Großbritannien schließt Huawei vom 5G-Ausbau aus
14. Juli 2020Großbritannien baut sein Kommunikationsnetz der Zukunft ohne den chinesischen Weltmarktführer Huawei. 2027 dürfe das 5G-Netz keine Huawei-Bestandteile mehr aufweisen, kündigte Digitalminister Oliver Dowden am Dienstag an. Damit folgt Großbritannien den Forderungen der US-Regierung, die seit Langem vor einer Zusammenarbeit mit Huawei warnt, und geht auf Konfrontationskurs mit dem wichtigen Handelspartner China. Die Regierung von Donald Trump wirft dem Konzern eine zu große Nähe zur kommunistischen Regierung in China und Spionage vor. Huawei weist dies zurück. Beweise gibt es bislang nicht.
Noch im Januar hatte der britische Premierminister Boris Johnson Huawei zumindest eine begrenzte Rolle beim 5G-Aufbau zugestanden. Die Kehrtwende begründete Dowden nun mit den jüngsten US-Sanktionen, die zuverlässige Lieferungen von Huawei-Produkten verhindern könnten.
Huawei muss befürchten, dass sich weitere westliche Länder dem Schritt anschließen. Entscheidungen über den weiteren Umgang mit dem Konzern stehen beispielsweise noch in Kanada und Deutschland aus. Bisher hat die Bundesregierung noch nicht entschieden, wie sie mit Huawei beim 5G-Aufbau verfährt. Eine Entscheidung wird erst nach der Sommerpause erwartet. Marktführer Deutsche Telekom hat wiederholt vor einem Verbot gegen individuelle Anbieter gewarnt.
Zurück auf die "digitale Kriechspur"?
Ein Huawei-Sprecher nannte den Beschluss Großbritanniens enttäuschend und sagte, dies sei eine schlechte Nachricht für jeden britischen Handybesitzer und bringe die Insel in eine digitale Kriechspur. Der Chairman von Huawei in Großbritannien, John Browne, gab seinen vorzeitigen Rückzug von dem Amt bekannt, während Dowden zugab, der 5G-Ausbau werde sich durch die Entscheidung verzögern.
Durch die gesetzte Frist bis 2027 bleibt britischen Telekomfirmen wie BT, Vodafone und Three Zeit, um den Rückbau der Huawei-Technik zu realisieren. Sie hatten zwischenzeitlich damit gerechnet, dabei mehr Tempo machen zu müssen. Huawei-Konkurrent Nokia bot sich bereits an, die Chinesen "umfassend und schnell" zu ersetzen. Auch Ericsson erklärte, bereitzustehen.
Die Huawei-Konkurrenten, zu denen auch Samsung Electronics und Cisco gehören, können auf Milliarden-Geschäfte hoffen. Zumal bereits ab Jahresende britische Telekomfirmen keine 5G-Produkte mehr bei Huawei einkaufen dürfen und innerhalb von zwei Jahren auch beim Glasfasernetz auf die Chinesen verzichten müssen.
Dem 5G-Aufbau wird weltweit besondere Bedeutung beigemessen. 5G soll den Weg für künftige Schlüsseltechnologien wie Industrie 4.0 und autonomes Fahren bereiten.
hb/dk (rtr)