Die Grippewelle rollt durch Deutschland. Vor allem im Süden gibt es mehr und mehr Krankmeldungen. In einigen Krankenhäusern müssen Operationen verschoben werden - die Ärzte haben Grippe.
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Achtung, ansteckend!
Die Grippe: eine nicht ungefährliche Viruserkrankung. Was hilft gegen Grippe? Wie wird der Impfstoff hergestellt? Ein paar Infos zu einer der häufigsten Viren-Erkrankungen hier.
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Schön, aber gefährlich
Vor allem für kleine Kinder und ältere Menschen sind Grippeviren gefährlich. Mit bloßem Auge sieht man sie nicht. Aber man merkt schnell, wenn sie da sind: an Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Husten. Dabei bestehen die Viren aus nicht viel mehr als einer Eiweißhülle und einem kleinen Erbgutstrang.
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Keine Banalität
Eine mögliche Grippe-Pandemie macht den Menschen Angst. Denn sie kann gefährlich werden. Bei der Spanischen Grippe (1918-1920) starben über 25 Millionen Menschen. Darunter waren viele 20- bis 40-Jährige. Viele starben an den Folgen einer Lungenentzündung. Auch hier war der Grippevirus H1N1 schuld.
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Was hilft?
Bei einer Virusgrippe wird der Arzt meist nur die Symptome bekämpfen: Hustensaft und Schmerzmittel verschreiben, fiebersenkende Mittel geben oder dafür sorgen, dass der Patient schlafen kann. Für schwere Fälle hingegen gibt es antivirale Medikamente: Sie hemmen die Vermehrung des Virus im Körper.
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Knifflige Impfstoffherstellung
Gegen Grippe kann man sich impfen lassen. Allerdings verändert sich das Grippevirus durch Mutation sehr schnell. Jedes Jahr wird daher ein neuer Impfstoff entwickelt - unter streng sterilen Bedingungen. Er besteht aus inaktivierten Viruspartikeln der drei Virusstämme, die in dem Jahr besonders häufig sind.
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Grippeviren aus Hühnerembryos
Einige Impfstoffhersteller vermehren die Grippeviren in befruchteten Hühnereiern. Denn Grippeviren befallen auch Vögel - das bebrütete Hühnerei dient als primitiver Vogelersatz. Man gewinnt die Viren für den Impfstoff dann aus dem sich entwickelnden Hühnerembryo. Ein Hühnerei reicht in etwa für eine Impfdosis.
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Schweinegrippe
Influenzaviren befallen auch Schweine und lösen bei ihnen Atemwegserkrankungen aus. Dazu gehört auch der Virus-Subtyp H1N1. Er befällt viele Säugetierarten, auch den Menschen. 2009 kam es zu einer Pandemie mit einem Schweinegrippevirus.
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Panik - nicht nur in Hongkong
Die Schweinegrippe breitete sich 2009 von Mexiko und den USA auf über 200 Länder aus. Vor allem in Südasien, Ostafrika und Südamerika erkrankten viele Menschen. Laut Weltgesundheitsorganisation starben weltweit mehr als 18.000 Menschen an den Folgen der Schweinegrippe.
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Bedrohung Vogelgrippe
Grippeviren können auch Vögel befallen. Tiermediziner sprechen dann von Geflügelpest, das ist aber nur ein anderes Wort für Vogelgrippe. Im Grunde genommen kann jeder Influenza-A-Virus-Stamm Vogelgrippe auslösen, er muss sich lediglich auf Vögel als Wirt anpassen. Am bekanntesten sind die Typen H5N1, H7N9 und H5N8. Die Typen H5N1 und H7N9 können unter Umständen auf den Menschen übertragen werden.
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Und zu guter Letzt
Händewaschen ist die beste Vorbeugung gegen Grippeviren. Vor allem sollte man sich nicht mit ungewaschenen Fingern an Augen und Nase fassen - so steckt man sich nämlich leicht mit Erregern an.
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In der Grippesaison 2014/2015 sind bislang viel mehr Menschen erkrankt als im Vorjahr. Darauf weist die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert Koch-Instituts (RKI) hin. Über 18.000 Menschen mit Influenza wurden offiziell bereits erfasst. Mehr als ein Drittel davon (6251) allein in der siebten Kalenderwoche. Die Gesamtzahl der Erkrankten ist vermutlich um ein Vielfaches höher. "Wie hoch diese Dunkelziffer genau ist, wissen wir nicht", sagte die Sprecherin des RKI, Susanne Glasmacher, "aber es gibt eine erhebliche Unterfassung".
Vor allem der Süden ist von dem explosionsartigen Anstieg der Grippe-Fälle betroffen. Im Raum Karlsruhe geriet der Nahverkehr in den letzten Tagen ins Stocken - 20 Prozent der Straßenbahnfahrer hatten sich hier krankgemeldet. Auch in Baden-Württemberg, genauer: in einzelnen Krankenhäusern Südbadens, herrscht aufgrund der Krankheitswelle Personalnotstand. "Wir lehnen niemanden ab", versichert ein Sprecher des Uniklinikums Freiburg. Allerdings sind erste planbare Eingriffe und Operationen bereits verschoben worden. Denn jeder zehnte Krankenhausmitarbeiter liegt zurzeit selbst krank im Bett.
Wer hofft, dass die Grippe-Welle nun wieder abklingt, wird enttäuscht. Experten des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) schätzen, dass der Höhepunkt erst Mitte März erreicht sein wird.
Impfstoff wirkt nicht optimal
Das Ausmaß der diesjährigen Grippewelle ist durchaus erklärbar. Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts gehen davon aus, dass der diesjährige Grippe-Impfstoff nicht optimal wirkt. So habe sich der besonders verbreitete Influenza A H3N2-Subtyp so verändert, dass der Impfstoff - dessen Zusammensetzung die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Frühjahr 2014 festgelegt hatte - nicht mehr richtig wirkt. Der Grund: Das Eiweiß, das im Impfstoff enthalten ist, stimmt nicht mehr mit dem Oberflächeneiweiß des Erregers überein.
Dies ist ein medizinisches Problem, das auch in näherer Zukunft nicht unbedingt zu vermeiden ist. "Trotz aller Bemühungen bleibt es schwer, die genauen Influenza-Subtypen, gegen die der Impfstoff wirken muss, im Voraus schon zu bestimmen", sagt Carlos Cuzman vom HZI. Die Wissenschaft müsse deshalb weiter an besseren Vorhersagemethoden arbeiten. Die WHO bezieht ihre Daten im Hinblick auf die Zusammensetzung des Grippeimpfstoffs aus über 100 nationalen Referenzlaboren.