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Politik

Großdemo in London gegen Gesundheitsreform

4. März 2017

Rund 250.000 Menschen haben in London gegen weitere Kürzungen beim staatlichen Gesundheitsdienst NHS demonstriert. Der Protestmarsch stand unter dem Motto "Keine Kürzungen, keine Schließungen, keine Privatisierungen".

Großbritanien Protestmarsch gegen den maroden Zustand des britischen Gesundheitswesens NHS
Bild: Getty images/AFP/D. Leal-Olivas

Auf Transparenten der Demonstranten war unter anderem "Rettet unseren NHS" oder "Der NHS steht vor einer humanitären Krise" zu lesen. Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, wandte sich vor dem britischen Parlament an die Demonstranten. Mit ihrem Protest gegen Kürzungen beim NHS verteidigten die Teilnehmer "ein grundlegendes Menschenrecht", sagte er. Das staatliche Gesundheitssystem stecke wegen Unterfinanzierung in einer Krise. "Das ist nicht die Schuld der Beschäftigten. Das ist die Schuld einer Regierung, die eine politische Wahl getroffen hat", kritisierte Corbyn weiter.

Massenprotest in London: Der NHS ist den Briten "heilig"Bild: Getty Images/J. Taylor

Der Hausarzt und stellvertretende Vorsitzende der British Medical Association, David Wrigley, sagte: "Der heutige Marsch ist ein Hilferuf für jeden, der den NHS nutzt, weil der Gesundheitsdienst in einer hoffnungslosen Lage ist." Die Patienten erhielten nicht die Versorgung, die sie bräuchten. "Wir sind ein Land, das sich die erforderlichen Finanzmittel leisten kann", mahnte Wrigley.

Der 1948 durch die damalige Labour-Regierung gegründete NHS bietet kostenlose gesundheitliche Versorgung an. Bezahlt wird die Gesundheitsfürsorge aus Steuergelder und nicht wie in anderen Ländern aus der Sozialversicherung. Jeder der in Großbritannien wohnt, hat Anspruch auf die Leistungen aus dem NHS. Lange Wartezeiten und Versorgungsengpässe sind aber keine Seltenheit. Mit 1,5 Millionen Beschäftigten ist der NHS der fünftgrößte Arbeitgeber der Welt.

Die Brexit-Lüge und der NHS

Belastet wird der NHS durch das Votum der Briten für einen EU-Austritt. Die Zahl der Krankenpfleger aus dem europäischen Ausland, die sich in Großbritannien bewerben, ging nach dem Referendum im Juni drastisch zurück.

Protest gegen Reform des britischen Gesundheitswesens NHSBild: Getty images/J. Taylor

Gerade der NHS ist aber auf das ausländische Personal angewiesen. Dies bestätigte auch ein britischer Mediziner in einem Interview mit der deutschen Ärztezeitung. "Ohne unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen könnten wir hier einpacken", so der diensthabende Arzt im Londoner St. Thomas Hospital. Laut offiziellen Statistiken stammt heute jeder dritte Arzt und jede fünfte Pflegekraft nicht aus Großbritannien.

Der NHS ist auch Bestandteil der so genannten Brexit-Lügen. Die Brexit-Befürworter wollten die wöchentliche gezahlten EU-Beiträge von angeblich 350 Millionen Pfund in den NHS stecken. Allerdings überwies London jedoch nur wöchentlich 136 Millionen Pfund nach Brüssel. Nach dem Brexit war auch keine Rede mehr davon, das EU-Geld in das staatliche Gesundheitssystem zu investieren. 

cgn/myk (afp, afpe, Die Welt, Ärztezeitung)

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