Gregoritsch lässt Bremen leiden
29. Oktober 2017In der 87. Minute durfte sich Michael Gregoritsch seinen Sonderapplaus abholen. Trainer Manuel Baum nahm seinen Offensivmann vom Platz, brachte Dong-Won Ji für ihn. Gregoritsch hatte ein Lächeln im Gesicht nach seinen beiden Toren beim 3:0 (2:0)-Sieg seiner Augsburger bei Werder Bremen. In der 40. Minute hatte er per Kopf zugeschlagen, in der 61. einen Konter eiskalt mit einem strammen Schuss ins kurze Eck vollendet. Zwischenzeitlich hatte Sturmkollege Alfred Finnbogason (45.+2) per Foulelfmeter getroffen. Für Finnbogason wie auch für Gregoritsch war es jeweils der fünfte Saisontreffer. "Das macht Spaß, tut gut", kommentierte Gregorisch beim Pay-TV-Kanal Sky seinen "perfekten Nachmittag".
Dabei war der Start des Österreichers bei seinem neuen Arbeitgeber zunächst alles andere als perfekt. Regelmäßig holte ihn Trainer Baum vorzeitig vom Platz. Obwohl er doch mit einer Ablösesumme von kolportierten fünf Millionen Euro der Königstransfer der Augsburger war. Aber Selbstbewusstein und Umsetzung auf dem Platz gingen zunächst nicht im Gleichschritt. Davon, dass es "ein Fehler war", dass ihn der HSV gehen ließ und von seinem "brutalen linken Schlegel", also Bein, hatte Gregorisch noch im Sommer gesprochen und "große Taten" angekündigt.
Am liebsten gegen Werder
Die hat Gregoritsch aber inzwischen tatsächlich folgen lassen. Gegen Topklub Leizpig traf der 23-Jährige ebenso wie beim 2:2 in Hoffenheim und bei der Niederlage gegen Hannover. Und gegen Lieblingsgegner Werder erzielte er nun schon die Tore Nummer fünf und sechs in insgesamt fünf Duellen. Damit hat der fünfmalige österreichische Internationale großen Anteil daran, dass der FCA, der von vielen Experten als sicherer Absteiger gehandelt worden war, ganz locker im Mittelfeld der Tabelle mithalten kann: Platz neun nach dem 10. Spieltag mit 15 Punkten, die bedauernswerten Bremer warten auf Rang 17 immer noch auf den ersten Saisonerfolg.
Gregoritschs ehemaliger Nationalmannschaftskollege, Bremens Kapitän Zladko Junzuovic, sprach sichtlich mitgenommen von einer "niederschmetternden Situation". "Wir können tun, was wir wollen und es klappt nicht", fasst er die mentale Lage seines Teams zusammen. Deprimiert verwies er auf die Druckphase nach der Pause, als Werder drauf und dran war, "das Anschlusstor zu machen - und laufen dann in einen Konter rein."
Die wohl spielentscheidende Phase war das, dessen ist sich auch Gregoritsch bewusst: "Nach der Pause haben wir ein bisschen Glück, vor der Pause schießen wir zum richtigen Zeitpunkt die Tore und dann haben wir Gott sei Dank das dritte nachgelegt." Warum das so ist? Fußball-Psychologie: "Wir haben jetzt das Selbstvertrauen, Bremen nicht." Das Publikum, wenn auch von Junuzovic in Schutz genommen ("Nur wir selbst sind verantwortlich"), verhöhnte zu allem Überfluss in der Schlussphase auch noch die Heimmannschaft, sang von der Meisterschaft, die man zuletzt im Jahr 2004 errang. So baut man ein Team, das am Boden liegt, sicher nicht auf.