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Griechenland setzt auf Investoren aus China

Marianthi Milona Thessaloniki
17. Mai 2018

Während die Kontrolleure der Gläubiger derzeit wieder in Athen vorsprechen, kann sich Dimitris Samaras vor Arbeit kaum retten. Er bereitet Investoren den Weg ins Land. Marianthi Milona hat den Unternehmer besucht.

Griechenland Containerhafen  Piräus
Blick auf einen Teil des Containerhafens von PiräusBild: picture-alliance/Xinhua

Es ist ein ganz normaler Montagmorgen, als ich ins Hauptquartier der Samaras Group, Griechenlands größtes Dienstleistungsunternehmen, eintreffe. Am westlichen Stadtrand Thessalonikis gelegen, erwartet mich im fünften Stock des rechteckigen Glasbaus der Chef persönlich. Dimitris Samaras hat sein Unternehmen vor 25 Jahren gegründet. Er mache fremden Investoren den Weg frei, erklärt er, damit sie in Griechenland Fuß fassen. Die Samaras Group hat alle beraten: Vom der deutschen Supermarktkette Lidl, über Fraport bei der Privatisierung der griechischen Provinzflughäfen. Er hat kanadische Investoren mit griechischem Bergbau zusammengebracht und ist auch jetzt wieder federführend bei Geschäftsabwicklungen von chinesischen Großinvestoren wie Cosco im Hafen von Piräus.

Dimitris Samaras gründete sein Unternehmen vor 25 JahrenBild: DW/M. Milona

"Ich würde sagen, dass sich im Augenblick Geschäftsleute aus vielen Ländern für Griechenland interessieren, doch vor allem sind es die Chinesen, die das Land im Fokus ihres Investitionsrahmens hoch eingliedern", erklärt Dimitris Samaras selbstbewusst. Er weiss nur zu gut, dass er beim Piräus-Projekt enorm mitverdient hat. So viel, dass er am liebsten nicht darüber sprechen will, als ich ihn konkret danach frage. In den kommenden Jahren will Cosco weitere 500 Millionen Euro in Piräus investieren, die Beratungskosten der Samaras Group werden mit Sicherheit nicht gering ausfallen.

Chinesisches Interesse auf allen Gebieten

"Nach der Investition in Piräus interessieren sich die Chinesen im Augenblick für vieles mehr: Für das Straßen- und Bahnverkehrsnetz, für die Verbindungen zwischen den Inseln und für alternative Energieversorgung. Im Handel, Tourismus, der Lebensmittelverarbeitung und den Bergbau", sagt der selbstbewusste, stämmige Mann im grauen Anzug und lehnt sich leger über seinen breiten Sessel. Um weiterhin die Tür nach China offen zu halten, hat Dimitris Samaras deshalb auch im vergangenen Jahr eine griechisch-chinesische Handelskammer gegründet. Die EKEPES soll die wirtschaftlichen Erfolge beider Länder noch mehr fördern und offen für neue Investitionen sein. Hinter seinem Schreibtisch hat Dimitris Samaras auf einem Beistelltisch viele eingerahmte Fotos stehen. Auf allen ist er gemeinsam mit diversen Größen aus Politik und Wirtschaft zu erkennen. Den freundlich zuvorkommenden Mann haben alle gern und wenn man ihn fragt, dann empfindet er es genauso. Für seine Kunden und für sein Personal. Er kennt alle persönlich. Seine Mitarbeiter spricht Dimitris Samaras immer beim Vornamen an. So auch Despina Karfopoulou. Sie ist Teilhaberin an der Delta Engeneering, einer Tochter im Samaras-Verbund. "Despina kann Ihnen viel über die Chinesen erzählen", betont er.

Jede Firma - eine andere Aufgabe

Die "Delta Engeneering" beschäftigt sich mit den Genehmigungen für die Investitionsfirmen. "Wir kümmern uns um die notwendigen Baugenehmigungen, überprüfen die Bauprojekte und bewerten die Organisation des Bauprojekts. Jede Firma bei uns übernimmt einen anderen Aufgabenbereich. Wir vermitteln nicht nur den Eindruck von Seriosität, wir arbeiten seriös", sagt die engagierte Geschäftsfrau, die nach zwölf Jahren bei Samaras schon einiges gesehen und erlebt. "Wenn jemand in Griechenland investieren möchte, dann helfen wir bei der Suche des Grundstücks oder der Immobilie, wir erstellen Wirtschaftspläne und überprüfen, ob die Investition profitabel sein kann." Es gibt einen Zeitplan, der strikt eingehalten wird. Das sei ihnen vor allem in der Zusammenarbeit mit den chinesischen Investoren wichtig.

Die Samaras Group kann sich vor Aufträgen kaum rettenBild: DW/M. Milona

Neue Erfahrungen in der Geschäftsabwicklung

"Griechenland hat in den chinesischen Expansionsplänen von 'one belt one road' oberste Priorität", erklärt Dimitris Samaras seinen Mitarbeitern immer wieder, um sie einerseits auf die Schwierigkeiten in den Verhandlungen vorzubereiten, andererseits um sie auf die Bedeutung der Investition einzustimmen. Despina Karfopoulou weiß, wovon ihr Chef spricht. "Die Chinesen haben eine andere Mentalität als wir in Europa. Wir müssen uns darauf konzentrieren, sie mit den griechischen gesetzlichen Richtlinien, den Zeitabläufen und Arbeitsweisen vertraut zu machen. Wenn sie das nicht akzeptieren, kommen wir nicht miteinander ins Geschäft." Dass Griechen und Chinesen jeweils auf eine alte Kultur zurückblicken, sorgt wohl für den nötigen gegenseitigen Respekt. Das ist vermutlich auch der Grund, warum chinesische Geschäftsleute ihre griechischen Partner als gleichberechtigt ansehen. Wer mit China Geschäfte macht, weiß, dass das nicht immer selbstverständlich ist. Als Serviceunternehmen, das ursprünglich mit westeuropäischen Investoren begann, musste die Samaras Group sich enorm auf die neuen Verhandlungspartner umstellen. "Wir sind zunächst immer bestrebt, den chinesischen Investoren im Bereich der Arbeitswelt auf ein bestimmtes Bild einzustimmen."

Chinas neue Seidenstraße

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Klare Strukturen garantieren Erfolg

"Die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern läuft strukturierter ab. Die Art und Weise der Abmachungen, der Festlegungen, der Termine usw. ist immer konkret. Und der Schwerpunkt liegt ganz klar auf den Kosten und der Amortisierung eines Projekts", erklärt Despina Karfopoulou und betont vor allem, dass sie sich im Fall von China auf andere Weise den Projekten annähern. "Ich will es mal so sagen: Sie haben eine ganz andere Budgetvorstellung und eine andere Zeitvorstellung, was die Verwirklichung des Projekts angeht. Manchmal ist auch nicht ganz klar, was sie wollen." Die junge Frau weiß das, weil sie seit vielen Jahren mit deutschen Investoren zusammenarbeitet und sie bei Projekten von einem ganz anderen Ansatz ausgehen. "Wichtig sei es nur, dass sie von vornherein schriftliche Abmachungen treffen, an die sich alle halten müssten", erklärt mir die Wirtschaftsfachfrau und blättert in ihrem Terminkalender. Die Samaras Group arbeitet strikt nach festen Terminen, klaren Methoden und möchte das mit den Europäern errungene hohe Niveau auch mit nichteuropäischen Geschäftspartnern aufrechterhalten. Sonst gäbe es eben keine Zusammenarbeit und keine erfolgreichen großen Projekte. Weil es vorkommt, dass Fremdinvestoren keine klaren Vorstellungen von ihrer geplanten Investition haben, achtet man in der Samaras Group auf die Einhaltung der Vertragsbedingungen. "Wir müssen viel analytischer auf die einzelnen Punkte in den schriftlichen Abmachungen eingehen. Diese Schwierigkeit hält uns allerdings nicht davon ab, uns auf die Chinesen einzulassen", so Despina Karfopoulou.

Der Hafen von Thessaloniki Bild: picture-alliance/NurPhoto/A. Widak

Griechenland im Gleichgewicht mit allen

China wird auch zukünftig mit Hilfe der Samaras Group noch viele Geschäfte in Griechenland abwickeln. Umso wichtiger wird es auf Dauer für die EU sein, gerade in diesem Teil Europas ein Gleichgewicht der Kräfte aufrechtzuerhalten. In Brüssel hat man das längst erkannt und beginnt sich immer häufiger für Investitionen in Griechenland zu öffnen. Der Samaras Group ist es wichtig, dieses Gleichgewicht zu fördern. Nicht ohne Grund wurde der Hafen von Thessaloniki nicht an chinesische Investoren gegeben, sondern an ein deutsch-französisch-russisches Konsortium.

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