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Politik

Großaufgebot sucht Cherif Chekatt

13. Dezember 2018

Die Suche wird intensiviert: Jetzt durchkämmt auch die französische Spezialeinheit "Raid" Wohnviertel in Straßburg. Der 29-jährige mutmaßliche Attentäter ist bislang insgesamt 67-mal im Dreiländereck verurteilt worden.

Frankreich, Straßburg: Soldaten in der Nähe des Weihnachtsmarktes
Bild: picture-alliance/AP/J. Badias

Die französische Spezialeinheit "Raid" nimmt sich das Viertel Neudorf südöstlich des Straßburger Zentrums vor, wo sich die Spur des mutmaßlichen Attentäters am Dienstagabend verloren hatte. Schwer bewaffnete Beamte rückten mit Automatikwaffen im Anschlag in mehrere Häuser vor. Straßen waren mit Polizeifahrzeugen abgesperrt. Mit dem Einsatz sollten Zweifel über den Verbleib Chekatts zerstreut werden, sagte Innenminister Christophe Castaner. Der 29-jährige Chekatt war nach dem Attentat mit einem Taxi nach Neudorf geflohen. Seitdem ist er abgetaucht. 

Die Eltern des mutmaßlichen Attentäters sind in Gewahrsam 

Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft nahm die Polizei auch eine fünfte Person aus dem Umfeld Chekatts in Gewahrsam. Es handele sich nicht um einen Angehörigen, hieß es. Die Eltern Chekatts und zwei seiner Brüder waren in der Nacht zu Mittwoch ebenfalls in Gewahrsam genommen worden.

Insgesamt suchten in Frankreich und Deutschland mehr als 800 Sicherheitskräfte nach dem mutmaßlichen Angreifer. In Baden-Württemberg waren nach Angaben dortiger Behörden "deutlich über hundert Beamte" im Einsatz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte 1800 Soldaten zusätzlich für den Kampf gegen den Terrorismus ab. Damit waren landesweit 8800 Kräfte mobilisiert.

Die französische Polizei veröffentlichte erstmals ein Fahndungsfoto des Intensivtäters, der in Frankreich, Deutschland und der Schweiz auf 67 Verurteilungen kommt. Chekatt ist demnach 1,80 Meter groß und hat eine "normale Statur". Das Bild zeigt einen Mann mit dunklen Haaren und Augen und kurzem Bart.

Das Foto wurde auch von deutschen Polizeistellen per Twitter und auf Webseiten veröffentlicht. Zeugen wurden gebeten, die Notrufnummer 110 anzurufen. Die französischen Ermittler schließen nicht aus, dass er von Straßburg aus nach Deutschland geflohen ist. Die Kontrollen im deutsch-französischen Grenzraum wurden massiv verstärkt, die Schweiz ordnete ähnliche Maßnahmen an.

Deutsche Behörden bescheinigen Chekatt "eine hohe kriminelle Energie"

Unterdessen werden immer mehr Einzelheiten über Cherif Chekatt bekannt: So bescheinigte eine Anordnung des Regierungspräsidenten Freiburg dem mutmaßlichen Attentäter eine "hohe kriminelle Energie". Die Verurteilung wegen schwerer Einbrüche offenbare "eine von rücksichtslosem Profitstreben geprägte Persönlichkeitsstruktur" und lasse annehmen, dass er "in Zukunft Straftaten ähnlicher Art und Schwere begehen" werde. So nachzulesen in der Anordnung des Regierungspräsidiums Freiburg vom 26. November 2016 für die Abschiebung aus der Haft.

Auch die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt in dem Fall. Die Abteilung für Bevölkerungsschutz des Regierungspräsidiums hatte auch ein Einreise- und Aufenthaltsverbot für Chekatt für die Dauer von zehn Jahren festgelegt. "Von Ihnen geht auch eine konkrete Gefahr neuer Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung aus", heißt es in der Anordnung. Demnach hatte der wegen schweren Diebstahls vom Amtsgericht Singen zu zwei Jahren und drei Monaten verurteilte Franzose selbst um seine Rückkehr nach Frankreich gebeten. Nach dpa-Informationen wurde er von der Bundespolizei den französischen Behörden überstellt. Bis zum 27. Februar 2017 war er in Freiburg inhaftiert gewesen.

Der Straßburger Weihnachtsmarkt bleibt vorerst geschlossenBild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Einem Medienbericht zufolge war Chekatt unmittelbar vor dem Angriff aus Deutschland angerufen worden. Er sei aber nicht ans Telefon gegangen, berichtete das rbb Inforadio unter Berufung auf Sicherheitskreise. Unklar ist demnach, wer ihn anrief und warum.

Derweil erlag ein weiteres Opfer seinen schweren Verletzungen; die Zahl der Todesopfer stieg damit auf drei, ein Verletzter ist hirntot. Der Straßburger Weihnachtsmarkt, der normalerweise jährlich rund zwei Millionen Besucher anzieht, blieb nach dem Anschlag weiter geschlossen.

nob/ml (afp, dpa)