Anfangs pflügte sich Lewis Hamilton durch das Feld und schnappte sich einen gegnerischen Fahrer nach dem anderen. Es schien für ihn alles nach Plan zu laufen. Der 36-Jährige wollte schließlich noch unbedingt auf das Podium, um die Gesamtführung zu behalten – doch irgendwann drehte sich das Blatt. Es waren die besonderen Umstände im Regenrennen beim Großen Preis der Türkei in Istanbul, die ihn später zum Fluchen brachten: Auf der Strecke bleiben oder in die Box kommen? Seine Anspannung war zu spüren: "Warum haben wir den Platz aufgegeben?", fragte er via Funk wutentbrannt seine Ingenieure. Sein Teamkollege Valtteri Bottas machte alles richtig und fuhr seinen ersten Saisonsieg ein. Bei Hamilton reichte es am Ende nur für den fünften Platz. 

Ein erfolgreicher Start im Istanbul Park 

Nach einem starken Qualifying war ein Start aus der ersten Reihe für Hamilton sicher. Jedoch entschied sich Mercedes im Vorfeld, eine Komponente des Motors des Weltmeisters zu wechseln - was mit einer Strafe von zehn Plätzen geahndet wird. Somit musste Hamilton von Position elf losfahren. 

Die Wahl der Reifen war angesichts des leichten Regens eigentlich eindeutig. Das ganze Fahrerfeld entschied sich gleich: grüne Intermediates mit flachem Profil, ideal für Wasserverdrängung und ausreichend Grip bei feuchter Strecke. Die Frage, die sich eher stellte war die des Boxenstopps: Zwar müssen die Fahrer während eines Regenrennens nicht zwei verschiedene Reifenmischungen benutzen, doch wie alle Reifen haben auch Intermediates ihre Grenzen was den Verschleiß betrifft. 

Doch darum sollte es beim Titelverteidiger erst später gehen. Hamiltons aufgefrischter Motor machte sich kurz nach Rennstart bereits bemerkbar. Er ließ seine Konkurrenz links liegen. Nach wenigen Runden und harten Kämpfen etwa mit den AlphaTauri-Piloten Yuki Tsunoda und Pierre Gasly fand sich der Brite schnell auf Position fünf wieder. Erst dann wurde es so richtig schwierig für ihn, denn vor Hamilton befanden sich die Erzrivalen von Red Bull Racing, Sergio Pérez und Max Verstappen, sowie Charles Leclerc von Scuderia Ferrari. 

Starker Angriff, noch stärkere Verteidigung 

Runde um Runde lieferten sich Pérez und Hamilton ein erbittertes Duell im Regen, doch Pérez schaffte es, den großen Konkurrenten hinter sich zu lassen. Verstappen konnte sich bei Pérez später dafür bedanken. Denn die hartnäckige Blockade durch den Mexikaner sorgte dafür, dass Hamiltons Reifen abnutzten und er nicht an das Podium herankam. 

Nach etwa 45 Runden wurde es kritisch: Die Reifen erreichten so langsam das Ende ihrer Leistung, was die meisten Fahrer in die Box zwang. Auch Pérez und Verstappen entschieden sich dazu. Zwar bedeutete das für Hamilton, dass er wertvolle Sekunden aufschließen konnte – doch der Nachteil alter Reifen sollte sich alsbald bemerkbar machen.  

Der entscheidende Fehler? 

Wenige Runden später entschied sich dann auch die Mercedes-Crew für einen Boxenstopp Hamiltons. Dieser Schachzug schmeckte ihm aber überhaupt nicht, der Brite sprach sich strikt dagegen aus: "Wir hätten draußen bleiben sollen", schimpfte er über Funk. Somit fiel Hamilton wieder auf den fünften Platz zurück, sogar beinah noch auf den sechsten, als sich Pierre Gasly im AlphaTauri gefährlich näherte. Dieses Duell konnte Hamilton aber für sich entscheiden. 

Teamkollege Valtteri Bottas hatte mehr Glück: Der Finne landete nach einem Start von der Pole Position und einem fehlerfreien Rennen mit mehreren Sekunden Vorsprung auf dem Gewinnertreppchen. Hinter ihm kamen Max Verstappen und Sergio Pérez ins Ziel. 

Führungswechsel in der F1-Weltmeisterschaft 

Die Führung in der Gesamtwertung geht damit wieder zurück an Max Verstappen. "Ich bin happy mit dem zweiten Platz. Unter diesen Bedingungen war es sehr leicht, einen Fehler zu machen“, sagte der 24-Jährige.  

Der Titelkampf zwischen Hamilton und Verstappen geht am 24. Oktober 2021 beim Großen Preis der USA in Austin, Texas, in die nächste Runde. Auf dem "Circuit of the Americas" dürfte Mercedes aufgrund der Beschaffenheit der Strecke im Vorteil sein.