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Gustavo Dudamel beim Beethovenfest 2007

28. August 2007

Gustavo Dudamel mit seinem Simon Bolivar Youth Orchestra zu Gast beim Beethovenfest

Dirigent Gustavo DudamelBild: presse

Es hält ihn kaum auf seinem Dirigentenpult: Gustavo Dudamel, gefeierter Jungstar aus Venezuela und gepriesen als die „Zukunft der klassischen Musik“, explod

iert förmlich, wenn er seine jugendlichen Musiker vor sich hat. Er springt auf und ab, argumentiert mit den Armen, reißt alle mit. Vom „Ausdruckstänzer am Pult“ ist die Rede, von einem Orchesterwunder. Dabei war es zunächst nur ein Scherz, als der Zwölfjährige zum ersten Mal ein Orchester leitete. Er spielte Geige und sprang ein, als der Dirigent krank wurde.

Alle spürten schnell, welches Talent er besaß. Mit 17 Jahren wurde ihm die Leitung

des nationalen Jugendorchesters angeboten, des Simon Bolivar Youth Orchestras, mit dem er heute auf Tournee ist. Sein Aufstieg war rasant. Er gewann den Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb in Bamberg und gab sein Debüt mit dem Simon Bolivar Youth Orchestra in der Berliner Philharmonie. In Windes Eile wurde aus einem Geheimtipp

der Newcomer der internationalen Dirigentenszene. Vor kurzem gab er ein viel beachtetes Debüt an der Mailänder Scala, im nächsten Jahr wird er Chef-Dirigent bei den Göteborger Sinfonikern. „Er ist ein Phänomen“ urteilte ein Kritiker der New York Times, „Man braucht keine Lektion in Musikkritik, um dieses Charisma zu erkennen.“

Zu verstehen ist diese Leistung nur, wenn man das Ausbildungssystem in Venezuela kennt. Vor 30 Jahren hatte José Antonio Abreu die Vision, mit Musik einen großen sozialen Wandel einzuleiten. Kindern ab zwei Jahren wird kostenloser Instrumentalunterricht angeboten, die Instrumente werden gestellt. Allerdings spielt keiner allein, von Anfang an spielen alle auch in Orchestern mit. Soziales Lernen steht im Mittelpunkt, gegenseitige Achtung und Unterstützung gehören dazu.

Die staatliche Unterstützung trägt Früchte: Inzwischen gibt es 30 professionelle Sinfonieorchester, aber das ist nur der Nebeneffekt. Die Mitglieder im Simon Bolivar Youth Orchestra sind zwischen zehn und 24 Jahren alt. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Im nationalen Jugendorchester von Venezuela sind junge Musikerinnen und Musiker mit professionellem Niveau versammelt. Zu ihrem Repertoire in Bonn gehören Werke lateinamerikanischer Komponisten, Stücke von Leonhard Bernstein und die Sinfonien von Ludwig van Beethoven.

Heute arbeitet Gustavo Dudamel regelmäßig mit Sir Simon Rattle, Claudio Abbado und Daniel Barenboim zusammen. Die Liste der Orchester, die er bisher geleitet hat, ist beachtlich: dabei sind das Royal Stockholm Philharmonic, das City of Birmingham Symphony Orchestra, das Orchestre Philharmonique de Radio France, die Sächsische Staatskapellen Dresden und das Radio Symphonie Orchester Frankfurt.

Die Qualität des Gustavo Dudamel und seines Simon Bolivar Youth Orchestras überzeugte am Montag auch das Bonner Publikum beim Beethoven-Festival. Am Geburtsort des großen Meisters Ludwig van Beethoven wurde unter anderem dessen 3. Symphonie gespielt. Und weil das Konzert live auf einer Großbildleinwand übertragen wurde, die auf dem Bonner Rathausplatz stand, sorgte das Musikwunder aus Venezuela in Bonns Innenstadt für eine ebenso gute Stimmung wie in der Beethovenhalle selbst.