Hungerkrise in Guatemala
10. September 2009"Historische Tragödie"
Colom sprach von einer "historische Tragödie". Schuld sei die durch den Klimawandel verursachte Trockenheit in sieben von insgesamt 22 Departments des mittelamerikanischen Landes. Dabei seien über ein Drittel der Maisernte und über die Hälfte der Bohnen-Ernte – beide Hauptnahrungsmittel in Zentralamerika - zerstört worden. Die EU-Kommission ließ verlauten, unter den Mitgliedsstaaten würde derzeit über ein Nothilfe-Paket in Höhe von 42,1 Millionen Dollar verhandelt. Ein Teil des Geldes solle direkt an Kleinbauern fließen, die im Rahmen des Nationalen Nahrungsprogrammes (PNA) bereits seit 2006 unterstützt werden.
Präsident Colom sprach der internationalen Gemeinschaft seinen Dank aus. Er betonte aber auch, dass die Krise ohne nationale Programme noch schlimmere Auswirkungen hätte: "Lebensmittel sind da", so Colom, "doch verfügt die Bevölkerung nicht über die Mittel, sie zu erwerben". Schon Anfang September hatte der Berichterstatter der UN, Oliver de Schutter, die drohende Krise in Guatemala als alarmierend bezeichnet. Die Regierung in Guatemala-Stadt hatte Berichte über eine Hungersnot damals noch zurückgewiesen.
"Demagogische Maskerade"
Nicht-Regierungsorganisationen kritisierten die Regierung Colom inzwischen und warfen ihr eine "demagogische Maskerade" vor: Die Regierung gebe die Verantwortung nach außen ab: "Die strukturellen Probleme im Land scheinen ihr gleichgültig zu sein!", sagt Helmer Velásquez, Direktor der Koordinationsstelle für Nicht-Regierungsorganisationen und Kooperativen (Congcoop).
Besonders betroffen von der Hungersnot sind die in Guatemala lebenden Maya. Die größte Ureinwohner-Organisation des Landes, CONIC, machte die Biosprit-Produktion für die Hungerkrise verantwortlich. "Der Staat gibt dem Anbau von Palmöl und Zuckerrohr (für Biosprit) erste Priorität, während er den indigenen Völkern das Recht auf eigenes Land verweigert", sagte CONIC-Mitbegründer Juan Tiney der Nachrichtenagentur epd. Nach seinen Angaben wurden in diesem Jahr bereits 20 Dorfgemeinschaften vertrieben, um Platz für Großplantagen zu schaffen. (ahe/dpala/kna/epd/dpa)