1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Haftbefehl gegen 103 Akademiker in Istanbul

18. November 2016

Nicht nur die Medien, nicht nur die Opposition: Auch die Intellektuellen sind längst im Visier der Staatsmacht am Bosporus. Die türkische Regierung schlägt in alle Richtungen aus, woher sie Widerstand vermutet.

Türkei Yıldız Technische Universität in Istanbul
Razzia auf dem Campus: Technische Universität Yildiz in Istanbul (Archivbild)Bild: gemeinfrei

Die türkischen Behörden haben die Festnahme von 103 Wissenschaftlern der Technischen Universität Yildiz in Istanbul angeordnet. 73 von ihnen seien bereits in Gewahrsam genommen, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ihnen werde Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen.

Konkret geht es um den Putschversuch im Juli und mutmaßliche Verbindungen zu dem in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen. Die Türkei macht Gülen für den gescheiterten Umsturz verantwortlich, was dieser allerdings zurückweist. Die Polizei habe zeitgleich mehrere Razzien in Istanbul durchgeführt, unter anderem auf dem Universitäts-Campus, hieß es.

Seit dem Putschversuch gehen die Behörden gegen mutmaßliche Gülen-Anhänger, aber auch gegen Oppositionelle und Journalisten vor. Zehntausende Staatsbedienstete wurden entlassen. Nach offiziellen Angaben sitzen mehr als 36.000 Verdächtige in Untersuchungshaft, denen eine Verbindung zum Umfeld der Putschisten unterstellt wird.

Mehr Türken suchen Schutz in Deutschland

In Deutschland steigt die Zahl der Asylbewerber aus der Türkei derweil weiter. Von Januar bis Oktober stellten 4437 Menschen aus dem NATO-Staat einen Antrag in Deutschland, wie die Blätter der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge berichten. Im Jahr zuvor waren es demnach nur 1767 Personen. Besonders in den vergangenen Wochen sei im sogenannten Easy-System eine stetige Zunahme erkennbar.

CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer geht nach eigenen Worten davon aus, dass sich die Entwicklung fortsetzt. Mit Blick auf Äußerungen aus dem Auswärtigen Amt warnte Mayer jedoch: "Wir lösen die Probleme in der Türkei nicht dadurch, dass wir alle regimekritischen Bürger einladen, bei uns Asyl zu beantragen." Diesen Gefallen dürfe man Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht tun. Das SPD-geführte Außenministerium hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass politisch Verfolgte in Deutschland Asyl beantragen können.

jj/sti (dpa, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen