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Hacking for Health

Daniel Pelz
22. Februar 2017

Fast die Hälfte aller Kenianer kann sich im Krankheitsfall keinen Arztbesuch leisten. Junge kenianische Programmierer wollen das ändern. Auf dem Deutschlandforum im Kanzleramt haben sie dafür einen Preis gewonnen.

Kenia Krankenhaus
Bild: picture-alliance/dpa/C. Ehlers

72 Stunden. Mehr Zeit blieb Ethredah Chao nicht. Dabei sollte das Team um die kenianische Informatikstudentin ein riesiges Problem lösen. "Fast die Hälfte aller Kenianer lebt unter der Armutsgrenze. Wenn sie krank sind, können sie sich keine Behandlung leisten", erzählt die 22-Jährige. "Sie brauchen Geld für Essen, für die Schule ihrer Kinder. Viele denken erst daran, für den Krankheitsfall etwas zurückzulegen, wenn es zu spät ist."

Chao und ihre Mitstreiter wollten eine Lösung finden. Auf dem "Internationalen Deutschlandforum" stellte Chao ihre Idee zusammen mit Teamkollege Jackson Kiarie vor. Zwei Tage lang beraten Experten aus aller Welt auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie die Gesundheitsversorgung weltweit verbessert werden kann.

Die Gewinner des Hacking-for-Health-Wettbewerbs: Kiarie (2. von rechts) und Chao (rechts) mit weiteren Teilnehmern Bild: DW/D. Pelz

Das Zauberwort der jungen Kenianer heißt "Afya-Plan" (Gesundheits-Plan). Entwickelt haben sie diese Idee bei einem Wettbewerb im letzten Jahr. Dafür hatte das Entwicklungsministerium 50 junge Programmierer, Ärzte und Gesundheitsspezialisten in Kenias Hauptstadt Nairobi zusammengebracht. Sie hatten 72 Stunden Zeit, um mit erfahrenen Mentoren Ideen zu entwickeln, wie IT-Lösungen die Gesundheitsversorgung in Kenia verbessern können.

3,4 Milliarden US-Dollar Vermögen

Auf dem Deutschlandforum bekam Chaos Team den Hauptpreis. Sie setzen auf traditionelle Kleinspargruppen - sogenannte "Chamas". Die Idee war naheliegend, so Chao. "Ein Mitglied aus meinem Team und auch meine Mutter sind Mitglieder einer Chama", erzählt ihr Teamkollege Kiarie im DW-Interview.

Insgesamt gibt es rund 300.000 Chama-Gruppen in Kenia. Chamas sind meist klein; zum Beispiel gehören oft nur Bewohner einer bestimmten Straße dazu. Bei wöchentlichen Treffen zahlt jeder einen festgelegten Betrag in einen gemeinsamen Topf. Wirtschaftsexperten vermuten, dass sich die Sparsumme aller Chamas auf 3,4 Milliarden US-Dollar beläuft.

"Im Moment nutzen die Chamas ihr Erspartes für andere Zwecke - für ihren Konsum oder um sich ein kleine Existenz aufzubauen", sagt Chao. "Wir haben uns gefragt: Warum sollte das Geld nicht für die Gesundheitsversorgung genutzt werden?" 

Bei Afya-Plan sollen sich künftig Eltern zu Spargruppen zusammenschließen. Die regelmäßigen Einzahlungen können sie per Handy an die Plattform schicken.

Wird das Kind eines Mitglieds der Gruppe krank, können die Eltern um einen Kredit bitten. Stimmt die Gruppe zu, wird das Geld für die Behandlung direkt an den Arzt oder das Krankenhaus überwiesen.

Die Eltern müssen ihre Schulden zurückzahlen. Dazu kommt ein kleiner Aufschlag für die Afya-Entwickler, die dafür die Plattform betreuen.

Auf die lokale Kultur bauen

"In Kenia gehört fast jede Frau zu einer solchen Sparergruppe. Es ist eine sehr gute Initiative, denn sie baut auf existierenden Strukturen auf. Damit müssten weniger Menschen eine Behandlung aus ihrer Tasche zahlen", lobt die kenianische Ärztin Salome Ngata, die zur Jury gehört.

Doch auf das Team warten noch diverse Herausforderungen. Was passiert, wenn zu viele Mitglieder ihre Kredite nicht zurückzahlen? Kann das Modell auch in anderen afrikanischen Ländern angewendet werden, wo es keine Chamas gibt? Jackson Kiarie und seine Mitstreiter haben aber genug Zeit, darüber nachzudenken. Als Sieger des Wettbewerbs spendiert ihnen das Entwicklungsministerium unter anderem Arbeitsplätze in einem Gründerzentrum in Kenia, Software und auch Beratung, um den "Afya-Plan" weiterzuentwickeln.

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