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Politik

Griechenlands neue Präsidentin

Jannis Papadimitriou
22. Januar 2020

Katerina Sakellaropoulou ist Griechenlands neue Staatspräsidentin. Die parteilose Juristin erhielt am Mittwoch die erforderliche Mehrheit der Stimmen. Damit steht erstmals eine Frau an der Spitze des Staates.

Ekaterini Sakellaropoulou
Bild: Reuters/Eurokinissi/V. Rebapis

In seinem ersten BBC-Interview nach der Amtsübernahme im vergangenen Juli wurde Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis auf dem falschen Fuß erwischt: Wieso nur zwei Frauen im neuen Kabinett sitzen, wollte die britische Journalistin wissen. Mitsotakis erklärte, es gebe leider nicht so viele Frauen in Griechenland, die sich für Politik interessieren. "Ist das Ihr ernst? Ich bin sicher, ich könnte selbst einige Frauen für Sie ausfindig machen", monierte die Journalistin. Seitdem wurde in Hellas spekuliert, wann der konservative Regierungschef, der eigentlich eine moderate Politik der Mitte befürwortet, ein Zeichen setzt und mehr Frauen in die Politik holt.

Nun ist es soweit: An diesem Mittwoch (22.1.) wählte das griechische Parlament Katerina Sakellaropoulou, Präsidentin des Obersten Verwaltungsgerichtshofes, zur neuen Staatspräsidentin. Die parteilose 63-jährige Juristin folgt auf den 67-jährigen Konservativen Prokopis Pavlopoulos, dessen Amtszeit im März endet.

Richtungsweisend: Das Parlament wählt die StaatspräsidentinBild: Getty Images/AFP/L. Gouliamaki

"Eine Wahl mit Vorbildfunktion"

Sakellaropoulou hat in Athen Jura studiert und kam bereits 1981 an das höchste Gericht des Landes. Nach einem Studienaufenthalt an der Sorbonne lehrte sie Umweltrecht an der Griechischen Richterakademie in ihrer Heimatstadt Thessaloniki. Die Entscheidung für eine Frau im höchsten Staatsamt sei von großer symbolischer Bedeutung und habe nicht zuletzt eine Vorbildfunktion für junge Frauen in Hellas, sagt die Athener Politikwissenschaftlerin Stella Ladi der DW. Allerdings sollte man die neue Staatspräsidentin nicht auf das Frausein reduzieren, gibt sie zu bedenken. Sakellaropoulou sei eine erfolgreiche Juristin, die für wichtige Entscheidungen des Obersten Verwaltungsgerichts steht. "Dabei war sie stets auf Ausgleich bedacht, nicht auf Konfrontation. Und gerade diese Einstellung ist besonders wichtig für das Amt des Staatspräsidenten", meint Ladi, die derzeit an der Queen Mary University in London doziert.  

Nach Informationen der Athener Zeitung Kathimerini gilt die neue Staatspräsidentin als starke und extrovertierte Persönlichkeit, die auch ein großes Interesse an Kunst und Kultur mitbringt. Aber warum hat es so lange gedauert, bis eine Frau an die Spitze des Staates kommt? "Vielleicht war das nur eine Frage der Zeit; ich würde jedenfalls nicht behaupten, dass Frauen in Griechenland von den verantwortungsvollen Posten systematisch ausgeschlossen werden", sagt die Politikwissenschaftlerin und weist darauf hin, dass die sozialistische Partei KINAL eine Frau an ihre Spitze gewählt hat. 

Der Staatspräsident als Integrationsfigur

Anders als etwa in Frankreich hat der Staatspräsident in Hellas nur repräsentative Funktionen und hält sich aus dem politischen Tagesgeschäft heraus. Allerdings gilt er als Integrationsfaktor, dessen diskreter Rat gefragt wird - vor allem in Krisenzeiten.

Auch auf europäischer Ebene aktiv: Prokopis Pavlopoulos mit Francois HollandeBild: picture-alliance/Photo/E. Feferberg

Dieser Pflicht war der abtretende Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos nachgekommen als er sich, auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise, für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone stark machte und zu diesem Zweck regen Kontakt zum damaligen französischen Amtskollegen François Hollande pflegte. Auch Karolos Papoulias, der sozialistische Vorgänger von Pavlopoulos, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort als es darum ging, im Dauerwahljahr 2012 das politische Chaos zu überwinden und nicht zuletzt gegenüber der Neonazi-Partei "Goldene Morgenröte" den richtigen Ton zu treffen. 

Eines haben alle Ex-Präsidenten jedenfalls gemeinsam: Sie waren erfahrene Politiker und Teil des politischen Establishments. Bei Katerina Sakellaropoulou ist alles anders. Ihre Nominierung sei deshalb eine mutige Entscheidung, glaubt Stella Ladi. "Diese Frau hat kein bestimmtes Parteiprofil. Wie sie agieren will, ist schwer vorauszusehen - auch und gerade für die konservative Partei, die sie nominiert hat", sagt die Politikwissenschaftlerin.

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