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Grindel soll neuer DFB-Präsident werden

17. November 2015

Eine Woche nach dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach haben sich die DFB-Landesverbände auf einen Nachfolger geeinigt. Ein Politiker und ehemaliger Journalist soll künftig an der Spitze des Verbandes stehen.

Reinhard Grindel bei Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/G.Fischer)
Bild: picture-alliance/dpa/G.Fischer

Reinhard Grindel soll neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) werden. Die Landesverbände einigten sich im Vorfeld des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande in Hannover auf den bisherigen DFB-Schatzmeister als ihren Nachfolgekandidaten für den zurückgetretenen Wolfgang Niersbach. DFB-Interimspräsident Rainer Koch, der nach dem Rücktritt Niersbachs den Verband zusammen mit Liga-Präsident Reinhard Rauball führt, verzichtet zugunsten Grindels auf eine Kandidatur.

"Ich unterstütze die Kandidatur von Reinhard Grindel persönlich", sagte Koch nach dem Treffen der mächtigen Landesfürsten, die bei einem Außerordentlichen Bundestag zwei Drittel der Stimmen besitzen. Dieser soll laut Koch "so schnell wie möglich" stattfinden. "Reinhard Grindel ist vor zwei Jahren mit den Stimmen von Amateuren und Profis zum Schatzmeister gewählt worden", sagte Koch. "Er hat sich in seinem Amt bestens bewährt. Er kennt alle anstehenden Aufgaben des DFB und wird Amateuren und Profis gut vermittelbar sein." Koch versicherte außerdem, dass die Affäre um die Vergabe der WM 2006 unter Grindel lückenlos aufgeklärt werde.

Kritik an eiliger Suche nach Nachfolger

Bereits vor der Entscheidung der Landesverbände hatte Grünen-Sportpolitiker Özcan Mutlu die Suche des DFB nach einem Niersbach-Nachfolger kritisiert. "Noch ist gar nichts aufgeklärt und schon beginnt das Postengeschachere beim DFB", sagte Mutlu der "Rheinischen Post" im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen. Er frage sich, "warum die Interimspräsidenten nicht bis zum nächsten DFB-Bundestag im Amt bleiben dürfen, um mit Bedacht eine neue Führung vorzuschlagen". Es bedürfe dringend einer Neuaufstellung des DFB mit transparenten Strukturen. Aus diesem Grund solle man sich Zeit nehmen und den Reformprozess gründlich vorbereiten. "Ich kann mir die Eile, mit der das jetzt durchgepeitscht werden soll, nicht erklären", sagte Mutlu.

Für die Wahl des Präsidenten genügt die einfache Mehrheit. Am kommenden Freitag wird das DFB-Präsidium in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main zusammenkommen und sich dabei voraussichtlich auf Grindel als Präsidentschaftskandidaten einigen. Nach seiner Nominierung gab Grindel seinen Sitz im Sportausschuss auf, im Falle seiner Wahl will er sein Bundestagsmandat niederlegen. Der 54-Jährige wäre bei erfolgreicher Wahl der zwölfte Präsident in der Geschichte des DFB. Zudem soll der Termin des Bundestages, auf dem der Niersbach-Nachfolger gewählt wird, fixiert werden.

Grindel, CDU-Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, ist seit 2013 Schatzmeister des Verbandes. In den vergangenen Wochen, in denen nach und nach immer mehr Details zur WM-Affäre ans Tageslicht kamen, hatte er sich auffallend zurück gehalten. Grindel bestätigte wie Koch nur, dass er von den Vorgängen rund um die Vergabe der WM 2006 in Deutschland erst kurz vor der ersten "Spiegel"-Veröffentlichung erfahren habe.

Jurist und Journalist

Grindel, der 1961 in Hamburg geboren wurde, studierte in seiner Heimatstadt Jura und war Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Schon während seines Studiums begann Grindel als freier Journalist in Hamburg und Kiel zu arbeiten, später war er Redakteur beim Radio und beim Privatfernsehen. Schließlich landete er beim ZDF, wo er vom Redakteur zum Studioleiter aufstieg, zunächst in Berlin, anschließend in Brüssel. Mit seiner Wahl in den Bundestag im Jahr 2002 beendete Grindel seine journalistische Laufbahn. Grindel ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Lange Zeit arbeitete Grindel als FernsehjournalistBild: picture-alliance/dpa/N. Bachmann

asz/sn (dpa, sid)

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