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Briten versuchen sich weiter abzuschotten

1. August 2015

Mit Frankreichs Präsident Hollande hat Premier Cameron am Abend über den Umgang mit den Flüchtlingen am Eurotunnel in Calais beraten. Zäune und Spürhunde gegen Migranten sollen nicht die einzigen Maßnahmen bleiben.

Flüchtlinge am Eurotunnel bei Calais (Foto: AFP/Getty Images)
Flüchtlinge an der Zufahrt zum Eurotunnel bei CalaisBild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Beide seien über die unmittelbaren Sicherheitsherausforderungen auf der französischen Seite des Eurotunnels besorgt, teilte das Büro von Premierminister David Cameron nach dem Telefonat mit Staatspräsident François Hollande mit. Man wolle eng zusammenarbeiten, um die Probleme von illegaler Migration anzugehen. Hollande erklärte, Ziel der Abstimmung mit den Briten sei, "dass wir alle unserer Verantwortung nachkommen können".

Camerons Angstthema Migration

Zuvor hatte Cameron angekündigt, mehr illegal nach Großbritannien eingereiste Flüchtlinge abschieben zu wollen und die Einwanderungsgesetze zu verschärfen. Die Hilfe für Frankreich auf der anderen Seite der Grenze sei erst der Anfang. London will die französischen Sicherheitskräfte in Calais unter anderem mit zusätzlichen Zäunen, Absperrungen und Spürhunden unterstützen. Ein Team hochrangiger Regierungsmitarbeiter soll sich laut Cameron mit dem Thema befassen.

Cameron hatte zuvor bereits erklärt, dass es keine schnelle Lösung für die Flüchtlingsproblematik geben werde. "Dies ist ein großes und komplexes Problem, dem wir uns stellen müssen - das von Afrika bis zu uns nach Großbritannien reicht. Wir handeln jetzt, und werden dies über den Sommer weiter tun." Aber es bleibe schwierig.

Zu den Wahlversprechen des konservativen britischen Premiers zählte die Verringerung der Einwanderung. Mit seinem Vorhaben, die Zuwanderung auf 100.000 Menschen pro Jahr zu drücken, ist er bereits gescheitert. Die Debatte auf der Insel könnte sich auch auf die Entscheidung über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union auswirken. Cameron will die Briten darüber bis Ende 2017 abstimmen lassen.

Unmut bei gewerblichen Nutzern des Eurotunnels wächst

Der Andrang von Migranten, die illegal versuchen durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen, führt zu langen Staus vor dem Tunnel, vor allem im Güterverkehr. Cameron nannte die dadurch verursachten Behinderungen des Zugverkehrs unter dem Ärmelkanal "inakzeptabel".

Eine britische Speditionsfirma rief am Freitag dazu auf, zwei oder drei Tage lang keine Güter mehr durch den Eurotunnel zu transportieren, um für eine zügige Lösung zu protestieren. Migranten hätten Container aufgebrochen, die Supermärkte dann nicht mehr annähmen, sagte Spediteur Peter Harding der BBC. Die Fahrer fürchteten um ihre Sicherheit, weil immer wieder Menschen versuchten, auf und in die LKW zu klettern.

Die Flüchtlinge rechnen sich in Großbritannien mehr Chancen auf ein auskömmliches Leben aus. Für viele ist zudem die Sprachbarriere geringer. Es fällt ihnen leichter, Englisch zu sprechen, als etwa Französisch zu lernen. Zudem hoffen die Menschen in Ballungszentren wie London oder Birmingham, wo es bereits große afrikanische und arabische Gemeinschaften gibt, Anschluss zu finden.

Die Betreibergesellschaft des Tunnels geht davon aus, dass mittlerweile 5000 illegale Migranten bei Calais auf eine Gelegenheit warten, den Ärmelkanal zu unterqueren. Bei ihren verzweifelten Versuchen, durch den Eurotunnel zu gelangen, verunglückten seit Anfang Juni zehn Menschen tödlich.

Polizisten frustriert

Hunderte Polizisten und private Sicherheitsleute versuchen, die Flüchtlinge von dem riesigen Gelände um den Tunnel-Eingang und von den Zügen fernzuhalten. Die Behörden zählten im Verlauf der Woche teilweise pro Nacht 2000 abgewehrte Versuche, über die Zäune vor dem Eurotunnel-Eingang zu gelangen. Die Zahl der Migranten liegt aber niedriger, weil einige in einer Nacht mehrfach versuchen, die Zäune zu überwinden.

Bei französischen Polizisten in Calais machte sich derweil Frustration über das nächtliche "Katz-und-Maus-Spiel" mit den Flüchtlingen breit. "Es ist zermürbend: Wir ergreifen manche, übergeben sie der Grenzpolizei - und 20 Minuten später kommen sie wieder", sagte ein Beamter der Nachrichtenagentur AFP.

qu/kle (afp, dpa, rtr)

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