Gudrun Wagner gestorben
28. November 2007Gudrun Wagner, die zweite Ehefrau und persönliche Referentin des Bayreuther Festspielleiters Wolfgang Wagner, ist am Mittwoch (28.11.2007) im Alter von 63 Jahren überraschend gestorben. "Tiefbewegt und in stiller Trauer muss ich bekanntgeben, dass heute morgen meine liebe Frau und engste Mitarbeiterin Gudrun Wagner völlig unerwartet verstorben ist", hieß es in der von Wolfgang Wagner unterzeichneten kurzen Mitteilung.
Nach Angaben von Festspielsprecher Peter Emmerich hatte sich Gudrun Wagner am Montag im Bayreuther Krankenhaus einem länger geplanten operativen Eingriff unterzogen. Sie habe die Operation gut überstanden. "Am Dienstag ging es ihr bestens", sagte Emmerich. Völlig überraschend sei sie dann am Mittwochmorgen gestorben. Die genaue Todesursache stehe noch nicht fest.
"Wolfgang Wagner ist sehr schockiert", sagte Emmerich. "Er steht völlig unter dem Eindruck des tragischen und unbegreiflichen Todes seiner Frau." Auch die gemeinsame Tochter Katharina Wagner, die die Mutter noch am Dienstag im Krankenhaus besucht hatte, stehe unter Schock. Die Festspiel-Mitarbeiter wurden in einer Betriebsversammlung informiert.
Festspielleier vs. Stiftungsrat
Gudrun Wagners Tod fällt mitten in die neu aufgeflammte Debatte um die Nachfolge des gesundheitlich stark angeschlagenen 88-jährigen Festspielchefs. Das Ehepaar Wagner versuchte in den vergangenen Jahren, die 1978 geborene Tochter Katharina zur künftigen Chefin aufzubauen. Die 29-Jährige debütierte in diesem Jahr mit "Die Meistersinger von Nürnberg" als Regisseurin im Festspielhaus und hat wiederholt ihre Bereitschaft erklärt, die Festspielleitung zu übernehmen.
Doch im 24-köpfigen Stiftungsrat war bislang die Sorge sehr ausgeprägt, tatsächlich könnte Gudrun Wagner von einer solchen Lösung profitieren und weiter als eigentliche Leiterin der Festspiele tätig sein. Durch ihren Tod werden die Karten über die Nachfolge auf dem Grünen Hügel nun völlig neu gemischt.
Auch Gudrun Wagner war am Widerstand des Gremiums gescheitert. Im Jahr 2000 hatte Wolfgang Wagner versucht, seine Frau zu seiner Nachfolgerin zu machen. Sie erfreute sich nicht bei allen Wagnerianern und schon gar nicht bei den Nachfolge-Aspirantinnen Eva Wagner-Pasquier und Nike Wagner besonderer Beliebtheit. Als sie sich bewarb, lehnte der Stiftungsrat sie als für die Position der Festspielleiterin ungeeignet ab. Der mit einem Vertrag auf Lebenszeit ausgestattete Wagner blieb daraufhin im Amt.
"Steuerfrau abberufen"
Gudrun Wagner stammte aus Ostpreußen. 1965 kam die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin zu den Bayreuther Festspielen und arbeitete zunächst im Pressebüro. 1976 heirateten Wolfgang und Gudrun Wagner. In der Leitung der Festspiele hielt sich Gudrun Wagner offiziell stets im Hintergrund. "Im Zweifelsfall entscheidet er", betonte sie stets mit Blick auf ihren Mann. Dennoch galt sie vielen als diejenige, die am Grünen Hügel die Fäden in der Hand hielt.
Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein würdigte Gudrun Wagner als prägende Persönlichkeit für das deutsche Kulturleben. "Ihr Tod ist ein großer Verlust für Bayreuth, Bayern und die weltweite Festspielgemeinde", erklärte Beckstein. Der bayerische Kunstminister Thomas Goppel erklärte: "Gudrun Wagner hat ihren unverwechselbaren und unermüdlichen Beitrag für den weltweiten Ruf Bayreuths als Wagner-Stadt stets aufs Neue eingebracht. Wer die Konstellation auf dem Hügel in Bayreuth kennt, weiß, dass mit Gudrun Wagner die Steuerfrau der letzten Jahre abberufen wurde." (rri)