Festival am Tiber
18. Oktober 2006In Federico Fellinis berühmtem Film "La dolce Vita" war die Via Veneto der wichtigste Treffpunkt Roms für Stars und Sternchen, für Paparazzi und andere Journalisten und für das schauende Volk, das Regisseure und ihre Schauspieler beim Champagertrinken beobachten wollte. Dieser alte Mythos Roms als eine der wichtigsten Filmstädte der Welt wird jetzt erneut bemüht, um für das erste internationale Filmfest in der italienischen Hauptstadt zu werben.
Harrison Ford und Leonardo Di Caprio, Monica Bellucci, Nicole Kidman, George Clooney und viele andere Stars sind in Rom. Sean Connery erhielt im Opernhaus einen Sonderpreis für schauspielerisches Schaffen und Riccardo Muti dirigiert Soundtracks aus Fellini-Filmen.
Fest statt Festival
Die Filme laufen in der "Stadt der Musik", dem riesigen Auditorium von Stararchitekt Renzo Piano, in dem normalerweise Konzerte gegeben werden. Ein Fest und kein Festival, weil Roms Oberbürgermeister Walter Veltroni keine elitäre Veranstaltung will - wie in Venedig und Cannes - sondern ein Fest für alle:
Veltroni gelang es, mit einer Gruppe finanzkräftiger Sponsoren, ein Filmfest auf die Beine zu stellen, das sich, gemessen an der Zahl der Filmvorführungen und der zum ersten Mal auf Leinwänden zu sehenden Neuheiten, sehen lassen kann. Zum Beispiel der Film "Fur" von Steven Shainberg mit Nicole Kidman. Auch wenn Kritiker der Veranstaltung vorwerfen, vor allem Blockbuster-Produktionen vorzustellen, so gibt es auch viele Leckerbissen des Autorenfilms zu entdecken. So wird unter anderen der türkische Regisseur Reha Erdem seinen neuen Film "Bes Vakit" vorstellen.
Umschlagplatz für Filme
Trotzdem wird das Filmfest in Rom künstlerisch eher im Schatten der Film-Biennale in Venedig stehen, die sich einen Namen als Drehscheibe der Talente gemacht hat. In Rom ist man mehr an den großen und Aufsehen erregenden Produktionen interessiert.
Warum also ein neues Festival, das als Fest daherkommt? Warum will Rom Venedig Konkurrenz machen? Für den römischen Filmkritiker Franco Mariani ist der Unterschied ganz klar: In Rom steht das Wirtschaftliche im Vordergrund.
Käufer und Verkäufer halten die Filmindustrie am Laufen. Sie initiieren Filmprojekte und sorgen für Finanzierungen. 200 von ihnen sind eingeladen. Mit ihrer Hilfe soll Rom, so die Idee von Bürgermeister Veltroni, neben dem "American Film Market" im kalifornischen Santa Monica und dem "Asia Film Market" in Singapore zu einem der wichtigsten Treffpunkte und Umschlagplätze weltweit für Filme und Filmprojekte werden.
Für Marian ist ganz klar: "Wenn dieser kleine Markt von Käufern und Verkäufern funktioniert, wird das Filmfest ein Erfolg, und unsere nationale Filmproduktion braucht ein Schaufenster, um international präsenter zu sein."