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Politik

Fast 30.000 Corona-Tote in Großbritannien

6. Mai 2020

Die britische Regierung gerät in der Corona-Krise zunehmend unter Druck: Obwohl Großbritannien als das Land galt, in dem das Virus erst spät Fuß fasste, hat es jetzt mehr Corona-Tote als jedes andere europäische Land.

England Patient mit Coronavirus auf der Intensivstation des Royal Papworth Hospital in Cambridge
Patient mit COVID-19 auf der Intensivstation des Royal Papworth Hospital in CambridgeBild: picture-alliance/AP Images/AP/N. Hall

Laut der Statistik der US-Universität Johns Hopkins in Baltimore starben im Vereinigten Königreich inzwischen mehr als 29.500 Menschen nach einer Ansteckung mit dem neuartigen Virus SARS-CoV-2. Damit hat Großbritannien nun mehr Tote zu beklagen als Italien, das in Europa lange Zeit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen war. Italien meldete am Dienstag 29.315 Opfer und damit weitere 336 Tote im Vergleich zum Vortag. In dem südeuropäischen Land entspannt sich die Lage jedoch weiter. Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden stieg lediglich um 1075 auf 213.013.

Großbritannien hatte im gleichen Zeitraum mehr als 4000 Neuinfektionen und mehr als 600 weitere Corona-Tote zu beklagen. Auch hier gehen die Statistiker wie in Italien von einer hohen Dunkelziffer aus. Nur die USA verzeichnen mit mehr als 71.000 Toten weltweit noch mehr Corona-Oper als Großbritannien. Experten warnen zum Teil vor dem direkten Vergleich der Zahlen zwischen Ländern. Zu unterschiedlich seien die Methoden bei der Erhebung, Bevölkerungszahl, Altersstruktur und andere Faktoren.

Krisenmanagement von Premier Johnson in der Kritik

Großbritannien galt eigentlich als Land, in dem das neuartige Coronavirus erst relativ spät auftrat. Ob die Zeit sinnvoll genutzt wurde, steht nun im Zentrum einer erbittert geführten Debatte. Die Regierung von Premier Boris Johnson wird wegen ihres Umgangs mit der Krise stark kritisiert. Bei einer Umfrage gaben kürzlich zwei Drittel der Befragten an, die Regierung habe ihrer Meinung nach mit der Einführung von Kontaktbeschränkungen zu lange gewartet.

Premier Boris Johnson verteidigt sein Krisenmanagement in der Corona-PandemieBild: picture-alliance/dpa/S. Rousseau

Viele Briten werfen Johnson vor, zu spät auf den Corona-Ausbruch reagiert zu haben. Zudem mangelt es unter anderem an Schutzausrüstungen, Beatmungsgeräten, Ärzten und Pflegern. Der staatliche Gesundheitsdienst National Health Service gilt als marode. Johnson verteidigte hingegen das Vorgehen. "Wir haben das Richtige zur richtigen Zeit getan", sagte der 55-Jährige, der zwischenzeitlich selbst schwer an COVID-19 erkrankt war und drei Tage auf einer Intensivstation behandelt wurde.

Johnson: Höhepunkt der Pandemie überschritten

Nach Angaben von Johnson hat sein Land den Höhepunkt der Pandemie inzwischen überschritten. Die Zahl der Neuinfektionen und der Todesopfer gehe langsam zurück. Nach dem Vorbild Südkoreas will die Regierung nun mit umfangreichen Tests und der Nachverfolgung von Infektionsketten die Krise in den Griff bekommen. Großbritannien sollte versuchen, dass nachzuahmen, was Südkorea geschafft habe, sagte die wissenschaftliche Beraterin der Regierung, Angela McLean. Dabei soll auch eine Warn-App helfen, die seit Dienstag auf der Isle of Wight im Ärmelkanal getestet wird.

Eine Lockerung der Restriktionen in Großbritannien ist jedoch nicht abzusehen. Am 23. März hatte der Regierungschef die Schließung von Läden beschlossen und die Briten angewiesen, zu Hause zu bleiben. Ausnahmen gibt es nur für Sport, Einkäufe für den täglichen Bedarf und Arztbesuche. Wo es möglich ist, muss zu Hause gearbeitet werden.

ww/wa (dpa, ape)

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