Gute Aussichten für mehr Klimaschutz?
18. Mai 2017Die nächste Weltklimakonferenz (COP23) wird im November von den Fidschi-Inseln ausgerichtet. Da für das Pazifik-Archipel die Konferenz mit über 20.000 Teilnehmern zu groß ist, findet sie in Bonn statt.
Deutschland unterstützt die Fidschi-Regierung mit seiner Logistik. Und auch das UN-Klimasekretariat, das in Bonn seinen Sitz hat, übernimmt einen zusätzlichen Teil der Vorbereitungen. Für 10 Tage trafen sich nun rund 3300 Delegierte aus 186 Ländern zur Vorbereitung der großen Klimakonferenz und verhandelten die Details zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens.
Im sogenannten "Regelbuch" für das Pariser Abkommen werden viele Details der Umsetzung festgelegt. Bis Ende 2018 soll es fertig sein und dann beschlossen werden.
Zudem geht es um den sogenannten Anpassungsfonds, mit dem konkrete Projekte zum Schutz gegen die Folgen des Klimawandels finanziert werden. Auch wurde diskutiert, wie die Staaten ihre bisher eingereichten Klimaziele nachbessern können. "Wir haben sehr viele Fortschritte in den verschiedenen Bereichen gemacht, unsere Agenda war hier sehr umfangreich. Das Engagement der Teilnehmer war sehr groß, mit konstruktivem Dialog, es war ein wirklich erfolgreiches Zusammentreffen", betont UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa, am Ende der Konferenz gegenüber der DW.
Optimismus trotz Trump
Obwohl die US-Regierung signalisiert hat, dass sie möglicherweise aussteigen will, ist die Stimmung unter den Delegierten durchweg positiv. Das Klimaabkommen wurde inzwischen von 146 Staaten unterzeichnet. "Das hat Bedeutung und Gewicht", so Espinosa. Der Prozess von Paris ist nicht nur nach ihrer Einschätzung unumkehrbar. "Wir hoffen natürlich, dass die USA weiter mitmachen", so Espinosa. Klar sei aber auch, dass der Prozess des Ausscheidens im Pariser Abkommen geregelt ist und einige Jahre dauert. "Das bedeutet, dass die USA noch vier Jahre Teil des Abkommens sein wird", erklärt Espinosa.
Rettung durch Klimaschutz
"Die Welt bewegt sich vorwärts", sagte Debasu Bayleyegn Eyasu, vom Umweltministerium in Äthiopien und zugleich Vorsitzender des Climate Vulnerable Forum (CVF), in dem die 48 "verletzlichsten" Länder der Welt zusammengeschlossen sind. Das sind die Länder, von denen man glaubt, dass sie durch Klimaveränderung am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werden.
Sie wollen die schnelle und konsequente Umsetzung des Pariser Abkommens mit dem festgelegten Ziel, dass die Erderwämung nicht über 1,5 Grad steigt. "Die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels ist ganz einfach eine Frage des Überlebens. Für uns alle ist die Pariser Vereinbarung unsere Rettungsleine", so Bayleyegn Eyasu.
Zugleich betont das CVF die Vorteile von Klimaschutz-Maßnahmen: Die Luft wird sauberer, wenn weniger Öl und Kohle verbrannt wird, neue Arbeitsplätze entstehen durch den Bau alternativer Anlagen, die nachhaltige Nutzung von heimischen Ressourcen wird verbessert und die Länder erreichen eine höhere finanzielle Stabilität.
"Ohne eine starke Klimapolitik wird kein Land wieder groß", sagt Emmanuel M. De Guzman von der Klima-Kommission des philippinischen Präsidenten. "Unsere Länder wollen einen bisher nie dagewesenen Antrieb für eine beschleunigte Klimapolitik." 2018 müsse in allen Ländern ein starker Ehrgeiz ausgelöst werden, "damit die Pariser Klimaziele erreichbar sind", heißt es in der Erklärung der 48 Staaten.
Costa Rica schreitet bei der nachhaltigen Energienutzung schon heute weit voran. "Wir produzieren den Strom die meiste Zeit zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien", erklärt William Calvo vom Außenministerium von Costa Rica. "Durch den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien wollen wir zudem Strom in die Nachbarländer exportieren und packen jetzt den Transportsektor an. Wir wollen die Elektromobilität und sparen uns so zugleich noch den Import von Öl."
Erneuerbare ersetzen Kohlekraft
Der Weg zu mehr Klimaschutz läuft oftmals sogar viel schneller als gedacht. Als positives Beispiel wird auf der Konferenz die Entwicklung in China und Indien gesehen: "In China sinkt der Kohleverbrauch seit 2013. Und Indien erklärte jetzt, dass es seine geplanten Kohlekraftwerke nicht mehr benötigt", sagt Prof. Niklas Höhne vom NewClimate Institute. "Zudem will Indien Chinas Weg zur Elektromobilität folgen und denkt an den Aufbau einer entsprechenden Industrie."
Treibende Kraft für die rasanten Entwicklungen sind die erneuerbaren Energien: "Die Preise für Wind- und Solarkraft sind drastisch gesunken. Erneuerbare Energien sind jetzt Wettbewerbsfähig und werden mit einer viel schnelleren Geschwindigkeit als Kohlekraftwerke gebaut", erklärt Yvonne Deng von dem Beratungsunternehmen Ecofys.
Allein die Entwicklungen in China und Indien führten zu deutlich weniger CO2-Ausstoß als gedacht und könnten sogar negative Auswirkungen einer US-Politik kompensieren, heißt es in einer vorgestellten Analyse von Cimate Action Trackerauf der Konferenz.
Klimakonferenz für Gesundheit und Glück
Ausrichter der Klimakonferenz ist die Republik Fidschi. Die Fidschi-Inseln sind von der Klimaerwärmung, vom steigenden Meeresspiegel und der Zunahme von Stürmen besonders bedroht.
"Wir arbeiten sehr hart daran, dass es eine Lösung für die ganze Welt gibt. Aber zugleich glauben wir, dass unsere besondere Verwundbarkeit den Verhandlungen eine Sensibilität für die Dringlichkeit der Situation gibt und ein Verständnis dafür, wie der Klimawandel die Menschen beeinflusst", sagt Botschafterin Nazhat Shemeem Khan. "Wir wollen in Zusammenarbeit mit unseren Partner, die Dynamik der Umsetzung des Pariser Abkommens aufrecht erhalten und den Enthusiasmus nutzen, um auf der 23. Klimakonferenz und darüber hinaus ehrgeizige Ziele anzustreben“, fügt die Chefunterhändlerin der COP23-Präsidentschaft hinzu.
Mit einem besonderen Verhandlungsstil, der auf einen respektvollen Erfahrungsaustausch setzt, will sich Fidschi einbringen und setzt auf den Erfolg. Eine Fläche auf der Klimakonferenz wird im November entsprechend "Bula-Zone" genannt werden. Das Wort "Bula“ entstammt aus der Kultur der Fidschis und ist gleichermaßen eine Grußformel und Segenswunsch für Gesundheit und Glück.