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KriminalitätÖsterreich

Gewalttat in Graz: Polizei findet Rohrbombe beim Schützen

11. Juni 2025

Einen Tag nach der tödlichen Gewalttat an einer Schule in Graz steht Österreich für eine Minute still. Das Motiv des Täters ist weiter unklar. Ermittler haben in der Wohnung des 21-Jährigen einen Sprengsatz entdeckt.

Rettungskräfte stehen vor der Schule in Graz, wo Blumen und Kerzen niedergelegt wurden (11. Juni)
Der Tag nach dem tödlichem Schusswaffenangriff: Rettungskräfte stehen vor der Schule in Graz (11. Juni)Bild: Borut Zivulovic/REUTERS

Nach der tödlichen Gewalttat an einem Gymnasium in Graz haben Ermittler die Wohnung des Täters durchsucht. Dabei stießen sie unter anderem eine Rohrbombe, teilte die Polizei von Österreichs  Bundesland Steiermark mit. Der Sprengkörper sei aber offenbar nicht funktionstüchtig.

Zudem habe die Behörden einen digitalen und einen handschriftlichen Abschiedsbrief des Schützen entdeckt. Beide Schriftstücke richten sich laut Polizei an die Eltern des Täters, lassen jedoch keine Rückschlüsse auf ein Tatmotiv zu. Medien hatten spekuliert, dass der Täter in seiner Schulzeit gemobbt worden sei. 

Zehn Getötete und ein Suizid

Der 21-jährige Österreicher hatte am Dienstag in seiner ehemaligen Schule in der Hauptstadt des Bundeslandes Steiermark mit zwei Schusswaffen zehn Menschen getötet und danach Suizid begangen.

Wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte, waren neun der Todesopfer zwischen 15 und 17 Jahre alt. Sie erlagen ihren Verletzungen vor Ort. Eine schwer verletzte Lehrerin starb im Krankenhaus.

Österreich hält inne

Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker beschrieb die Ereignisse als "nationale Tragödie". Gemeinsam mit der österreichischen Bundesregierung beschloss Stocker eine dreitägige Staatstrauer. Als Teil dessen stand an diesem Mittwoch um 10.00 Uhr für eine Minute das Land vielerorts still.

So blieben unter anderem die 900 Busse, Straßen- und U-Bahnen in Wien für eine Minute kurz stehen. Die Trauerglocke des Wiener Stephansdoms mit einem besonders tiefen Klang wurde geläutet. Die österreichische Bundesregierung gedachte der Opfer bei ihrer wöchentlichen Kabinettssitzung.

 

Im Stadtzentrum von Graz zünden Trauernde im Gedenken an die TodesopferBild: Heinz-Peter Bader/AP/picture alliance

Schon am Dienstagabend kamen Hunderte Menschen zu einem Trauergottesdienst in die Stadt Graz. Im Zentrum bildeten Kerzen in Erinnerung an die Toten ein Lichtermeer. Zahlreiche politische und gesellschaftliche Veranstaltungen wurden mit Blick auf die Gewalttat abgesagt oder verschoben.

Politische Debatten zu erwarten

In Österreich ist der Besitz von Waffen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr grundsätzlich erlaubt. Für eine Faustfeuerwaffe, wie sie der Schütze einsetzte, ist eine Waffenbesitzkarte nötig. Dazu müsse man ein psychologisches Gutachten vorlegen und die sichere Handhabung der Waffe nachweisen, wie der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, dem Österreichischen Rundfunk sagte. Offenbar habe der Täter die Voraussetzungen besessen, sonst wäre er nicht legal an diese Schusswaffe gelangt, so Ruf.

Amoklauf in Österreich: Noch viele offene Fragen

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Deshalb stellen sich umso mehr Fragen, ob die Hürden für den Erwerb, den Besitz oder das Führen von Waffen hoch genug sind. Wie der dem Innenministerium in Wien zugeordnete Generaldirektor Ruf erklärte, werde man sich diesen Fall ansehen und wenn es Lücken im Waffenrecht gebe, diese schließen.

Auch eine Diskussion um die generelle Gewährleistung der Sicherheit an Schulen ist zu erwarten. Grundsätzlich sei an Schulen zu beobachten, dass eine steigende Zahl an jungen Menschen sich nicht mehr ausreichend wahrgenommen fühle, was zu latenter oder offener Gewalt führen könne, wie der Leiter des Schulärztlichen Dienstes der Steiermark, Josef Zollneritsch, sagte. 

ch/AR (dpa, afp, rtr)

Die Deutsche Welle berichtet zurückhaltend über das Thema Suizid, da es Hinweise darauf gibt, dass manche Formen der Berichterstattung zu Nachahmungsreaktionen führen können. Sollten Sie selbst Selbstmordgedanken hegen oder in einer emotionalen Notlage stecken, zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen. Infos zu Hilfsangeboten in Ihrem Land gibt es auf der Internetseite www.befrienders.org. In Deutschland hilft Ihnen die Telefonseelsorge unter den kostenfreien Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

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