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Politik

Habeck: "Wir können Putin eins auswischen"

10. Juni 2022

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs ruft Wirtschaftsminister Habeck zusammen mit Bundesregierung und Verbänden die Deutschen dazu auf, Energie einzusparen. Helfen könne auch ein Energiespar-Duschkopf, so der Minister.

Deutschland | Berlin | Gipfeltreffen zum Thema Energieeffizienz und Energieeinsparung | Robert Habeck | PK
Wirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin bei der Vorstellung der Energieeinspar-KampagneBild: Tobias Schwarz/AFP

Unter dem Motto "80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel" soll der Verbrauch mit Hilfe von Werbe-Plakaten, Veranstaltungsreihen sowie Förderprogrammen und Beratungs-Angeboten gesenkt werden, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte.

Dies sei für den Klimaschutz und auch wegen der Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen nötig. "Nur mit mehr erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz werden wir unsere Unabhängigkeit stärken." Zudem könne man selbst profitieren: "Nicht nur Putin eins auswischen, sondern auch selbst besser dastehen", sagte Habeck mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, spricht von "exorbitant hohen" GaspreisenBild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

Vorgesehen sind im Rahmen der Kampagne neben Plakaten, Tipps und Ratgebern auch neue Förderprogramme und Beratungsangebote. Das Wirtschaftsministerium beteiligt sich auch selbst mit Energiesparmaßnahmen bei Heizung, Kühlung und Beleuchtung an der Aktion. In allen Büros würden die Klimaanlagen auf 26 Grad Celsius hochgestellt, im Winter solle die Heiztemperatur gesenkt werden, hieß es.

Die Kampagne wird unter anderem von Verbänden wie dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sowie dem Naturschutzring mitgetragen. Botschaften wie "Liebe Duschfans, ein Energiespar-Duschkopf spart 30 Prozent Heizenergie" oder "Liebe 80 Millionen, wer Energie spart, stärkt Deutschlands Unabhängigkeit", sollen die Menschen erreichen.

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sagte, derzeit sei man zwar gut mit Gas versorgt. "Allerdings zu exorbitant hohen Preisen". Das müsse jeder wissen, sei es in der Industrie oder im privaten Bereich. "Gas zu sparen ist gut. Aus Klimagründen, aber auch aus Gründen des eigenen Geldbeutels", sagte er.

Russisches Erdgas auf dem Weg nach Europa - die Erdgasverdichterstation im polnischen MallnowBild: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/picture alliance

Der Naturschutzring sagte Unterstützung zu, mahnte aber ein Tempolimit an. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erklärte: "Energieeffizienz ist ein ureigenes Interesse der Industrie." Deutschland sei da bereits Weltmeister. Die Verbraucherzentralen berichteten von einem Ansturm auf Beratungsangebote, der angesichts der Preise seit längerem zu verzeichnen sei.

Umfrage: Mehrheit will Energie einsparen

Laut einer Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Energiewirtschaft (BDEW) gehen die Menschen in Deutschland bereits bewusster mit dem Thema Energieverbrauch um. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie in den vergangenen Monaten ihr Verhalten geändert und versucht hätten, beim Heizen oder beim Warmwasserverbrauch Energie einzusparen. Nur jeder Fünfte erklärte, sein Verhalten nicht verändert zu haben.

Die Wirkung des milliardenschweren Tankrabatts wird aktuell diskutiertBild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance

Greenpeace-Deutschland-Chef Martin Kaiser warf der Regierung vor, sich erst im vierten Kriegsmonat mit dem Thema zu beschäftigen. Während Habeck die Menschen zum Sparen aufrufe, subventioniere FDP-Verkehrsminister Volker Wissing mit seinem milliardenschweren Tankrabatt den Spritverbrauch. "Das ist als würde der eine einen Brand löschen, während der andere Briketts nachwirft."

Umwelthilfe spricht von Nebelkerze 

Die Deutsche Umwelthilfe nannte Habecks Kampagne eine Nebelkerze: "Anstatt dass er selbst tätig wird, schiebt er die Verantwortung vor allem auf die Verbraucherinnen und Verbraucher und gibt Duschkopf-Tipps." Er solle selbst etwa bei der Sanierung von Häusern mit Vorgaben und Förderung handeln.

Klimastaatssekretär Patrick Graichen hat mehrfach von zehn Prozent Einsparpotenzial gesprochen Bild: Janine Schmitz/photothek/picture alliance

Habeck wollte kein festes Einsparziel bei der Vorstellung der Kampagne nennen und rückte von den von seinem Ministerium mehrfach genannten zehn Prozent ab. Dies sei für manche Menschen nicht machbar. "Dieses 'Zehn Prozent geht doch immer' klingt in vielen Ohren wie blanker Hohn", sagte er mit Blick auf Menschen, die ohnehin strikt sparen müssten. Letztlich könne es aber auch sein, dass insgesamt mehr gespart werde. 

nob/se (rtr, dpa, afp)

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