Griezmann erlöst Frankreich
26. Juni 2016Er bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht: Antoine Griezmann traf, jubelte, strahlte und stachelte die französischen Fans an, die schier ausrasten wollten. Mit seinen zwei Treffern drehte die Équipe Tricolore innerhalb von drei Minuten das Spiel gegen Irland, siegte mit 2:1 (0:1) und ist unter den besten acht Mannschaften des Turniers. Dabei hatten die Iren lange geführt: Nach 1:59 Minuten hatte Robbie Brady einen Elfmeter verwandelt, es war das zweitschnellste Tor der EM-Geschichte. Die Iren durften eine ganze Halbzeit von einer Überraschung träumen, bis Griezmann mit seinem Doppelpack (58./61. Minute) allen Hoffnungen ein Ende bereitete. Frankreich trifft nun im Viertelfinale am Sonntag in St. Denis entweder auf England oder Island. Dabei fehlen Adil Rami und N'Golo Kante gelbgesperrt. "Die Iren haben gut gespielt, wir hatten aber auch schon gute Möglichkeiten in der ersten Hälfte. Es hätte viel eher klar sein müssen, aber wir sind jetzt einfach glücklich", sagte Trainer Didier Deschamps: "Das ist großartig für alle Franzosen!"
Lloris übertrumpft Deschamps
Der französische Torwart Hugo Lloris, der nun 55 Spiele als Kapitän der französischen Fußball-Nationalmannschaft absolvierte, übertrumpfte seinen Trainer: Deschamps hatte die französische Nationalmannschaft 54-mal auf den Platz geführt. Frankreichs Nationalcoach hatte die Elf des Eröffnungsspiels in die Partie geschickt, damit verlor Kingsley Coman vom FC Bayern München seinen Platz an Dimitri Payet. Im Sturm kehrte Olivier Giroud in die Startelf zurück. Der Gruppensieger ging als Favorit gegen die "Boys in Green", die zuletzt für einen Überraschungssieg gegen eine B-Elf Italiens gesorgt hatte, in die K.o.-Runde. Exakt diese Elf schickte Irlands Coach Martin O'Neill ins Rennen.
Und diese bescherte den Gastgebern einen Alptraum-Start: Ein langer Pass in den Strafraum der "Les Bleus", Shane Long ging zum Ball und Frankreichs Superstar Paul Pogba verhinderte den Torschuss ziemlich tollpatschig - mit einem Foul. Dem italienischen Schiedsrichter Nicola Rizzoli blieb nichts anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen. Und Brady nahm das Geschenk dankend an: Irland führte mit 1:0, die Fans auf den Rängen des Stade de Lyon trauten ihren Augen kaum. Sollte es tatsächlich eine Revanche geben für die verpasste WM-Qualifikation 2010? Damals hatte Thierry Henry den Iren mit einem Handspiel die Teilnahme vermasselt.
Doppelschlag und Platzverweis
Es entwickelte sich eine unterhaltsame Partie mit offenem Visier, denn die Franzosen drängten stürmisch auf den Ausgleich, die Iren wiederum lauerten auf die Chance zum 2:0 und hatten das nach einer Chance von Shane Duffy auch auf dem Fuß. Es wurde ruppiger, den Franzosen unterliefen einige Frustfouls. Entschieden war aber noch lange nichts - endlich ein spannendes und flottes Achtelfinale mit vielen Torchancen!
Weitere Treffer fielen dann aber erst in der zweiten Halbzeit. Deschamps wechselte Coman ein, der wie erwartet für Belebung sorgte. Doch ein anderer schlug die entscheidende Flanke in den Strafraum: Bacary Sagna bediente Griezmann, der traf per Kopf (58.). Nur kurze Zeit später schraubte sich Giroud zu einem Kopfballduell hoch, gewann und legte auf Griezmann - der tippte den Ball kurz an und zog mit links ins rechte Eck ab - das Spiel war gekippt (61.). Und da hielt es auch den französischen Präsidenten François Holland nicht mehr auf dem Sitz. Er fiel in den lauten Jubel der Fans ein und sah nun einen entfesselt aufspielenden Pogba, der gemeinsam mit dem eingewechselten André-Pierre Gignac noch zahlreiche Torchancen herausspielte. Die Franzosen hielten sich wieder einmal an die Statistik: Elf der letzten zwölf Tore bei einer Europameisterschaft erzielten sie immer in der zweiten Hälfte. Spätestens nach der Roten Karte gegen Duffy nach einer Notbremse gegen Griezmann (66.) war die Partie entschieden.
Lesen Sie hier noch einmal das Achtelfinale zwischen Frankreich und Irland mit allen Höhepunkten in unserem Liveticker nach: