1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ratschläge aus aller Welt

Sabrina Pabst 3. Juli 2015

Bleibt Griechenland im Euro? Diese Frage beschäftigt seit Monaten Deutschland und andere EU-Länder. Aber wie groß ist das Interesse außerhalb der EU-Grenzen an dem griechischen Schuldendrama?

Griechische Drachmen-Münze und Drachmen-Banknote - Foto: Federico Gambarini (dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Die Vereinigten Staaten beobachten die Entwicklungen im Schuldendstreit zwischen Griechenland und seinen internationalen Geldgebern mit Argusaugen. US-Präsident Barack Obama gibt sich dennoch gelassen. Mit größeren Auswirkungen für die USA oder den Rest der Welt rechnet er nicht. Dennoch könne die griechische Krise der Weltwirtschaft den Schwung nehmen. Obama fordert die Verhandlungspartner zu einem Kompromiss auf. In Gesprächen mit einflussreichen europäischen Politikern, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Frankreichs Präsidenten François Hollande, drängt der US-Präsident auf eine Einigung, um Griechenland wieder zu mehr Wachstum innerhalb der Eurozone zu verhelfen. Besonders das Beharren auf strikten Sparplänen und das Denken in nationalen Interessen treffen in den USA auf Unverständnis.

Griechenland - Chinas Tor nach Europa?

Auch Exportweltmeister China verfolgt den griechischen Schuldenstreit sehr aufmerksam - schließlich währen von einem Grexit aus dem Euro die Interessen chinesischer Unternehmen direkt betroffen. So ist der Mischkonzern Cosco seit Jahren Eigner von zwei Containerterminals in Piräus.

Der Hafen der griechischen Stadt sollte eigentlich längst von den Chinesen mehrheitlich übernommen werden - im Rahmen des Privatisierungsprogramms, das Griechenlands damaliger Ministerpräsident Antonis Samaras vorangetrieben hatte. Pläne, die die neue Regierung unter Alexis Tsipras Anfang des Jahres allerdings umgehend stoppte, um damit ein Wahlversprechen wahr zu machen. Nun hat das Pekinger Handelsministerium die Regierung in Athen aufgefordert, die legitimen Interessen chinesischer Unternehmen zu schützen.

Hafen von Piräus: Bald in chinesischer Hand?Bild: Getty Images/M. Bicanski

Auch Japan ist - wie Griechenland - hoch verschuldet und zeigt sich bislang wenig reformfreudig - dennoch ist das ostasiatische Land weiterhin die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Die Regierung in Tokio hält den bisherigen Sparkurs in Griechenland jedenfalls für gescheitert. "Griechenland erhöhte die Steuern und kürzte öffentliche Ausgaben. Trotzdem sanken in den vergangenen drei Jahren die Steuereinnahmen", sagt Japans Finanzminister Akira Amari. "Griechenland hat das gemacht, was es für notwendig hielt. Tatsächlich aber führten diese Maßnahmen wegen einer rückläufigen Wirtschaft zu weiterem Leid."

Parallelen zur argentinischen Staatspleite

Anders als Griechenland hat Argentinien schon die Staatspleite hinter sich. Im Dezember 2001 war das Land zahlungsunfähig, weil der Internationale Währungsfonds (IWF) den Geldhahn zudrehte. Kapitalverkehrskontrollen wurden eingeführt, Sparguthaben eingefroren, der Peso verlor drastisch an Wert. Weite Teile der Bevölkerung verarmten, es kam zu Plünderungen und gewaltsamen Protesten. Etwas bergauf ging es später, weil Roberto Lavagna, von 2002 bis 2005 Argentiniens Wirtschaftsminister, ein Großteil der Schulden einfach aus den Büchern strich, Rückforderungen aus dem Ausland ignorierte und dafür sorgte, dass der Peso stark unterbewertet blieb.

Schlange vor argentinischem Geldautomaten (2002): Ähnliches Szenario wie in GriechenlandBild: picture-alliance/dpa

Dennoch führen einige Ökonomen Argentinien nun als leuchtendes Beispiel an, wenn es um die Rettung Griechenlands geht. Die Rückkehr zur alten Währung, der Drachme, würde es der Regierung in Athen erlauben, frei über ihre Ausgaben zu entscheiden. Doch Ex-Minister Lavagna hält diesen Weg für falsch. Die Kreditgeber müssten vielmehr akzeptieren, dass die griechischen Schulden einen Punkt erreicht haben, an dem sie umgeschichtet werden müssten. Statt weiterer Sparmaßnahmen müsse die Produktivität angekurbelt werden, wie es Argentinien damals getan habe, so Lavagna.

Auch Domingo Cavallo, bis zur argentinischen Staatspleite im Dezember 2001 Wirtschaftsminister in Buenos Aires warnt Griechenland in seinem Blog davor, den Euro-Raum zu verlassen. Auf die starke Entwertung der Drachme würde eine Inflation folgen. Dies bedeute eine deutliche Reduktion der realen Löhne und Pensionen, meint Cavallo. Das sei wesentlich schlimmer, als die Einbußen durch die Rettungspläne der Troika, so Cavallo weiter.

Türkei bietet Nachbarschaftshilfe an

Selbst die Türkei, sonst eher die ewige Rivalin Griechenlands, macht sich offenbar Sorgen wegen der Lage im ungeliebten Nachbarstaat. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bot seine Hilfe an. "Wir wollen, dass Griechenland stark ist", sagte er Anfang der Woche. "Wir sind bereit, Griechenland zu helfen, um die Wirtschaftskrise zu überwinden, indem wir bei Tourismus, Energien und Handel kooperieren", so der türkische Premier weiter.

Türkischer Ministerpräsident Davutoglu: "Wir sind bereit, Griechenland zu helfen"Bild: Reuters/U. Bektas

Sobald die neue Regierung in Ankara stehe, wolle man einen Kooperationsrat mit Griechenland auf höchster Ebene einberufen, berichtet die türkische Tageszeitung Hürriyet. Hier sollen Maßnahmen gegen die Finanzprobleme besprochen werden. Treffen zwischen dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu und dessen griechischen Kollegen Nikos Kotzias fänden bereits statt, berichtet Hürriyet.

Diesen Vorschlag unterstützt auch die prokurdische Demokratische Partei der Völker (HDP), die der Syriza-Partei nahesteht. Der türkische Abgeordnete der HDP, Ertugrul Kürkcü, geht in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN Turk noch einen Schritt weiter. Er schlägt vor, dass die Türkei die fällig gewordene IWF-Tranche von 1,6 Milliarden Euro übernehmen oder einen zinslosen Kredit anbieten sollte, damit der Nachbar seine Verpflichtungen begleichen könne. Kürkcü prophezeit, dass ein Untergang Griechenlands nicht nur den Euro, sondern auch die Europäische Union in große Schwierigkeiten bringen würde.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen