Im Krieg ausgebrannt, zu DDR-Zeiten abgerissen: Jetzt ist das Berliner Schloss (fast) wieder in voller Pracht zu sehen. Viele Besucher wollten sich diesen neuen Anblick nicht entgehen lassen.
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Das Berliner Schloss stößt schon gut ein Jahr vor seiner Eröffnung auf großes Interesse beim Publikum. An den letzten Tagen der offenen Baustelle unter dem Motto "Kieke, staune, wunder Dir!" gab es einen großen Ansturm auf die wiedererrichtete Hohenzollernresidenz. Es bildeten sich lange Schlangen und bis zum Mittag kamen rund 7000 Besucher, wie die Veranstalter mitteilten.
In dem Schloss soll Ende kommenden Jahres unter dem Namen "Humboldt Forum" ein großes Kultur- und Museumszentrum öffnen. Der Start ist allerdings in Etappen geplant.
Am Wochenende präsentierte sich der Mammutbau erstmals weitgehend ohne Gerüste. Vor allem das Herzstück, ein nach dem Baumeister Andreas Schlüter benannter Innenhof, zeigte bereits seine volle barocke Pracht.
Großes Interesse an Benefizkonzert
Ein Benefizkonzert der Berliner Philharmoniker am Nachmittag in diesem Hof brachte nach Angaben von Fördervereinschef Wilhelm von Boddien rund 450.000 Euro in die Kasse. Die Karten für 295 Euro pro Stück waren restlos ausverkauft. Auf dem Programm standen unter Leitung von Kirill Petrenko Tondichtungen von Richard Strauss und Beethovens 7. Sinfonie.
Humboldt Forum: Berlins langer Weg zum Schloss
Im Berliner Schloss öffnen nun die ersten Tore. Vom alten Hohenzollern-Schloss bis zum neuen Humboldt Forum war es ein langer Weg. Ein Rückblick.
Bild: Imago/IPON
Hereinspaziert in den Schlosshof
Eigentlich wollte Generalintendant Hartmut Dorgerloh das Humboldt Forum im Berliner Schloss schon im Dezember 2020 eröffnen, doch das wurde durch die Corona-Pandemie verhindert. Es war nicht der erste Aufschub - und Kritiker meinen auch nicht der letzte. Jetzt sind immerhin der Schlüterhof und eine Passage quer durchs Schloss zugänglich. Das Humboldt Forum soll im Juli eröffnen.
Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance
Forum ohne Bindestrich
Vergessen? Verschmäht? Ein Bindestrich hat es jedenfalls nicht auf die Fassade des neuen Humboldt Forums im Berliner Schloss geschafft. Manch ein Feuilletonist verfasste darüber bewegende Elogen. Ob mit oder ohne Bindestrich: Ein Ort der Weltkulturen soll
es werden, Deutschlands Schaufenster zur Welt. Nur was dort wie ausgestellt werden soll, ist weiterhin umstritten.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Bänsch
Deutsches Prestigeprojekt
Die einen empfangen im historischen Versailles, die anderen mitten auf der Baustelle: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gründungsintendant Neil MacGregor erklärten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron 2018 Deutschlands größtes Kulturprojekt. Ein Projekt mit einer langen Geschichte.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld
Ein Blick zurück auf die kaiserliche Residenz
Das Residenzschloss der Hohenzollern wurde 1442 auf der Spreeinsel erbaut. Später war es die Residenz des deutschen Kaisers. Von Andreas Schlüter stammen die barocken Fassaden und Innenräume. Seit der Weimarer Republik beherbergte das Stadtschloss ein Kunstgewerbemuseum, im Schlüterhof fanden Konzerte statt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss stark beschädigt und brannte teilweise aus.
Bild: ullstein bild - Stary
Vernichtung von Kulturgut
Im Jahr 1950 beschloss die DDR-Staatspartei SED, das zum größten Teil ausgebrannte Gebäude dem Erdboden gleich zu machen, um einen Aufmarschplatz anzulegen. Die Sprengung rief weltweite Proteste hervor. Teile des Schlossportals wurden 1963 in das Staatsratsgebäude der DDR eingebaut.
Bild: picture-alliance/dpa
"Ballast der Republik"
"Ballast der Republik", "Palazzo Prozzo" oder "Erichs Lampenladen" - für den ab 1973 errichteten "Palast der Republik" fand der Volksmund schnell viele Namen. Doch 1990 musste er wegen Asbestverseuchung schließen und zwischen 2006 und 2009 ganz weichen. Über den Erhalt gab es erbitterten Streit. Abriss-Befürworter sahen die Chance auf eine Rekonstruktion der historischen Mitte Berlins.
Bild: picture-alliance/dpa
Baustellenrundgang
Wiederaufbau im historischen Ausmaß, rekonstruierte Barockfassaden - mit diesen Plänen gewann der Italiener Franco Stella 2008 den Architekturwettbewerb für den Schlossneubau. Hier soll nun das Humboldt Forum einziehen. Unser Bild zeigt die Gründungsintendanten Hermann Parzinger, Neil MacGregor und Horst Bredekamp (v.l.) mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters 2015 auf der Schlossbaustelle.
Bild: picture-alliance/dpa/Stephanie Pilick
Ausrichtung des Forums
Das Panorama der historischen Berliner Mitte war lange Zeit nur auf einem großen Plakat an der "Humboldt-Box" zu sehen. Mittlerweile hat das Schloss sämtliche Hüllen fallen gelassen. Ab Mitte Juli sollen auch die Innenräume sukzessive geöffnet werden. Die Diskussionen über die inhaltliche Ausrichtung des Forums als Museum der Welt mit kolonialen Erblasten werden sicher noch andauern.
Bild: DW
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Das Humboldt Forum ist mit Baukosten von insgesamt fast 600 Millionen Euro das mit Abstand größte Kulturprojekt des Bundes. 105 Millionen Euro müssen zur Rekonstruktion der historischen Fassaden über Spenden hereinkommen, davon fehlen noch etwa 20 Millionen. Trotz der angespannten Situation auf dem Baumarkt liege das Projekt weiter im Zeitplan, sagte Bauvorstand Hans-Dieter Hegner. Schon abgeschlossen ist die Einlagerung von Großobjekten wie den berühmten Südseebooten aus dem Ethnogischen Museum. Sie mussten vorab durch eine freigelassene Öffnung in den Bau gebracht werden, weil die normalen Türen nicht groß genug sind.
Tag der offenen Tür bei der Angela Merkel
Die Berliner können aber an diesem Wochenende nicht nur die Baustelle am Humboldt Forum bestaunen. Auch die Bundesregierung bietet eine offene Tür an. Bei dem "Staatsbesuch" der Bürger öffnen das Kanzleramt und die 14 Ministerien für die Besucher. Erwartet wurden bei der nunmehr 20. Auflage Zehntausende Besucher. Zum Programm unter dem Motto "Hallo, Politik" gehören 580 Angebote für die ganze Familie, darunter Führungen, Diskussionsrunden, Ausstellungen, Mitmachaktionen und Musik. Zu den Höhepunkten gehört der inzwischen traditionelle Rundgang von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntagnachmittag durch ihren Amtssitz, das Bundeskanzleramt.