Nach der Aufnahme der Gründungself der Frauen, sind in der "Hall of Fame" des deutschen Fußballs endlich auch die ersten Fußballerinnen vertreten. Neun WM- und 33 EM-Titel haben die Geehrten insgesamt vorzuweisen.
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Mit einer Feier im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund ist die Gründungself der Frauen in die "Hall of Fame" des deutschen Fußballs aufgenommen worden. Ein halbes Jahr nach der Einweihung durch die Männer nahmen Silvia Neid, Silke Rottenberg, Steffi Jones, Nia Künzer, Renate Lingor, Bettina Wiegmann, Inka Grings und Trainerin Tina Theune ihre Auszeichnungen aus den Händen von DFB-Präsident Fritz Keller entgegen. Eine 28-köpfige Jury aus führenden Sportjournalisten hatte die Gründungself aus der Geschichte des deutschen Frauenfußballs gewählt. Genannt werden durften Fußballerinnen deutscher Herkunft, deren Karriereende mindestens fünf Jahre zurückliegt.
Heidi Mohr schmerzlich vermisst
Die ebenfalls geehrte Rekordnationalspielerin Birgit Prinz, zweite Ehrenspielführerin neben Wiegmann, die aktuelle Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sowie die an Knochenkrebs erkrankte Doris Fitschen konnten an der Ehrung nicht persönlich teilnehmen. Die ehemalige Torjägerin Heidi Mohr war im Februar nach schwerer Krankheit im Alter von nur 51 Jahren verstorben. Europas Fußballerin des Jahrhunderts wird auch von ihren langjährigen Wegbegleiterinnen schmerzlich vermisst. "Ich erinnere mich zuerst an Heidis Warmherzigkeit und ihren Humor, aber sie war natürlich auch torgefährlich ohne Ende", sagte Theune.
Als großer Verfechter des Frauenfußballs präsentierte Keller sich bereits bei seiner Begrüßung. "Jedem, der nicht zuguckt und sich nicht mit dem Frauenfußball beschäftigt, sage ich: Das ist ein Fehler", sagte der frühere Vereinspräsident des SC Freiburg und forderte erneut alle Verantwortlichen auf, sich verstärkt für den Frauenfußball zu engagieren. Nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erst 1970 sein Frauenfußball-Verbot aufgehoben hatte, war der Gewinn des EM-Titels vor 30 Jahren im eigenen Land der große Durchbruch für die Pionierinnen. Mit 4:1 wurde damals Norwegen besiegt. Voss-Tecklenburg, Neid, Fitschen und Mohr standen im Finale auf dem Platz.
Fünf Neue für die Ruhmeshalle
Die "Hall-of-Famer" werden mit einer eigenen Ausstellung im Fußballmuseum geehrt. Die Ruhmeshalle war im April mit dem "Who is Who" des deutschen Männerfußballs eröffnet worden. Im jährlichen Rhythmus wird über Neuaufnahmen entschieden, jüngst stießen Helmut Schön, Oliver Kahn, Hans-Jürgen Dörner, Wolfgang Overath und Jürgen Klinsmann hinzu.
Diese elf Spieler bildeten im vergangenen November die Gründungself der Männer:
Die beste DFB-Elf aller Zeiten
Im deutschen Fußball-Nationalteam spielen seit jeher herausragende Kicker. Eine Jury hat die beste Elf zusammengestellt, die künftig im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund in der "Hall of Fame" zu sehen sein wird.
Bild: picture alliance/dpa/W. Baum
Sepp Maier
Sepp Maier wurde aufgrund seiner Beweglichkeit auch die "Katze von Anzing" genannt. Der Torhüter ist mit seinen 95 Einsätzen Rekordtorhüter der deutschen Nationalmannschaft und war 1972 Europameister sowie 1974 Weltmeister mit der DFB-Elf.
Bild: picture-alliance/dpa
Paul Breitner
Der defensive Mittelfeldspieler Paul Breitner galt als genialer Stratege auf dem Platz und als streitbarer Revoluzzer daneben. 1974 wurde er Weltmeister, zwei Jahre zuvor Europameister mit der DFB-Elf.
Bild: picture-alliance/dpa
Franz Beckenbauer
Franz Beckenbauers größte Erfolge waren die WM-Titel, 1974 als Spieler und 1990 als Teamchef. Er galt zeitlebens als Lichtgestalt des deutschen Fußballs und veränderte mit seiner Leichtigkeit und seiner hervorragenden Technik das Spiel des Liberos wie kein anderer Spieler auf der Welt. Er ist natürlich auch Ehrenspielführer der DFB-Elf.
Bild: picture-alliance/empics/N. Simpson
Andreas Brehme
Der Verteidiger Andreas Brehme sorgte mit einem Schuss für deutsche Fußballgeschichte: Der gebürtige Hamburger verwandelte im WM-Finale 1990 gegen Italien den Elfmeter zum 1:0-Erfolg der DFB-Elf. Brehme war über viele Jahre ein Weltklasseverteidiger und mit beiden Füßen gleich gut - damals ein Novum im internationalen Spitzenfußball.
Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Fritz Walter
Fritz Walter gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Beim deutschen WM-Erfolg 1954 war er nicht nur Kapitän des Teams, sondern auch der verlängerte Arm von Trainer Sepp Herberger auf dem Feld. Walter wurde zudem als erster Spieler zum Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft gekürt.
Bild: picture-alliance/dpa
Lothar Matthäus
Er war der herausragende Spieler der WM 1990 in Italien: Lothar Matthäus war die dominante Figur im DFB-Team, das am Ende den Titel holte. Er ist mit 150 Länderspielen Rekordnationalspieler und mit 75 Spielen Rekordspielführer der Nationalmannschaft. Matthäus nahm an insgesamt fünf Weltmeisterschaften teil und ist einer von nur sechs Ehrenspielführern des DFB.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Kleefeldt
Matthias Sammer
Er war Antreiber, Stratege, streitbarer Kopf: Matthias Sammer spielte zunächst 23 Mal für die DDR-Auswahl und nach der Wiedervereinigung für das DFB-Team. In 51 Spielen für den DFB schoss er acht Tore. Seine größten Erfolge waren der Gewinn der EM 1996 in England und die Vizeeuropameisterschaft 1992 in Schweden.
Bild: Bongarts/Getty Images/Lutz Bongarts
Günter Netzer
Er galt als Feingeist und als erster Lebemann des deutschen Fußballs. Und als einer der besten zentralen Mittelfeldspieler aller Zeiten. Netzer war ein "Zehner", der mit seinen Pässen seine Mitspieler einzusetzen wusste. 1972 holte er mit der DFB-Elf den EM-Titel, bei der WM 1974 kam er nur einmal zum Einsatz - und fühlte sich nicht als Weltmeister. Er war über zehn Jahre Teil des Nationalteams.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Bajzat
Helmut Rahn
"Rahn müsste schießen, Rahn schießt, Tooooor" schallte es 1954 von Reporter Herbert Zimmermann unüberhörbar aus dem Radio: Der Essener Rechtsaußen Helmut Rahn erzielte das entscheidende 3:2 gegen Ungarn im WM-Finale und ließ die ganze Nation jubeln. "Der Boss", wie Rahn aufgrund seiner Aura sowie seiner Führungsqualitäten genannt wurde, absolvierte 40 Länderspiele und erzielte 21 Tore.
Bild: picture-alliance/dpa
Gerd Müller
Gerd Müller war ein Torjäger, wie es ihn wohl nur noch sehr selten geben wird: Er erzielte in seinen 62 Länderspielen 68 Tore. Müller traf vor allem dann, wenn es wichtig war: Im WM-Finale 1974 erzielte er das entscheidende 2:1 gegen die Niederlande. 1972 wurde der "Bomber der Nation" zudem Europameister. Müller traf einfach aus jeder Situation und bei jeder Gelegenheit.
Bild: picture-alliance/dpa/P.Robinson
Uwe Seeler
Uwe Seeler ist der einzige Ehrenspielführer des DFB-Teams, der nie Weltmeister geworden ist. Zu seiner Zeit galt Seeler als einer der besten Stürmer der Welt und als echter Gentleman. Als Kapitän der Nationalmannschaft wurde er 1966 Vizeweltmeister und erreichte bei der WM 1970 den dritten Platz. Seeler erzielte im DFB-Dress in 72 Partien 43 Tore.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Schnoerrer
Sepp Herberger
Trainer Sepp Herberger gilt als Kopf hinter dem "Wunder von Bern", der mit seiner ausgefeilten Taktik den Weg zum WM-Titel 1954 bereitete. Herberger war eine Art Ersatz-Vater der Spieler und achtete stets darauf, eine gute menschliche Beziehung zu ihnen herzustellen. Von 1936 bis 1942 sowie von 1950 bis 1964 leitete er die Geschicke der Nationalmannschaft.