1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsch-indische Zusammenarbeit reloaded

Mahesh Jha/gh4. Oktober 2015

Kanzlerin Merkel weilt zu Konsultationen mit der indischen Regierung in Neu Delhi. Bei ihren Gesprächen mit Premier Modi stehen vor allem die bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen im Mittelpunkt.

Narendra Modi und Angela Merkel auf der Hannover Messe 2015. (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/W. Rattay

Zu den "3. Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen", wie sie im diplomatischen Fachjargon heißen, reist neben mehreren Regierungsmitgliedern - darunter Forschungsministerin Johanna Wanka - auch eine große Wirtschaftsdelegation mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der indische Regierungschef Narendra Modi wollen die bilateralen Beziehungen intensivieren, die in der Vergangenheit oft von unterschiedlicher Prioritätensetzung überschattet waren. Sie wollen den dreitägigen Besuch (4.-6.10.) dazu nutzen.

BASF-Labor für Pigmentqualifikation in MangaloreBild: BASF SE

Großes Potenzial

Die Handelsbilanz zwischen Deutschland und Indien betrug im Jahr 2014 knapp 16 Milliarden Euro. Damit lag Indien weit hinter anderen BRIC-Staaten wie China (153 Milliarden Euro), Russland (67 Milliarden Euro) und Brasilien (20 Milliarden Euro).

Premierminister Modi hat die Schaffung von Arbeitsplätzen zum politischen Kernziel erklärt und will Indien zu einer modernen Industrienation machen - mit Hilfe der Kampagne: "Make in India". Darüber hinaus setzt Modi auf den Bau von "Intelligenten Städten" (Smart Cities). Bundeskanzlerin Merkel auf der anderen Seite hat die deutsche "Industrie 4.0" - die automatische digitale Vernetzung der Industrieproduktion - im Gepäck mit dabei. Deutsche Unternehmen wollen darauf aufmerksam machen, welchen Beitrag sie im Zeitalter der "Smart Industries" leisten können.

Die Bestrebungen beider Länder ergänzen sich: Deutschland brauche die IT-Spitzenkräfte, die in Indien ausgebildet würden. Im Gegensatz sei Indien an High-Tech-Produkten aus Deutschland sehr interessiert. Anandi Iyer, Repräsentant des Fraunhofer Instituts in Indien, sagt der DW: "Im Fokus der gemeinsamen Anstrengungen muss die Förderung der wissenschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit stehen." Am letzten Tag des Besuchs wird Modi Bundeskanzlerin das "Indische Silicon Valley" in Bangalore im Süden des 1,2-Milliarden-Landes zeigen.

Indische Arbeiter in einer ZiegelfabrikBild: Reuters/N. Chitrakar

EU-Indien-Freihandelsabkommen?

Jedoch ging die Handelsbilanz zwischen Deutschland und Indien 2014 zum ersten Mal nach jahrelangem kontinuierlichen Wachstum zurück. Der Indien-Repräsentant der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank), Anupam Chaturvedi, sieht die Ursachen in den Spätfolgen der weltweiten Finanzkrise. "Das Freihandelsabkommen zwischen Indien und der Europäischen Union ist das Hauptproblem. Bis heute ist es noch nicht unterschrieben", so Chaturvedi. Das beabsichtigte Abkommen soll Investoren mehr Sicherheit bieten.

Schon bei ihrem letzten Treffen hatten Merkel und Modi über das Freihandelsabkommen beraten. Dieses Mal soll es darum gehen, nach Möglichkeiten zu suchen, um die ins Stocken geratenen Gespräche wieder neu zu beleben. Seit 2007 verhandelt Indien mit der EU über eine weitere Marktöffnung. Bisher scheiterten die Pläne an unterschiedlichen Meinungen zum Schutz von Urheberrechten sowie Umwelt- und Sozialaspekten in der Produktion.

Daimler Truck und Bus-Werk in ChennaiBild: Daimler AG

Deutsche Investoren gesucht

Im Schwellenland Indien ist die Wirtschaft in den vergangenen Jahren konstant gewachsen, für 2015 wird mit einem Wachstum von sieben Prozent gerechnet, und einer Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer zufolge rechnen Manager auch in den kommenden zwei Jahren mit ähnlichen Zahlen. Dabei ist das Land sehr von ausländischen Direktinvestitionen abhängig. Derzeit beträgt das Bruttoinlandsprodukt Indiens 1,8 Billionen Dollar. Im Jahr 2014 stiegen die Direktinvestitionen in Indien um 40 Prozent - entgegen des weltweiten Trends.

Indien will um mehr Investitionen aus Deutschland werben, vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Chemie- und Pharmaindustrie. Modi versprach, das Investitionsumfeld zu verbessern - mit Hilfe von Reformen. In den vergangenen zehn Jahren hat die deutsche Wirtschaft bereits fünf Milliarden Euro in das südasiatische Land investiert.

Auch der gemeinsamen Forschung und Entwicklung wird große Bedeutung beigemessen. Gespräche über Infrastrukturprojekte, erneuerbare Energien und die Reinigung des Ganges, des stark verschmutzten heiligen Flusses der Hindus, sind geplant.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen