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Politik

Haiti enzieht Oxfam Arbeitserlaubnis

22. Februar 2018

Mitarbeitern der Hilfsorganisation wird vorgeworfen, in dem Katastrophengebiet nach dem Erdbeben 2011 Frauen sexuell genötigt zu haben. Oxfam soll davon gewusst haben. Auch andere NGOs räumen nun Fehler ein.

Haiti Mitglieder der Oxfam-Leitung treffen Minister für Planung und externe Zusammenarbeit
Haitis Minister für externe Zusammenarbeit, Aviol Fleurant, (links) mit Oxfams Regionaldirektor Simon TicehurstBild: Reuters/A.M. Casares

Nach dem Skandal um sexuelles Fehlverhalten bei Oxfam Großbritannien hat die haitianische Regierung der Hilfsorganisation vorläufig die Arbeitserlaubnis für die Karibikinsel entzogen. Die Suspendierung solle zunächst für zwei Monate gelten, berichtete die örtliche Zeitung "Le Nouvelliste".

Vor kurzem waren Berichte über Sex-Partys von Oxfam-Mitarbeitern mit Prostituierten 2011 in Haiti bekannt geworden. Einem Report zufolge kam es dort zudem zu sexueller Ausbeutung, Belästigung und Einschüchterung durch Oxfam-Mitarbeiter, die den Menschen in dem Land helfen sollten. Sieben Mitarbeiter, darunter der Oxfam-Leiter für Haiti, mussten gehen.

Was wusste Oxfam von den Vorfällen in Haiti 2011?

Haitis Regierung will nun untersuchen, wie die britische Hilfsorganisation mit diesen mutmaßlich schon länger kursierenden Vorwürfen umgegangen ist. Den sieben Mitarbeitern sei bereits 2011 gekündigt worden, nachdem innerhalb der Organisation Berichte über ihr Fehlverhalten bekannt wurden. Dem Minister für internationale Zusammenarbeit, Aviol Fleurant, zufolge soll auch überprüft werden, ob es sich bei den Prostituierten um Minderjährige gehandelt habe.

Oxfam untersucht derzeit 26 Berichte über Vorfälle in den eigenen Reihen, wie der britische Chef der Organisation, Mark Goldring, anfang der Woche einem Parlamentsausschuss in London berichtete. Es handele sich um ältere und jüngere Vorkommnisse, die erst in den vergangenen zwei Wochen bekannt geworden seien. Die Oxfam-Division aus Großbritannien ist eine von vier Gruppen der internationalen Hilfsorganisation, die in Haiti gearbeitet hatten.

Auch "Save the Children" gesteht Belästigungen ein

Auch die Hilfsorganisation "Save the Children" berichtete vor dem Ausschuss von sexuellen Belästigungen in den eigenen Reihen. Demnach wurden 35 Fälle im Jahr 2017 gemeldet. 19 Beschuldigten sei gekündigt worden, sagte Geschäftsführer Kevin Watkins. Ärzte ohne Grenzen und die US-Flüchtlingsorganisation International Rescue Committee (IRC) hatten ebenfalls in den vergangenen Tagen Fehlverhalten in den eigenen Reihen eingeräumt.

Oxfam-Chef Mark Goldring (Mitte) musste sich vor dem Untersuchungsausschuss im Londoner Parlament verantwortenBild: picture-alliance/empics/PA Wire

Seit dem Bekanntwerden des Skandals bei Oxfam seien binnen zehn Tagen 7000 regelmäßige Spender abgesprungen, sagte Oxfam-Chef Goldring. Er entschuldigte sich für das Verhalten von Mitarbeitern gegenüber Frauen nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti im Jahr 2010. Auch für sein eigenes Verhalten entschuldigte sich Goldring. Er hatte in einem Interview der Zeitung "The Guardian" gesagt, seine Organisation werde angegriffen, als ob sie "Babys in ihren Bettchen ermordet" hätte.

Kritiker warfen ihm vor, er spiele den Skandal herunter. "Ich war unter Stress", erklärte Goldring sein Verhalten. Oxfam ist ein internationaler Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Die britische Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence war wegen des Skandals zurückgetreten. Die Organisation legte inzwischen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog vor.

myk/mak (dpa, APE)

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