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Politik

Große Sorgen vor mutiertem Coronavirus

7. Januar 2021

Wer glaubt, dass man in der Coronakrise einfach so weitermachen kann, dem sei der Blick nach Großbritannien empfohlen. WHO und Berlin sind alarmiert.

Großbritannien London Krankenwagen vor dem Royal London Hospital
Krankenwagen vor dem Royal London Hospital Bild: Hannah McKay/REUTERS

Angesichts von immer neuen Corona-Patienten suchen Krankenhäuser in Großbritannien verzweifelt nach freien Betten. "Wir nähern uns einem Punkt, wo die Betten alle belegt sind", sagte Chris Hopson, Vertreter des öffentlichen Gesundheitsdienstes NHS. Deshalb gebe es unter anderem Gespräche mit Alten- und Pflegeheimen über mögliche freie Kapazitäten. "Die Situation wird rasend schnell schwieriger", erklärte Hopson im Interview mit der BBC.

Tausende Betten fehlen

"In der vergangenen Woche sind 5000 neue COVID-19-Erkrankte in die Krankenhäuser gebracht worden." Dies entspreche ungefähr der kompletten Kapazität von zehn Kliniken. Zeitgleich zu den Aussagen von Hopson wurde ein internes NHS-Papier in Medien verbreitet, wonach nach jetzigen Hochrechnungen bereits am 19. Januar in London rund 1500 Betten fehlen werden. Im schlimmsten Fall könnten es sogar 4400 fehlende Betten sein.

Im Vereinigten Königreich ist die Krise massivBild: Wolter/imago images

In den Kliniken im Vereinigten Königreich werden derzeit mehr als 30.000 Patienten wegen COVID-19 behandelt. Das sind mehr als in den schlimmsten Zeiten der ersten Corona-Welle. Allein am Mittwoch wurden erneut 62.000 Neuinfektionen verzeichnet. Die Zahl der Todesfälle innerhalb von 24 Stunden stieg erstmals seit April auf über 1000. 

WHO: alarmierende Lage

Vor allem die neue Mutation des Coronavirus macht dem Land zu schaffen. Diese Variante macht auch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) große Sorgen. Die europäischen Staaten müssten noch größere Anstrengungen im Kampf gegen das Virus unternehmen, forderte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge in Kopenhagen. Europa befinde sich in einer "alarmierenden Lage", in der es gleichzeitig von einem deutlichen Anstieg der Neuinfektionen und der in England aufgetretenen Virus-Mutation betroffen sei, sagte Kluge. "Das bedeutet, dass wir für eine kurze Zeit mehr tun müssen, als wir bisher getan haben." Konkret forderte der Regionaldirektor, die allgemein bekannten Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen nochmals zu "intensivieren". 

Kanzleramtsminister Helge Braun appelliert an die BundesbürgerBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

In ähnlicher Form versuchte die Bundesregierung ein weiteres Mal, aufzurütteln. "Wenn sich auf dem hohen Infektionsniveau, das wir haben, die Mutationen ausbreiten, dann wird es sehr schwer, ein Wachstum der Infektionszahlen überhaupt noch in den Griff zu bekommen", sagte Kanzleramtschef Helge Braun der Nachrichtenagentur Reuters. In Großbritannien und leider auch in Irland sehe man die sehr schnelle Ausbreitung der Mutation. Deshalb müsse man in Deutschland den sogenannten Inzidenz-Wert bei den Neuinfektionen rasch wieder unter 50 senken, sagte Braun. Weil die Mutationen wesentlich infektiöser als das Ursprungsvirus seien, habe man angeordnet, mittels der Gen-Sequenzierung zu analysieren, wie verbreitet sie hierzulande seien, sagte Braun, der nicht nur Politiker, sondern auch Arzt ist. Das Robert Koch-Institut hatte am Mittwoch von vier bekannten Fälle gesprochen. In einer Situation, in der es in Deutschland "15.000 oder 25.000 Fälle oder sogar mehr" geben würde, könne man keine Infektionswege mehr nachverfolgen oder alle Infektionen auf Mutationen prüfen, warnte Braun.

ml/uh (afp, rtr)

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