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Kunst

Banksy-Hotel eröffnet in Bethlehem

10. März 2017

Kein Luxusurlaub: Die zehn Zimmer liegen direkt an der Mauer ums Westjordanland, in keinem scheint die Sonne länger als 25 Minuten am Tag. Ein bitterer Kommentar auf den Nahost-Konflikt vom britischen Straßen-Künstler.

Westjordanland Bethlehem The Walled Off Hotel Banksy
Bild: Reuters/A. Awad

Das "Walled-Off"-Hotel befindet sich nur fünf Meter von der Mauer entfernt, die israelisch kontrolliertes Land von palästinensischem Gebiet trennt. Der Name dieser politisierten Unterkunft weist einerseits auf ihren besonderen Standort hin, andererseits klingt er ein bisschen wie das berühmte "Waldorf Hotel". Ab Samstag (10.03.2017) ist das "Walled Off" für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Kategorien reichen von preiswerten Kasernenbetten bis hin zu einer Präsidentensuite. 

"Mauern sind gerade angesagt. Aber ich habe sie schon gemocht, bevor Trump sie cool gemacht hat", sagte der Künstler mit dem Pseudonym Banksy in einem Statement am Freitag, als das Hotel einigen Journalisten gezeigt wurde. Banksy beschrieb es als "ein dreistöckiges Heilmittel gegen Fanatismus mit eingeschränkten Parkmöglichkeiten."

Banksy hatte zuvor bereits die Mauer im israelisch besetzten Westjordanland sowie Kriegsruinen im Gazastreifen mit seinen Graffits veredelt. Seine Kreationen sind auch in den Räumen des Hotels zu sehen. Auf einem Wandgemälde über einem Hotelbett tobt etwa eine Kissenschlacht zwischen einem israelischen Soldaten und einem vermummten Palästinenser. An anderer Stelle schweben Engelchen über einem Klavier, die von einem Tropf ernährt werden.

Daunen statt Waffen: Kissenschlacht zum AbreagierenBild: picture alliance/AP Photo/D. Vranic

Makabre Umgebung

Vierzehn Monate lang hielt Banksy den Bau seines Hotels in einer ehemaligen Töpferei in Bethlehem unter Verschluss. Direkt gegenüber der Zimmer auf der oberen Etage stehen israelische Wachtürme. Das Wasser für das Jacuzzi in der Präsidentensuite stammt aus einem von Kugelgeschossen durchlöcherten Tank.

Das Hotel erreichen die Gäste zu Fuß nach dem Passieren einiger Sicherheitskontrollen. Israelis, Palästinenser sowie internationale Touristen haben Zugang. Durch die Wahl des Standorts möchte Banksy einerseits auf die Situation der Palästinenser aufmerksam machen, die hinter Mauern leben müssen. Andererseits soll die wirtschaftliche Aktivität in einer Stadt angeregt werden, deren Tourismusindustrie unter strengen Reisebeschränkungen leidet. Eine Galerie im Haus zeigt Werke von Palästinensern, die das internationale Publikum sonst nie zu Gesicht bekommen würden.

Beklemmende Enge in der PräsidentensuiteBild: picture-alliance/AP Photo/D. Vranic

Das Hotel ist ganz im Kolonialstil der Wende zum 20. Jahrhundert eingerichtet. Es öffnet seine Tore genau 100 Jahre nach der Balfour-Erklärung. Darin haben die britischen Kolonialherrscher sich für die Staatsgründung Israels in Palästina stark gemacht. An einem Schreibtisch am Eingang sitzt eine Nachbildung des einstigen britischen Außenministers Lord Arthur Balfour.

Kein Detail der Einrichtung ist zufällig gewählt: Auch die Bücher in den Regalen wurden voller Bedacht ausgesucht. Dazu gehören Titel wie etwa "A Room With a View" (Zimmer mit Ausblick) von E. M. Forster.

Im Hotel ist auch ein Museum untergebracht, das vom Professor der Essex University, Gavin Grindon, mitbetreut wurde und sowohl die Mauer als auch die Geschichte der Region erklärt. Auch der Videovortrag hat eine Botschaft, die nachdenklich stimmt: "Wenn Sie nicht vollkommen verwirrt sind, dann haben Sie es nicht verstanden", heißt es.

Das Hotel nimmt den Betrieb für zahlende Gäste am 20. März auf.

rf/so (dpa, guardian, sz, cnn)

 

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