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Größte Welt-Aids-Konferenz in Toronto

Christine Harjes, zurzeit Toronto13. August 2006

Von Forschern über Pfleger bis zu Promis wie Richard Gere: Seit Sonntag treffen sich in Toronto rund 24.000 Delegierte zur Welt-Aids-Konferenz. In hunderten von Veranstaltungen geht es um die unheilbare Krankheit.

Ohne Hoffnung: eine mit HIV infizierte SüdafrikanerinBild: dpa

"Time to Deliver" - Zeit zu handeln oder Zeit, Versprechungen einzulösen. Das Motto der bisher größten Welt-Aids-Konferenz lässt sich nicht so ohne weiteres ins Deutsche übersetzen. Trotzdem, die Botschaft ist klar: Es muss endlich etwas passieren. 65 Millionen Menschen haben sich bisher mit HIV infiziert, seit der Entdeckung von Aids 1981 starben 25 Millionen an der Krankheit, das entspricht ungefähr der gesamten Bevölkerung der drei Beneluxstaaten. Damit ist die Immunschwächekrankheit zu einer der größten Gefahren unserer Zeit geworden.

Ausgaben 28 Mal höher als 1998

Regierungen und andere Geldgeber rund um die Welt werden sich dessen zunehmend bewusst und steigern ihre Ausgaben zur Bekämpfung der Krankheit. So standen Drittwelt- und Schwellenländern im vergangen Jahr 8,3 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen HIV/Aids zur Verfügung - 28 Mal mehr als 1998, als sie noch mit 300 Millionen US-Dollar auskommen mussten. Zum Vergleich: Laut einem Report des Stockholmer Institutes zur Internationalen Friedensforschung SIPRI wurden 2005 weltweit 1,1 Billionen US-Dollar fürs Militär ausgegeben. Das Koordinierungsprogramm der Vereinten Nationen UNAIDS rechnet damit, dass die Drittwelt- und Schwellenländer 2006 insgesamt 8,9 Milliarden US-Dollar zur Aidsbekämpfung erhalten werden. Ein Anstieg zwar, aber das Geld reicht trotzdem nicht: Laut UNAIDS wären fast 15 Milliarden nötig, um die Kranken in diesen Ländern pflegen und behandeln zu können, allein 8,4 Milliarden wären für eine vernünftige Prävention nötig. Und gleichzeitig steigen die Kosten rasant: So rechnet UN-Organisation schon für 2008 mit einem Bedarf von 22,1 Milliarden US-Dollar.

Bill Gates mit seiner Frau MelindaBild: picture-alliance/ dpa

Einen beachtlichen Beitrag zu Finanzierung des Anti-Aids-Kampfes leistet keine Regierung, sondern eine Privatperson: Bill Gates, reichster Mann der Welt, spendete erst vergangenen Monat wieder 287 Millionen US-Dollar für die Suche nach einem Impfstoff gegen den HI/Aids-Virus. Bill Gates und seine Frau Melinda sind es denn auch, die bei der Welt-Aids-Konferenz die Delegierten im Rahmen der Auftaktveranstaltung begrüßen werden.

Gemeinsam helfen

Ziel der Konferenz (13. bis 18. August 2006), die alle zwei Jahre an unterschiedlichen Orten stattfindet, sei es, das Wissen, die Fähigkeiten und den Einsatz von tausenden engagierten Interessenvertretern zu nutzen, sagt Mark Wainberg, einer der beiden Konferenzvorsitzenden. Auch wenn sich die Geldnot im Kampf gegen HIV/Aids auf dieser Konferenz sicher nicht lindern lässt - Wainberg sieht der Veranstaltung optimistisch entgegen: Gemeinsam wolle man sich für einen gerechter verteilten Zugang zu HIV-Prävention, Behandlung und Pflege einsetzen.

Rekordzahl eingereichter Studien

HIV-TestBild: dpa

Bei der Konferenz spielen neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine wichtige Rolle. Aus fast 13.000 eingereichten Studien wählten die Veranstalter schließlich 4500 Präsentationen aus. Wie ist HIV-1 - also das vermutete Urvirus - entstanden? Oder warum infizieren sich bestimmte Menschen nicht, obwohl sie dem Virus dauerhaft ausgesetzt sind? Nur zwei der vielen Themen, die auf der Konferenz zur Sprache kommen. Aber auch Studien zu gesellschaftlichen Aspekten, wie die Stigmatisierung von Aids-Kranken, werden vorgestellt.

Großmütter-Treffen

Aids-Waise in GambiaBild: picture-alliance/ dpa

Neben den Wissenschaftlern, Ärzten und Menschen, die für NGOs oder Regierungsorganisationen arbeiten, treffen bei der Welt-Aids-Konferenz aber auch Betroffene und deren Familienangehörige zusammen. So veranstaltet die Stephan Lewis Foundation im Rahmenprogramm der Konferenz ein "Großmütter-Treffen". Mehrere hundert afrikanische und kanadische Großmütter kommen in Toronto zusammen, um nach Hilfsmöglichkeiten für die afrikanischen Großmütter zu suchen. Denn sie sind von der Aids-Epidemie besonders schwer betroffen: 64 Prozent aller HIV-Infizierten leben südlich der Sahara. Viele Aids-Opfer hinterlassen Kinder und nicht selten muss eine afrikanische Großmutter 15 Aids-Waisen großziehen. "Großmütter werden zu den unbeachteten Heldinnen des Kontinents", sagt Stephen Lewis, Stiftungsvorsitzender und UN-Sonderbeauftragter für HIV/Aids in Afrika. "Nur wenige nehmen wahr, dass die Gesellschaft ohne sie nicht mehr auskäme. Dabei liegt das Schicksal ganzer Generationen von Kindern schwer auf ihren Schultern."

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