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Politik

Gratis fahren in Augsburg und Luxemburg

29. Dezember 2019

Um den Innenstadtverkehr in den Griff zu bekommen, verlangt die bayerische Großstadt künftig von den Nutzern von Tram und Bus in der City kein Ticket mehr. Am 1. März zieht dann mit Luxemburg ein ganzes Land nach.

Straßenbahnen am Königsplatz in Augsburg, dem zentralen Umstiegspunkt der bayerisch-schwäbischen Metropole (Fot: picture-alliance/dpa/K. Hildenbrand)
Straßenbahnen am Königsplatz in Augsburg, dem zentralen Umstiegspunkt der bayerisch-schwäbischen Metropole Bild: picture-alliance/dpa/K. Hildenbrand

Im Zentrum von Augsburg ist Bus- und Straßenbahnfahren ab dem Jahreswechsel kostenlos. Das Angebot soll insbesondere die Luftqualität in der Innenstadt der bayerischen 300.000-Einwohner-Kommune verbessern. "Durch die City-Zone wollen wir den Parksuchverkehr verringern, die Innenstadt für Besucher attraktiver machen und den Einzelhandel stärken", erklärte die zweite Bürgermeisterin Eva Weber. Die City-Zone, in der kein Ticket gelöst werden muss, umfasst ein Gebiet von neun Haltestellen.

Leihfahrräder und Carsharing

In Augsburg soll es zudem eine sogenannte Mobilitätsflatrate geben. Sie besteht aus einem kostenpflichtigen Abo, mit dem in der gesamten Stadt unbegrenzt Bus und Tram gefahren werden kann. Zudem können Nutzer Leihfahrräder und Carsharing-Autos der Stadtwerke Augsburg (SWA) nutzen.

Die oberbayerische Kreisstadt Pfaffenhofen an der Ilm hatte bereits im Dezember 2018 kostenloses Busfahren eingeführt. Um zu ermitteln, wie das Angebot angenommen wird, wurde nach etwa zwei Monaten eine Zählung der Fahrgäste durchgeführt. Ergebnis war, dass in einem Zwei-Wochen-Zeitraum genau 22.650 Menschen mit den Stadtbussen unterwegs waren. Gegenüber früheren Erhebungen hatte sich die Zahl der Nutzer damit mehr als verdoppelt.

Ein Doppelstock-Regionalzug der "Société Nationale des Chemins de Luxemburgeois" (CFL) in der Stadt Pétange Bild: picture-alliance/Hauke-Christian Dittrich

Derweil kündigte auch Luxemburg (kosten-)freie Fahrt für Bus und Bahn an. Die im gesamten Großherzogtum geltende Regelung soll am 1. März 2020 in Kraft treten. Damit wäre Luxemburg das erste Land der Welt, in dem man für Busse und Bahnen keine Fahrkarten mehr braucht. Nur die 1. Klasse der Bahn bleibt kostenpflichtig. Fahrkartenschalter werden geschlossen, Kontrolleure bekommen neue Service-Aufgaben. Für die Berufspendler, von denen etwa ein Viertel aus Deutschland kommt, gibt es einen weiteren Vorteil: Auch Bahn- und Busfahrkarten nach Luxemburg sollen spürbar billiger werden.

Täglich 200.000 Pendler aus dem Ausland 

Die freie Fahrt im zweitkleinsten EU-Land mit gut 600.000 Einwohnern und 2586 Quadratkilometern Fläche ist aber nur der besonders öffentlichkeitswirksame Teil eines größeren Bemühens um eine Verkehrswende. Denn Luxemburg platzt aus allen Nähten. Großes Wirtschaftswachstum schafft auch Probleme - nicht nur auf einem völlig überhitzten Immobilien- und Wohnungsmarkt, der viele Bürger auf der Suche nach einem bezahlbaren Obdach über die Landesgrenzen hinaus in die Nachbarländer treibt. In 20 Jahren hat die Bevölkerung um gut ein Drittel zugenommen, die Hälfte der Bürger sind Ausländer. Zusätzlich pendeln noch rund  200.000 Menschen aus Frankreich, Belgien und Deutschland täglich zur Arbeit nach Luxemburg: Ein Anstieg um 140 Prozent gegenüber dem Jahr 2000. Morgens und abends herrscht Stau allerorten.

Eine Straßenbahn in Luxemburgs Bankenviertel Kirchberg Bild: picture-alliance/dpa/H. Tittel

Die jährlichen Investitionen in die Mobilität werden laut der luxemburgischen Regierung daher von 501 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 806 Millionen Euro im Jahr 2021 steigen. Die Hauptstadt - auf, neben und unter zerklüfteten Felsen gelegen - wird immer mehr mit einer hochmodernen Straßenbahn erschlossen. Im engen Stadtzentrum funktioniert sie ohne Oberleitung mit Batterie. Neue Parkplätze und Bahnen sollen die Autopendler aus Lothringen, der Wallonie, dem Saarland und der Region Trier vor Erreichen der Stadt abfangen und auf Schienen schnell zur Arbeit bringen. Insgesamt soll die Zahl der Park-and-Ride-Parkplätze bis 2025 verdoppelt werden.

Pendlerspuren für Autos mit drei Insassen

Zudem werden eigene Pendlerspuren gebaut, um Autos mit mindestens drei Insassen schneller vorankommen zu lassen. Derzeit seien täglich 250.000 unbesetzte Autositze in die Stadt unterwegs, bedauert Luxemburgs grüner Mobilitätsminister François Bausch. Aktuell seien 61 Prozent der Berufstätigen alleine im Auto unterwegs - 2025 sollen es nur noch 46 Prozent sein. In den kommenden fünf Jahren solle zugleich die Rate der Nutzer von Bahnen und Bussen von derzeit 19 auf 22 Prozent erhöht werden.

Ferner wird laut Bausch das Radwegenetz auf 1100 Kilometer fast verdoppelt. Zwischen den beiden größten Städten Luxemburg und Esch-sur-Alzette entstehe ein 28 Kilometer langer Radschnellweg.

sti/djo (dpa, Stadtwerke Augsburg)

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