Grönlands Traum von der Teilnahme an einem großen internationalen Fußballturnier wie einer Weltmeisterschaft oder einer Kontinentalmeisterschaft ist vorerst ausgeträumt. Der Kontinentalverband Nord- und Mittelamerikas und der Karibik (CONCACAF) lehnte auf seinem Kongress in Miami in den USA den Aufnahmeantrag des grönländischen Fußballverbands ab - "einstimmig", wie der Verband mitteilte, ohne auf die Gründe einzugehen, warum Grönland nicht als 42. Mitglied aufgenommen wurde.

"Das ist kein Sieg für die Fußballdemokratie", schrieb Kenneth Kleist, Präsident des grönländischen Fußballverband Kalaallit Arsaattartut Kattuffiat (KAK) in den sozialen Netzwerken. "Es macht den Fußball nicht für jeden weltweit zugänglich. Und es zeigt, dass kleinere Nationen extreme Schwierigkeiten haben, die Erlaubnis zu erhalten, unter ihrer eigenen Flagge zu spielen." Anders als im Fußball ist Grönland im Handball seit 1998 Mitglied des Weltverbandes IHF, 2001 und 2017 schaffte es die größte Insel der Welt sogar zur WM.

Anträge Grönlands an zwei Kontinentalverbände

Der Fußballverband KAK existiert bereits seit 1971, ist aber weder Mitglied in einem Kontinental-Fußballverband noch im Weltverband FIFA. Deshalb dürfen die Fußball-Nationalmannschaften der Insel auch nicht an Kontinental- oder Weltmeisterschaften teilnehmen.

Politisch gehört Grönland zum Königreich Dänemark - ebenso übrigens wie die Färöer. Im Gegensatz zu dieser Inselgruppe im Nordatlantik, die bereits 1988 in die FIFA und 1990 in den europäischen Fußballverband UEFA aufgenommen wurde, zögerte der grönländische Verband zu lange damit, sich um eine Mitgliedschaft zu bewerben. Die UEFA lehnte einen entsprechenden Antrag im Mai 2024 ab. Der Grund: Inzwischen nimmt sie nur noch Nationen auf, die von der Mehrheit der UN-Mitglieder als unabhängiger Staat anerkannt werden.

Geographisch betrachtet gehört Grönland zu Nordamerika - was auch den Antrag an die CONCACAF möglich machte, der jetzt abgelehnt wurde.

10 Prozent der Menschen in Grönland spielen in Vereinen Fußball

Auch wenn die Eis- und Gletscherfläche Grönlands als Folge des Klimawandels schrumpft, sind noch immer rund 80 Prozent der Insel von Eis bedeckt. Die rund 57.000 Einwohnerinnen und Einwohner gelten als fußballbegeistert. Der Verband KAK zählt in insgesamt 38 Vereinen 5500 registrierte Spielerinnen und Spieler. Das heißt, fast jeder oder jede Zehnte (9,6 Prozent) in Grönland spielt Fußball. Zum Vergleich: In Deutschland kommen auf 83 Millionen Menschen 7,7 Millionen beim DFB registrierte Aktive, das macht 9,2 Prozent.

Karrierechance nur über Dänemark

Fußballspielen ist in Grönland jedoch wegen der extremen Wetterverhältnissen im Freien nur zwei Monate im Jahr möglich, und dann auch nur auf Kunstrasenplätzen. "Es gibt nur sehr, sehr begrenzte Möglichkeiten, in Grönland eine Elite-Fußballmannschaft aufzubauen", sagte Ramus Storm vom Dänischen Institut für Sportstudien der DW. "Wenn man die besten Spieler nach Dänemark holt und sie an den Turnieren in Dänemark teilnehmen lässt, können sie vielleicht kontinuierlich trainieren und sich ein wenig steigern. Aber das ist in Grönland so gut wie ausgeschlossen."

Wer auf der Insel im Polarmeer geboren wurde, ist automatisch für Dänemark spielberechtigt. Der bislang prominenteste Fußballer aus Grönland war Jesper Gronkjaer. Der heute 47 Jahre alte frühere Offensivspieler bestritt für Dänemark 80 Länderspiele und verdiente sein Geld unter anderem bei europäischen Topklubs wie Ajax Amsterdam, dem FC Chelsea und Atlético Madrid. In der Saison 2005/2006 stand er auch beim Bundesligisten VfB Stuttgart unter Vertrag.

Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, als er Grönland für die USA beanspruchte. Seit April wird die Insel von der Regierung des sozialliberalen Ministerpräsidenten Jens Frederik Nielsen regiert. Der 33-Jährige war früher mehrfach grönländischer Badminton-Meister. Seine Partei Demokratiit hat sich die Unabhängigkeit der Insel von Dänemark auf die Fahnen geschrieben. Erst wenn es dazu kommen sollte, gäbe es wohl eine Chance, dass eines Tages eine grönländische Fußball-Nationalmannschaft bei großen Turnieren antreten darf.