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Großbritannien bietet Kroatien partnerschaftliche Beziehungen an

27. Oktober 2005

Im Streit um den flüchtigen Ex-General Gotovina hatte Großbritannien sich lange Zeit gegen die Aufnahme von EU-Beitrittsgesprächen mit Kroatien ausgesprochen. Beide Länder gehen nun aufeinander zu.

Versöhnliche Töne aus LondonBild: AP

In Kroatien herrscht ein weit verbreitetes Gefühl vor, demzufolge sich die gesamte Weltpolitik gegenüber dem Land in ziemlich begrenzten Stereotypen bewege: man meint zu wissen, welche Länder "für" oder "gegen Kroatien" sind. Vielen Menschen in Kroatien fällt es schwer, sich die eigenen Versäumnisse in der Außendarstellung des Landes einzugestehen. Unter den Ländern, die in der letzten Zeit ganz oben auf der "Die-sind-gegen-uns-Liste" standen, befand sich auch Großbritannien. Der Besuch des britischen Vizepremiers John Prescott bot nun die Gelegenheit, diese Stereotypen zumindest ein bisschen in Frage zu stellen.

Honeymoon zwischen Zagreb und London

Kroatien und Großbritannien erleben derzeit offenbar so etwas wie einen "Honeymoon". So jedenfalls die Meinung führender politischer Analysten nach dem Treffen des britischen Vizepremiers John Prescott mit Ministerpräsident Ivo Sanader und der Zagreber Konferenz über die Zusammenarbeit britischer und kroatischer Antifaschisten.

Großbritannien wolle Kroatien aktiv bei der Erfüllung der für die EU notwendigen Kriterien helfen, sagte Vizepremier Prescott. Deshalb biete London Zagreb partnerschaftliche Beziehungen an. Diese würden sich materialisieren in der Hilfe bei den Reformen von Justiz und Verwaltung sowie im Kampf gegen organisierte Kriminalität und Korruption. Zusätzlich hat Großbritannien finanzielle Hilfe in Höhe von 2,5 Millionen Pfund angeboten.

Kroatien spricht Visa-Frage an

Ministerpräsident Sanader sagte, man habe auch über das Visa-Regime gesprochen, das Großbritannien als einziges Land der EU noch immer gegenüber kroatischen Staatsbürgern aufrechterhält. Die kroatische Regierung nehme die partnerschaftlichen Beziehungen mit Großbritannien mit Zufriedenheit an, sagte Sanader und fügte hinzu:" Ich möchte noch einmal sagen, dass wir die Gespräche, die wir am 3. Oktober begonnen haben, auch der konsistenten Unterstützung Großbritanniens zu verdanken haben."

An diesen höchstrangigen Besuch aus dem Königreich seit der Unabhängigkeit Kroatiens lehnte sich auch die Tagung "60 Jahre danach" über die Zusammenarbeit britischer und kroatischer Antifaschisten an. Staatspräsident Stipe Mesic sagte auf dem Treffen, dass der antifaschistische Kampf im Zweiten Weltkrieg ein "goldenes Kapitel der jüngeren kroatischen Geschichte" sei, welches es Kroatien ermöglicht habe, trotz des Bestehens des kollaborierenden NDH (Unabhängiges Kroatien), das Ende des Krieges auf der Seite der Alliierten zu erleben. Der Präsident erinnerte daran, dass historischer Revisionismus und, wie er sagte, "buchstäbliche Vergewaltigung der Geschichte" während der letzten zehn Jahre unakzeptierbar seien. Behauptungen, dass Großbritannien Kroatien wegen irgendwelcher antikroatischer Einstellungen auf seinem Weg in die Union blockiert habe, bezeichnete Mesic als "übliche Dummheit".

Gordana Simonovic, Zagreb
DW-RADIO/Kroatisch, 27.10.2005, Fokus Ost-Südost

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