguine des gesamten Archipels hatten große Schwierigkeiten, sich zu ernähren, das hat einen allgemeinen Rückgang verursacht. Während sich die anderen Kolonien seitdem erholt haben, ist die der Île aux Cochons immer schwächer geworden."
Recherche vor Ort nötig
Pinguine - die coolsten Frackträger aller Zeiten
Kennen Sie schon die schwulen Pinguine aus Bremerhaven oder Sir Nils Olav? Nein? Dann wird es aber Zeit! Der Welt-Pinguin-Tag am 25. April ist DIE Gelegenheit, um mehr über die watschelnden Vögel zu erfahren.
Bild: picture alliance/dpa/I. Wagner
Welt-Pinguin-Tag
Am 25. April ist Welt-Pinguin-Tag - nicht zu verwechseln mit dem Penguin Awareness Day am 20. Januar. Awareness heißt so viel wie Bewusstsein oder Erkenntnis. Die Adeliepinguine und all ihre Verwandten sind eben so toll, dass sie gleich zwei Feiertage verdienen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Lewins
Unterwasserflieger
Sie können nicht durch die Lüfte fliegen und auch beim Laufen an Land sehen Pinguine wenig elegant aus - trotz ihres schicken Fracks. Aber im Wasser macht ihnen keiner etwas vor. Ihre stromlinienförmigen Körper erlauben es ihnen, wie Torpedos blitzschnell durchs Wasser zu schießen. Selbst die großen Kaiserpinguine bringen es auf bis zu 2,7 Meter pro Sekunde.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Zuhause am Strand
Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen: Sand, Sonne - und Pinguine? Aber die Vögel leben nicht nur in der Antarktis. Diese sich sonnenden Exemplare sind Brillenpinguine. In Simon's Town in Südafrika gibt es eine ganze Kolonie von ihnen. In Australien findet man Zwergpinguine. Die kleinste Pinguinart wird nur 30 Zentimeter groß. Im Vergleich: Kaiserpinguine werden bis zu 1,30 Meter groß.
Bild: Lars Bevanger
Sir Nils Olav
Hier sieht man einen Ehrenoberst bei der Inspektion seiner Truppen. Königspinguin Sir Nils Olav lebt im Edinburgher Zoo in Schottland. Er wurde 2008 beim Besuch der königlichen Garde Norwegens zum Ritter geschlagen. 1972 übernahm die Garde die Patenschaft für einen Königspinguin im Zoo, seitdem gilt er als Maskottchen der Truppen und stieg über die Jahre vom Unteroffizier zum Oberst auf.
Bild: Getty Images/E. Jones
Strickpullis gegen die Ölpest
Nach Ölkatastrophen werden Pinguine oft von Freiwilligen gewaschen, aber alles Öl können auch sie nicht aus den verklebten Federn entfernen. Deshalb werden den Pinguinen kleine Wollpullover angezogen, damit sie bei dem Versuch, ihre Federn zu reinigen, kein Öl schlucken. Außerdem zerstört das Öl auch die isolierende Fettschicht der Pinguine. Mit den Pullovern wird ihnen trotzdem nicht kalt.
Bild: picture-alliance/dpa/Philip Island Nature Parks/Hpicture-alliance/dpa/Philip Island Nature Parks/H
Große Filmstars
Immer mal wieder sind die niedlichen Vögel auch im Kino erfolgreich. "Die Pinguine von Madagaskar" und "Happy Feet" waren erfolgreiche Animationsfilme mit Pinguinen in der Hauptrolle. "Die Reise der Pinguine" aber war eine Dokumentation über waschechte Kaiserpinguine und die Strapazen, die sie für ihre Küken auf sich nehmen. Der Film gewann den Oscar für die beste lange Dokumentation.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/R. Linke
Alles für die Kids
In dem Film sind Kaiserpinguine zur Brutzeit zu sehen. Sie wandern vom Meer wochenlang zu ihren Brutplätzen in der Antarktis. Dort brütet das Männchen das Ei auf seinen Füßen aus. Das Weibchen läuft zurück zum Meer, um zu fressen. Die Männchen stehen eng beisammen, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Wenn das Küken nach 60 Tagen schlüpft, hat der Vater ein Drittel seines Gewichts verloren.
Bild: picture-alliance/dpa
Gleichgeschlechtliche Liebe auch bei Pinguinen
Der "Zoo am Meer" in Bremerhaven hatte gehofft, die vom Aussterben bedrohten Humboldt-Pinguine nachzüchten zu können. Weil aber bei den Tieren das Geschlecht nur schwer festzustellen ist, merkte im Zoo lange keiner, dass die Kolonie hauptsächlich aus Männchen bestand. So bildeten sich viele "schwule" Pärchen, die mangels anderer Möglichkeiten versuchten, Steine auszubrüten.
Bild: picture alliance/dpa/I. Wagner
8 Bilder1 | 8
In ihrer Studie betrachteten die Forscher mehrere mögliche Gründe für den Rückgang - von eingeschleppten Katzen, die die Küken fressen, über Krankheiten bis zu veränderten Umweltbedingungen im Zusammenhang mit dem Klimaphänomen El Niño. "Alle diese Hypothesen sind unzureichend, um zu erklären, warum es zu einem Rückgang dieses Umfanges kommt", sagte Weimerskirch. "Es ist wirklich nötig, an Ort und Stelle zu sehen und zu versuchen, das beunruhigende Rätsel zu verstehen."