Griechen hoffen auf rasche Milliardenhilfe
24. April 2010Es war nur ein kurzer Brief, mit dem die griechische Regierung am Freitag (23.04.2010) Geschichte schrieb: Erstmals seit Gründung der europäischen Währungsunion kann sich ein Mitgliedsland nicht mehr selbst finanzieren und braucht finanzielle Unterstützung. Der offizielle Antrag ging an die Partner in Brüssel und Washington, an die Europäische Union und an den Internationalen Währungsfonds (IWF). "Es ist zwingend, dass wir um die Aktivierung des Rettungsmechanismus bitten", erklärte Ministerpräsident Giorgos Papandreou.
30 Milliarden aus Europa, 15 Milliarden vom IWF
Damit ist der Fall eingetreten, von dem alle Beteiligten bis zuletzt gehofft hatten, dass er sich vermeiden ließe: Das milliardenschwere Hilfspaket von Euro-Ländern und Internationalem Währungsfonds wird tatsächlich benötigt.
Insgesamt hatten die Euro-Länder für dieses Jahr bis zu 30 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, Deutschland müsste davon bis zu 8,4 Milliarden und damit mehr als ein Viertel übernehmen. Weitere 15 Milliarden Euro sollen vom IWF kommen.
Erste Hilfszusagen von Spanien und Frankreich
Wann die ersten Gelder in Athen ankommen, ist noch offen. Die griechische Regierung hofft zumindest, binnen weniger Tage erste Zahlungseingänge zu verbuchen. Spätestens in vier Wochen braucht Griechenland das Geld, denn am 19. Mai wird eine Staatsanleihe fällig - die rund 8,5 Milliarden Euro dürften ohne fremde Hilfe kaum aufzubringen sein. Die Chancen, dass das Geld rechtzeitig eingeht, stehen allerdings nicht schlecht: Spanien kündigte bereits an, kommenden Freitag bis zu 3,67 Milliarden Euro zu bewilligen. Frankreich will bis zum 6. Mai grünes Licht über Kredite bis zu 6,3 Milliarden Euro geben.
Griechen protestieren gegen Hilfe-Antrag
In Griechenland stößt das Hilfeersuchen auf wenig Gegenliebe. Noch am Freitag protestierten hunderte Menschen in Athen und Thessaloniki gegen die Entscheidung ihrer Regierung, Europäische Union und Internationalen Währungsfonds um Hilfe zu bitten. Reporter berichten, es sei zu Zusammenstößen gekommen, als Sicherheitskräfte ein Vordringen der Protestierenden auf die EU-Vertretung in Athen verhindern wollten. Nach den zahlreichen Protesten und Streiks der vergangenen Wochen muss sich die griechische Regierung nun wohl auf ein heißes Frühjahr einstellen.
Autor: Frank Wörner (rtr, dpa, afp, apn)
Redaktion: Reinhard Kleber