Guinea hat einen Wahlsieger
16. November 2010Nach Angaben der Wahlkommission des westafrikanischen Staates hat Alpha Condé 52,5 Prozent der Stimmen erhalten. Sein Gegenkandidat Cellou Dalein Diallo erhielt 47,5 Prozent, wie am Montagabend (15.11.2010) mitgeteilt wurde. Insgesamt 2,89 Millionen Menschen hatten bei der Präsidentenwahl in Guinea ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 67 Prozent.
Diallo spricht von Wahlbetrug
Noch vor der offiziellen Bekanntgabe hatte sich Condé bereits selbst zum Sieger erklärt. Der 72-Jährige, der als profilierter Oppositionspolitiker gilt, sagte am Montag bei einer Pressekonferenz: "Ich weiß, dass ich gewonnen habe."
Diallo hatte die Kommission am Sonntag vergeblich aufgefordert, das Wahlergebnis noch zurückzuhalten. Vor einer Veröffentlichung müssten erst Beschwerden wegen Wahlbetrugs untersucht werden, sagte Diallo, der unter Ex-Präsident Lansana Conté schon einmal Premierminister von Guinea war. Diallo hat bereits am Sonntag angekündigt, er werde das Wahlergebnis nicht akzeptieren.
Condé und Diallo hatten sich in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl Ende Juni gegen die anderen Kandidaten durchgesetzt und waren dann am 7. November zur Stichwahl um das Präsidentenamt angetreten. Erste Auszählungen nach der Stichwahl hatten auf ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" beider Kandidaten hingedeutet.
Es war das erste Mal seit der Unabhängigkeit von Frankreich, dass in Guinea demokratische und freie Wahlen stattfanden. Zurzeit wird das Land noch von einer Übergangsregierung unter dem Militär Sekouba Konate geführt. Konate hatte die Wahlen entscheidend vorangetrieben.
Ausschreitungen in Conakry
Die Abstimmung am 7. November war überraschend friedlich verlaufen. Seit dem vergangenen Mittwoch, als die Ergebnisse zunächst veröffentlich werden sollten, haben die Spannungen im Land jedoch zugenommen.
Vor Bekanntgabe des Ergebnisses war es in mehreren Stadtvierteln der Hauptstadt Conakry zu Ausschreitungen gekommen, ebenso in Pita im Zentrum des Landes.
In der Hauptstadt errichteten Demonstranten Barrikaden und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mindestens ein Mensch wurde in Conakry getötet, ein weiterer in Pita. Etliche wurden verletzt. Nach der Veröffentlichung des Ergebnisses seien Schüsse gefallen, berichtete ein AFP-Journalist.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die Guineer sollten "im nationalen Interesse die Ergebnisse der Wahl akzeptieren", sagte Ban in New York. Auch Diallo rief seine Anhänger am Dienstag zu Ruhe auf. Allerdings kündigte er an, das vorläufige Ergebnis vor Gericht anzufechten.
Autorin: Christine Harjes
Redaktion: Dirk Bathe/Herbert Peckmann