Seit Ende November werden ungewöhnlich viele Haie vor der Küste Israels gesichtet. Angezogen werden sie von einem unnatürlichen Phänomen.
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In den kälteren Wintermonaten tummeln sich manchmal 50 bis 100 Haie im flachen Wasser vor dem Küstenort Chadera, rund 50 Kilometer nördlich von Tel Aviv. Eine derart große Population an Sandbank- und Schwarzhaien sehe man selten, sagt der Meeresforscher Ejal Bigal.Er untersucht seit vier Jahren, was die Tiere ins östliche Mittelmeer treibt.
In den letzten 100 Jahren seien 95 Prozent der Mittelmeer-Haie ausgerottet worden, so Bigal. Da sie flaches Wasser nahe der Küste bevorzugen, seien sie schneller von Fischern gefangen worden. Außerdem würden sich Sandbankhaie (Carcharhinus plumbeus) spät fortpflanzen - oft erst nach 20 Jahren. Umso erstaunlicher sei es, so viele Exemplare der gefährdeten Art an einem Ort zu sehen.
Unnatürliche Wärmequelle
Angezogen würden sie offenbar von warmem Wasser, das aus einem nahe gelegenen Kraftwerk ins Meer gepumpt wird, so der Wissenschaftler der Universität Haifa. Denn genau dort tummeln sich die Haie. "Mitten im Jacuzzi", scherzt Bigal. Möglicherweise lockt auch Fischreichtum die Jäger in die Gegend. Jedes Jahr kommen andere Haie. Das weiß Bigal, da er bereits 41 Tiere mit Sensoren versehen hat, um ihre Wege nachzuverfolgen. Zwei Sandbankhaie seien bereits vor zwei Jahren in Chadera gewesen, die übrigen seien Neulinge.
Seit einiger Zeit sammelt Bigal mit seinen Forscherkollegen neben Blut- und Gewebeproben auch Ultraschallbilder der Tieren. Die Forschungsmöglichkeiten in diesem "Labor mitten in der Natur" seien ideal, die Forscher können die Tiere im flachen Wasser untersuchen, ohne sie aus dem Meer ziehen zu müssen.
Haie locken auch zahlreiche Taucher und Beobachter an
Das Haispektakel lockt allerdings auch zahlreiche Taucher an, selbst vom Strand aus sind die Haie mit bloßem Auge zu sehen. "Man wird `Shark Watching´ nicht verhindern können", meint Bigal. Er sieht darin aber auch eine Chance, die Menschen aufzuklären. Schließlich seien Haie enorm wichtig für das Ökosystem, weil sie kranke Meerestiere fressen und Populationen anderer Spezies kontrollieren.
Die israelischen Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie die Haie noch bis Mai beobachten können. Dann wandern die Tiere erfahrungsgemäß wieder in kühlere Gewässer.
Haie: Beeindruckende Großmäuler
Haie sind super gefährlich? Aggressive Monster? Unsinn! Und Zeit, mit solchen Klischees Schluss zu machen. Hier ein paar wissenschaftliche, unterhaltsame und berührende Fakten über die Jäger der Meere.
Bild: picture-alliance/dpa
Schön gruselig
Klar, ganz ungefährlich sind Haie nicht. Die meisten Haiattacken auf Schwimmer, Taucher oder Surfer gehen auf das Konto des Tigerhais. Denn eigentlich frisst er alles, was ihm vors Maul kommt: Schildkröten, Vögel, Fische - auch Haie. Und sogar Autoreifen, Schilder und anderes Treibgut - weshalb er auch lange Zeit als "Abfallfresser" bezeichnet wurde.
Bild: Imago/imagebroker
Fatale Neugier
Tigerhaie sind sehr neugierig. Deswegen kommt es in Ausnahmefällen vor, dass ein Hai geschmacklich antestet, ob ein Mensch als Beute taugt. In der Regel spuckt er ihn ziemlich schnell wieder aus, denn Menschenfleisch mag er nicht. Doch schon dabei verletzt sich der Schwimmer an den messerscharfen Zähnen und kann verbluten, wenn nicht rasch Hilfe kommt.
Bild: picture-alliance/wildlife
Geringes Risiko
Doch normalerweise interessieren sich Haie kaum für Menschen. Tragische Unfälle sind extrem selten. Jedes Jahr sterben nach Angaben von Hai-Forschern durchschnittlich fünf Menschen nach einer Attacke. Weltweit sollen nicht mehr als 63 Unfälle im Jahr passieren. Das Risiko liegt bei 1:240 Millionen, sagt der Präsident der Haischutzorganisation "Sharkproject", Gerhard Wegner.
Bild: gemeinfrei
Wertvolle Beute
Haie werden nicht nur gejagt, weil sie gefährlich sind. Jedes Jahr werden nach Angaben der "Sharklife Conservation Group" über 100 Millionen Haie aller Arten getötet. Etwa 70 Haiarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht - davon werden die meisten schon heute als nicht mehr überlebensfähig bezeichnet.
Bild: picture-alliance/dpa
Langsamer Tod
Vor allem ihre Flossen werden den Haien zum Verhängnis. In China und anderen asiatischen Ländern gilt Haifischflossensuppe als Delikatesse. Dafür werden Haien an Bord des Fangschiffes bei lebendigem Leib die Flossen amputiert (shark finning), der Rest wird kurzerhand zurück ins Meer geworfen. Der schwer verletzte Hai verblutet langsam und stirbt am Ende qualvoll.
Bild: Gerhard Wegner/Sharkproject
Objekt der Begierde
Für solche - zugegeben sehr eindrucksvollen Zähne zahlen Touristen und Trophäenliebhaber enorme Preise. Nur um sie sich als Kette um den Hals zu hängen oder sie im Wohnzimmer verstauben zu lassen. Die Zähne eines Weißen Hais können bis zu 7,5 Zentimeter lang werden. Auch der ganze Kopf des Hais ist ein beliebtes Dekoobjekt.
Bild: Getty Images
Muntere Artenvielfalt
Haie sind uralte Fische. Es gibt sie schon seit mehreren Millionen Jahren. Im Laufe der Evolution haben sich allerlei Formen und Größen entwickelt - auch lustige - wie dieser Hammerhai. Was die extreme Verbreiterung des Kopfes soll, ist noch nicht ganz geklärt. Forscher nehmen an, dass der Hai seine Umgebung so großflächiger scannt. Denn die Augen liegen jeweils am Ende des "Hammers".
Bild: imago/imagebroker
Der größte Fisch der Welt
Es gibt winzige Haiarten, wie den Zwerghai, der gerade mal 20 Zentimeter klein ist. Und es gibt riesige, wie diesen Walhai. Er wird über 13 Meter lang und zwölf Tonnen schwer. Aber wie das meistens so ist bei Riesen - der Walhai ist völlig harmlos! Er frisst ausschließlich Plankton und Kleinstlebewesen und man könnte ihn sogar streicheln.
Bild: ASIF HASSAN/AFP/Getty Images
Platt und harmlos
Auch das ist ein Hai - auch wenn er eher aussieht wie ein Rochen. Engelhaie lungern am Boden herum und lauern dort auf Beute: nicht auf Taucher, sondern auf Meeresschnecken, kleine Fische und Krebse.