Showdown auf der Akropolis
28. Juni 2015 Für die griechischen Banken ist es auf den ersten Blick eine gute Nachricht: Sie können weiter auf die sogenannten ELA-Kredite der Europäischen Zentralbank zählen. Doch dann beginnen schon die Wermutstropfen in den griechischen Wein zu fallen: Der Kreditrahmen von 90 Milliarden Euro wird nicht erhöht. Und der Beigeschmack wird noch bitterer, wenn die Verantwortlichen in Athen sich vergegenwärtigen, dass immer mehr Griechen ihr Barvermögen von den Banken abziehen.
Allein in den vergangenen Tagen sollen auf diese Weise an den Geldautomaten in Hellas eine Milliarde Euro abgehoben worden sein. Geld, das die Banken aber schon sehr bald nicht mehr haben dürften. Die Staatspleite rückt damit noch einen Schritt näher.
Banken und Börse bleiben am Montag geschlossen
Um einen weiteren Ansturm auf die Banken vorerst zu verhindern, verkündete Regierungschef Alexis Tsipras, dass die Banken ab Montag geschlossen bleiben. In Finanzkreisen hatte es zuvor bereits geheißen, auch die Börse in Athen werde zum Wochenauftakt nicht öffnen.
Außerdem will Tsipras Kapitalverkehrskontrollen einführen, um den griechischen Bankensektor vor dem Zusammenbruch zu bewahren.Gleichzeitig rief er seine Landsleute zur Ruhe auf. Die Einlagen griechischer Bankkunden seien sicher. Mit der Kapitalverkehrskontrolle wird voraussichtlich die Höhe von Zahlungen ins Ausland oder die Summe, die die Bürger an Geldautomaten oder am Bankschalter abheben dürfen, beschränkt. Um die Kontrollen durchzusetzen, könnten Konten eingefroren und Grenzkontrollen verschärft werden.
Das jüngste Beispiel für die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen ist Zypern, das
vor etwas mehr als zwei Jahren zu diesem Mittel griff, als seine Banken ins Straucheln kamen. Die Kontrollen gelten bis heute, wurden aber inzwischen gelockert.
Tsipras ruft Griechen zur Ablehnung auf
Nach der Entscheidung der Euro-Finanzminister, die Hilfen für Griechenland nicht über den Stichtag 30. Juni hinaus zu verlängern, hatte Tsipras in der Nacht zu Sonntag für den 5. Juli eine Volksabstimmung über die von den Geldgebern geforderten Sparmaßnahmen angekündigt. Er rief seine Landsleute dazu auf, die Vorschläge abzulehnen. Zugleich betonte er, niemand könne Griechenland aus dem Euro drängen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier übte in einem Gespräch mit der "Welt am Sonntag" harsche Kritik an der griechischen Regierung. "Ich verstehe nicht, wie eine gewählte griechische Regierung seinem Volk empfiehlt, den europäischen Vorschlag abzulehnen und die Menschen in Griechenland damit in Geiselhaft nimmt, um Europa weitere Konzessionen abzutrotzen", sagte er.
Krisensitzung auch in Berlin
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat wegen der drohenden Staatspleite Griechenlands für Montag ein Sondertreffen der Partei- und Fraktionschefs einberufen. Merkel will dabei über die aktuelle Entwicklung in der Krise informieren.
Am Dienstag muss Griechenland eine Kreditrate von 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zurückzahlen. Es ist jedoch unklar, ob die Regierung in Athen dies noch kann.
Bundesbürgern, die nach Griechenland reisen wollen, empfahl die Bundesregierung auf jeden Fall schon eimal, sicherheitshalber ausreichend Bargeld mitzunehmen.
mak/bri/hf (dpa, rtr, afp)