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Griechen bringen Flüchtlinge von Grenze weg

23. Februar 2016

Die Lage am griechischen Übergang nach Mazedonien spitzt sich zu. Hunderte Migranten müssen zurück ins Landesinnere. Im Süden kommen derweil neue Flüchtlinge an, die über die Ägäis das Festland erreichen.

Flüchtlinge am Grenzzaun zwischen Griechenland und dem nördlichen Nachbarn Mazedonien (Foto: SAKIS MITROLIDIS/AFP/Getty Images)
Verzweifelt: Flüchtlinge am Grenzzaun zwischen Griechenland und dem nördlichen Nachbarn MazedonienBild: Getty Images/AFP/S. Mitrolidis

Die griechische Polizei hat eine von afghanischen Flüchtlingen besetzte Eisenbahntrasse an der griechisch-mazedonischen Grenze geräumt und damit begonnen, hunderte Migranten von dort wegzubringen. Zuvor hatten die mazedonischen Behörden Afghanen, die bisher automatisch passieren konnten, den Zugang verwehrt und schließlich die Grenze für Migranten komplett abgeriegelt. "Ich sehe hier Busse, die die Menschen abholen", sagte der Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Antonis Rigas, dem griechischen Nachrichtensender Skai. Die Bahntrasse sei geräumt worden.

Polizeikreise bestätigten, dass rund 900 Migranten, die nicht wie Syrer oder Iraker automatisch als Flüchtlinge eingestuft würden, ins Landesinnere gebracht werden sollen. Die mazedonischen Behörden hielten am Dienstagvormittag die Grenze geschlossen. Dort harren nach Schätzungen bis zu 5000 Menschen aus.

"Bitte macht die Grenze auf!" Flüchtlinge mit Plakaten wollen von Griechenland nach Mazedonien einreisenBild: Reuters/A. Avramidis

Zuschauer unerwünscht

Während die Bahntrasse geräumt wurde, sei Journalisten und Vertretern humanitärer Organisationen der Zugang zum Eisenbahn-Grenzübergang bei Idomeni verboten worden, heißt es in Medienberichten. Nur Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) seien nicht aufgehalten worden. Die Presse musste dagegen etwa fünf Kilometer von der Grenze entfernt warten.

Überwiegend aus Afghanistan stammende Migranten hatten am Montag die Bahntrasse besetzt und den Bahnverkehr gestoppt. Damit protestierten sie gegen die Sperrung der Grenze für Afghanen durch die mazedonischen Behörden. Diese hatten am Sonntag entschieden, Flüchtlinge aus Afghanistan nicht mehr wie jene aus Syrien und dem Irak durchzulassen. Daraufhin versuchten hunderte Migranten den Grenzübergang zu stürmen. Mazedonien hält seine Grenze seitdem komplett für Migranten geschlossen.

"Nur noch acht Tage"

Ärzte ohne Grenzen mahnte unterdessen, falls Mazedonien die Afghanen nicht bald einreisen lasse, könne Griechenland bald nicht mehr alle Flüchtlinge unterbringen. "Dann wird binnen acht Tagen die Aufnahmefähigkeit erschöpft sein", sagte Sprecherin Gemma Gillie der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die Behörden suchen offenbar händeringend nach Auswegen. Bei einer Krisensitzung im Verteidigungsministerium in Athen sei über die Möglichkeit beraten worden, in alten Kasernen weitere Aufnahmelager für Migranten zu eröffnen, meldet dpa unter Berufung auf Regierungskreise.

Flüchtlinge aus Afghanistan protestieren an der griechisch-mazedonischen Grenze gegen den EinreisestoppBild: S. Mitrolidis/AFP/Getty Images

Im Süden Griechenlands kamen derweil in der Hafenstadt Piräus nahe Athen erneut mehr als 1250 Flüchtlinge an. Sie hatten an den Vortagen aus der Türkei zu den Ostägäis-Inseln übergesetzt. Am späten Montagabend waren 1200 Migranten eingetroffen; weitere wurden erwartet. Die Flüchtlinge werden vorerst in Piräus festgehalten und in einer Hafenhalle, einem Auffanglager und zwei Sporthallen untergebracht. In Piräus wie auch in der Hauptstadt Athen sind jeweils mehrere tausend Menschen gestrandet. Viele von ihnen wollen laut Reportern versuchen, auf eigene Faust weiter nach Norden zu reisen.

Diplomatischer Protest

Die Lage sorgt zunehmend für internationale Verstimmungen. Griechenland protestierte mit einer diplomatischen Note gegen die von Österreich für Mittwoch organisierte Westbalkankonferenz. Das Außenministerium in Athen betonte, dies sei ein "einseitiger und absolut kein freundschaftlicher Akt". Mit der Konferenz werde versucht, ohne die Beteiligung Griechenlands Entscheidungen zu treffen.

Österreich hat vor kurzem eine Obergrenze für Flüchtlinge eingeführt. Die Regierung in Wien hatte am Mittwoch ein Kontingent von 3200 Flüchtlingen und eine Höchstzahl von täglich 80 Asylanträgen an der Südgrenze festgelegt. Dies könnte auch die Entscheidung Mazedoniens zur Grenzschließung für Afghanen beeinflusst haben. Auf der anstehenden Konferenz dürfte sich Wien um Rückendeckung für seine Politik bemühen.

jj/SC (dpa, afp, rtr)

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