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Griechenland: Rettungseinsatz nach Bootsunglück dauert an

15. Juni 2023

Vor der griechischen Halbinsel Peloponnes wird weiter nach Überlebenden und Opfern des Bootsunglücks gesucht. Es wird mit mehr als 500 Toten gerechnet. Die Vereinten Nationen reagieren erschüttert.

Griechenland | Schiffsunglück bei Kalamata
26 der geretteten Überlebenden wurden ins Krankenhaus gebracht - zumeist wegen UnterkühlungBild: Stelios Misinas/REUTERS

Einen Tag nach dem Untergang eines Fischkutters vor Griechenland gelten viele Migranten weiter als vermisst. "Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt", sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache im staatlichen Sender ERT. Nach Aussagen von Überlebenden könnten bis zu 700 Menschen an Bord gewesen sein. Die griechischen Behörden gehen daher inzwischen von mehr als 500 Toten aus. Der Such- und Rettungseinsatz vor der Halbinsel Peloppones soll fortgesetzt werden.

Am Mittwoch hatten Schiffsbesatzungen der griechischen Küstenwache und Marine die Leichen von 78 Menschen geborgen; zwischenzeitlich war von 79 Leichen die Rede gewesen. Zudem wurden 104 Überlebende an Land gebracht. 26 von ihnen wurden laut Behördenangaben im Krankenhaus behandelt, hauptsächlich wegen Unterkühlung. Die meisten der überlebenden Passagiere stammten laut Küstenwache aus Syrien, Ägypten oder Pakistan. Sie sollen zunächst in einem Lager nahe der Hauptstadt Athen untergebracht werden.

Bisher wurden 79 Leichen geborgen - wie hier auf einem Schiff der KüstenwacheBild: Stelios Misinas/REUTERS

Die Vereinten Nationen äußerten sich "zutiefst schockiert und traurig". "Wir sind Zeugen einer der schlimmsten Tragödien im Mittelmeer, und die von den Behörden angegebenen Zahlen sind niederschmetternd", erklärte Gianlucca Rocco, Griechenland-Chef der UN-Migrationsorganisation IOM. Ein Team des Flüchtlingshilfswerks UNHCR sei unterwegs in die griechische Stadt Kalamata, um die Überlebenden zu versorgen, hieß es.

Jedes verlorene Leben sei eine "Tragödie", sagte die Vertreterin des UNHCR in Griechenland, Maria Clara Martin. "Solche Todesfälle können vermieden werden, indem mehr sichere Wege für Menschen geschaffen werden, die vor Konflikt und Verfolgung fliehen müssen. Niemand sollte auf derart lebensgefährliche Reisen gehen müssen, wenn er um sein Leben flieht." 

Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich in der vergangenen Woche nach langem Streit darauf geeinigt, künftig Migranten im Schnellverfahren an der EU-Außengrenze abzufertigen.

Der Kutter kenterte und sank - möglicherweise mit vielen Menschen unter Deck

Ein Beobachtungsflugzeug der EU-Grenzschutzagentur Frontex hatte das 25 bis 30 Meter lange Boot nach Angaben der Küstenwache bereits am Dienstagnachmittag entdeckt. Die Migranten wollten offenbar vom libyschen Tobruk nach Italien übersetzen, laut Küstenwache lehnten sie "jegliche Hilfe" ab. Gegen 23 Uhr am Dienstagabend sei der Motor ausgefallen, woraufhin das Boot gekentert und an einer tiefen Stelle binnen zehn bis 15 Minuten gesunken sei. Es ist zu befürchten, dass auch unter Deck viele Migranten dicht gedrängt ausharrten und dort eingeschlossen wurden.

Diese Luftaufnahme des Kutters von Dienstag gab die griechische Küstenwache heraus - sie lässt erahnen, wie viele Opfer es noch geben könnteBild: HELLENIC COAST GUARD/REUTERS

Seit 2014 zählten die Vereinten Nationen rund 27.000 Migranten, die auf der Überfahrt im Mittelmeer ums Leben kamen. Davon entfallen rund 2300 auf die Unglücksregion im östlichen Mittelmeer.

ehl/djo (dpa, afp, epd)

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