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Griechische Designer trotzen der Krise

Alexandra Kosma
4. Februar 2017

Griechenland leidet weiterhin unter der Finanz- und Schuldenkrise, viele private Unternehmen mussten schließen. Trotzdem wagen immer mehr junge Modedesigner den Schritt in die Selbstständigkeit.

Griechenland - Modedesigner trotzden der Krise
Dimitris Baltas ist stolz auf sein Label Disu Bild: D. Baltas

Arbeitslosigkeit, Armut, Existenzangst: Damit mussten sich viele griechische Bürger in den vergangenen Jahren auseinandersetzen. Die Finanzkrise ist noch nicht überwunden, ihre Auswirkungen sind in vielen verschiedenen Branchen zu spüren. Gerade Mode ist in diesen schwierigen Zeiten eher ein Luxusgut. Trotzdem steigt in den vergangenen drei Jahren die Zahl der neuen Modelabels und Designer in Griechenland. Immer mehr junge Menschen machen sich in der Branche selbstständig, stellen Kleidung, Schuhe, Taschen und Accessoires her.  

Die Designerin Aisha Diri hat vor zwei Jahren ihre eigenen Kreationen auf den Markt gebracht. Eine besonders riskante Entscheidung in Krisenzeiten, würde man meinen. "Sicher hatte ich Sorgen und Ängste", gibt sie zu, "aber die Dinge haben sich durch das Internet verändert. Es spielt keine große Rolle mehr, wo du arbeitest. Du kannst von überall in andere Länder expandieren."

Sie hat einen Showroom in Athen und verkauft ihre Kreationen in Touristen-Boutiquen in der Hauptstadt - aber auch über internationale Online-Shops. So ist sie nicht nur auf die griechische Kundschaft angewiesen, die wegen der Krise nicht mehr so viel Geld ausgibt wie früher. 

Neue Unternehmen ersetzen die alten

Die Folgen der Krise sind auch im Modegeschäft nicht zu übersehen. Es fehlt an Infrastruktur und Mitteln, um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Die Bilder aus den Nachrichten von geschlossenen Läden sind noch sehr frisch.

Theofilos Aslanidis ist Geschäftsführer des Griechischen Verbands für Strickwaren und Bekleidung. Dass es in der Branche so viele neue Unternehmer gebe, habe verschiedene Gründe - und nicht alle seien positiv: "In Krisenzeiten schließen Unternehmen und neue kommen zum Vorschein. Es ist nicht so, dass Griechenland auf einmal neue Unternehmen generiert. Der Konsum von Modeprodukten ist durch die Krise um rund 54 Prozent zurückgegangen. Das ist die Hälfte des Umsatzes." Das bedeutet, dass es im Grunde genommen nicht mehr Modefirmen gibt, sondern dass neue Unternehmen an der Stelle der alten auftauchen.

Und die Neulinge haben es sehr schwer - das bestätigt auch Aisha: "Man muss alles alleine machen. Du kannst keine Leute einstellen. Und deshalb bist du auch Grafiker und Social Media Manager - und nebenbei musst du dann auch noch Kleidung entwerfen."

Eine Kreation von Dimitris Baltas Bild: D. Baltas

Die Krise als Chance?

Trotzdem ist die neue Designer-Generation in Griechenland optimistisch. Viele beobachten sogar eine Veränderung im Shopping-Verhalten der Griechen, die jetzt weniger Geld haben. So auch der 29-jährige Dimitris Baltas. Als Großhändler verkauft er Produkte seines Modelabels Disu. Zusätzlich hat er seinen eigenen Online-Shop. "In Griechenland suchen die Menschen heute mehr qualitativ hochwertige Kleidung als früher. Und diese Qualität finden sie bei griechischen Produkten. Der Preis muss stimmen, die Qualität aber auch", sagt er. Allerdings räumt er ein, dass er in den ersten Jahren überhaupt keinen Gewinn erwirtschaften konnte. Trotz allem blieb er zuversichtlich - und seit dem vergangenen Jahr lohnt sich seine Arbeit auch finanziell.

Er hat in seiner Firma einige Dinge verändert: Einerseits versucht er jetzt, eine andere Zielgruppe anzusprechen. Seine Produkte richten sich an Frauen über 30 - und er bietet auch größere Konfektionsgrößen an. Erstaunlicherweise habe die Finanzkrise in seiner Heimat für ihn persönlich auch einen Vorteil gebracht: "Viele Einzelhändler, die früher in Italien oder Frankreich eingekauft haben, konnten das nicht mehr durch die Kapitalverkehrskontrollen, die in Griechenland eingeführt wurden. Deshalb suchen viele von ihnen jetzt griechische Hersteller und Großhändler auf."

Die Frage bleibt trotzdem offen, ob die neuen Modeunternehmen in Griechenland auch längerfristig eine Chance haben. Denn die finanziellen Probleme auf dem griechischen Markt seien nach wie vor da, betont auch Theofilos Aslanidis.

Wahrscheinlich werden auch weiterhin Modeunternehmen schließen - darunter auch einige der jungen Newcomer. Doch eines steht fest: In der griechischen Modebranche weht ein frischer Wind.

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