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Politik

Fall Skripal: London hält an Vorwürfen fest

3. April 2018

Ein britisches Militärlabor bestätigt, was kritische Stimmen zuvor angemerkt hatten: Eine russische Herkunft des Nervengifts im Fall Skripal ist nicht eindeutig nachweisbar. Für die britische Regierung ändert das nichts.

Großbritannien Friedhof in Salisbury | Untersuchung Grab von Ludmilla Skripal
Experten untersuchen das Grab von Ludmilla Skripal Anfang MärzBild: Reuters/P. Nicholls

Für die Experten des Forschungszentrums des britischen Verteidigungsministeriums ist die Herkunft des gefährlichen Nervengifts Novitschok nicht eindeutig nachweisbar. Wie der Leiter der Militäreinrichtung für Chemie- und Biowaffenforschung Porton Down, Gary Aitkenhead, mitteilte, konnte die präzise Herkunft des Nervengifts, mit dem der russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Yulia vergiftet wurden, nicht nachgewiesen werden.

Damit widersprach Aitkenhead der Darstellung des britischen Außenministers Boris Johnson. Dieser hatte in einem Interview mit der Deutschen Welle behauptet, Porton Down sei fest davon überzeugt, dass das bei dem Attentat eingesetzte Nervengift aus Russland stamme.

Johnson beschuldigt Moskau

02:47

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Die britische Regierung bleibt auch nach dem Bericht aus Porton Down bei ihren Anschuldigungen, dass Russland für den Anschlag verantwortlich sei. "Es gibt keine andere plausible Erklärung dafür", teilte das Außenministerium in London mit. Man wisse, dass Russland kleine Nowitschok-Mengen für eventuelle Attentate hergestellt und gelagert habe.

"Es ist unsere Aufgabe, die wissenschaftlichen Beweise zu liefern, um den jeweiligen Nervenkampfstoff zu identifizieren. Doch es ist nicht unsere Aufgabe zu sagen, wo der Stoff hergestellt wurde", sagte der Leiter der britischen Porton-Down-Militäranlage. Entsprechende Forschungsergebnisse seien an die Regierung weitergeleitet worden, sagte Aitkenhead dem britischen Nachrichtensender Sky News. Die Regierung müsse nun die einzelnen Hinweise zusammensetzen und daraus ihre Schlüsse ziehen.

Gift stammt nicht aus Porton Down

Allerdings seien "extrem komplexe Methoden" zur Herstellung dieses Nervengifts vonnöten, über die "nur ein staatlicher Akteur" verfüge, fügte der Laborchef hinzu. Er wies zugleich den Vorwurf aus Moskau zurück, dass das Nervengift aus seinem britischen Labor stammen könnte. "Es ist absolut unmöglich, dass das von uns kommt oder unsere Mauern verlassen haben könnte."

 

Der Kampfstoff Nowitschok wurde vom sowjetischen Militär in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt. Die britische Regierung wirft der Regierung in Moskau vor, hinter dem Anschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter vor einem Monat im englischen Salisbury zu stecken. Russland bestreitet jegliche Verantwortung. Die Affäre um die Nervengift-Attacke hatte zu erheblicher Verstimmung zwischen dem Westen und Russland geführt. Als Konsequenz aus dem Anschlag wiesen Großbritannien und mehr als 20 Partnerländer wie Deutschland, Frankreich und die USA zahlreiche russische Diplomaten aus; Russland wies daraufhin ebenso viele Diplomaten aus.

Putin hofft auf OPCW-Sitzung

Nun gehen am Mittwoch Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) auf Antrag Moskaus hin bei einem Dringlichkeitstreffen dem Vorwurf Großbritanniens nach, dass der Kreml hinter dem Giftanschlag stecke. Auch OPCW-Experten hatten Spuren des Giftes untersucht. Doch es war zunächst unklar, ob bei der Sondersitzung bereits Ergebnisse der Untersuchung vorgelegt werden.

"Ich hoffe, dass bei dieser Diskussion ein endgültiger Strich darunter gezogen wird", sagte Putin bei einem Besuch in der Türkei. Großbritanniens Anschuldigungen wies er entschieden zurück und sprach von einer "ungeheuerlichen Situation". Nach und nach habe es Bestätigungen dafür gegeben, dass "diese verrückten Anschuldigungen, die die britische Seite ein paar Stunden nach dem Vorfall erhoben hat, auf nichts begründet sind und durch nichts gestärkt werden", sagte Putin. "Wir sind an einer vollwertigen Aufklärung interessiert."

Das größtenteils unterirdische Militärlabor Porton Down im südenglischen WiltshireBild: picture-alliance/empics/A. Matthews

Russland fordert Einblick in Untersuchung

Russische Behörden hatten gefordert, in die Ermittlungen mit einbezogen zu werden. Andernfalls würden sie die Untersuchungsergebnisse der OPCW-Experten nicht anerkennen. Auf Antrag Moskaus sollte die Sitzung auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Russland hatte der OPCW zuvor einen Fragenkatalog zur Klärung des Vorfalls geschickt. Nach russischen Angaben wollte die Organisation noch vor Beginn der Sondersitzung die Fragen beantworten. Die OPCW mit Sitz in Den Haag ist verantwortlich für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahre 1997.

sam/se (AFP, rtr)

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