Großbritannien und Japan schließen Abkommen
11. September 2020Der Vertrag soll ab dem 1. Januar 2021 gelten. Es handelt sich um das erste größere Handelsabkommen des Vereinigten Königreichs als "unabhängige Handelsnation", wie das Ministerium für internationalen Handel in London mitteilte. Mit der Übereinkunft soll der Warenverkehr mit Japan um schätzungsweise 15,2 Milliarden Pfund (16,5 Milliarden Euro) steigen.
Im Jahr 2018 machten die Geschäfte mit Japan nach offiziellen Zahlen der britischen Regierung mit rund 29,5 Milliarden Pfund weniger als ein Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts aus. Die Exporte und Importe zwischen Großbritannien und der EU belaufen sich im Gegensatz dazu auf fast 700 Milliarden Pfund.
Zurzeit verläuft der Handel mit Japan noch auf der Grundlage des EU-Freihandelsabkommens. Weil Großbritannien aber nach einer Übergangsphase Ende Dezember endgültig aus der Europäischen Union austritt, war ein eigener Vertrag nötig. Die Einigung mit Japan wurde als vergleichsweise einfache Übung für die britische Regierung angesehen, da sie sich weitgehend auf das Abkommen zwischen der EU und Japan stützt.
Abschluss in kürzester Zeit erreicht
Dennoch sprach Handelsministerin Liz Truss von einem "historischen Moment". Das Abkommen mit Japan sei "in Rekordzeit und unter herausfordernden Umständen" verhandelt worden und gehe "weit" über das EU-Japan-Abkommen hinaus. Auch der japanische Außenminister Toshimitsu Motegi lobte, die Verhandlungen hätten nur drei Monate gedauert. Japan habe die Bedingungen für den Absatz japanischer Produkte auf dem britischen Markt - verglichen mit dem Freihandelsabkommen mit der EU - noch verbessert, vor allem für Eisenbahnwaggons und bestimmte Autoteile. Die Zölle auf Fertigungsteile aus Japan sowie auf Schweine- und Rindfleisch sowie Lachs aus Großbritannien sollen gesenkt werden.
Das Abkommen ist eine Grundsatzvereinbarung und muss noch unterzeichnet werden. Davor müssen es noch die nationalen Parlamente ratifizieren. Großbritannien hatte am 31. Januar seinen Austritt aus der EU erklärt. Mit Brüssel streitet London aktuell über das gemeinsame Austrittsabkommen. Die britische Regierung hatte diese Woche überraschend angekündigt, einseitig den im Januar verabschiedeten Brexit-Vertrag ändern zu wollen.
uh/rb (afp, dpa, rtr)